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Nachtklinge: Roman (German Edition)

Nachtklinge: Roman (German Edition)

Titel: Nachtklinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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Besuch?«
    Iacopo lief rot an.
    »Schon gut. Die meisten werden überhaupt nie hierher eingeladen.«
    Iacopo wählte das größte Schlafzimmer, das man ihm anbot.
    Protzige Silberspiegel und ein großer Perserteppich schmückten die Wände, auf dem ovalen Tisch aus gestreiftem Marmor standen ein Krug Rotwein und Trauben. Dem Mädchen war sein staunender Blick nicht entgangen. Belustigt nahm sie eine Traube, wandte sich ab, versteckte sie geschickt zwischen ihren Schenkeln und lud ihn ein, die süße Frucht zu pflücken. Mit seiner Zunge.
    * * *
    Viele Räume in Venedig wirkten bei Kerzenlicht prächtig, so wie es auch den meisten Gesichtern schmeichelte. Als Iacopo erwachte, sah das Zimmer jedoch auch bei Tageslicht prunkvoll aus, und das Mädchen neben ihm war ebenso jung und schön wie am Abend zuvor.
    »Sehe ich dich wieder?«
    Ihr Lächeln sagte ihm, dass sie diese Frage nicht zum ersten Mal hörte. Sie erhob sich und schlüpfte in einen seidenen Morgenmantel. Sie ließ die Finger durch Iacopos Locken gleiten, strich über seine Lippen und wich zurück, bevor er ihren Busen berühren konnte.
    »Das hängt davon ab, ob du wieder hierherkommst.«
    »Wir können uns auch so treffen …«
    Wie grauenhaft phantasielos,
dachte Alexa. Das galt nicht nur für seinen naiven Vorschlag oder die beinahe ehrfürchtige Traurigkeit, mit der er von dem vergoldeten, prächtigen Zimmer Abschied nahm, sondern für alles, was er in den vergangenen sechs Stunden mit dem Mädchen gemacht hatte.
    Jedenfalls solange Alexa zugesehen hatte.
    Während man den jungen Mann die Treppe hinuntergeleitete, folgte der dritte Teil der Verführungstaktik. Iacopo, gewaschen und angezogen, sorgte sich wahrscheinlich bereits, wie er seinem Herrn seine nächtliche Abwesenheit erklären sollte, als er unversehens mit einem breitschultrigen Mann zusammenstieß. Iacopo war fassungslos, als ihm der Regent auf die Schulter klopfte wie einem alten Kameraden.
    »Ein Freund von Hauptmann Roderigo?«
    Iacopo verneigte sich tief. »Iacopo, Durchlaucht.«
    »Komm und iss mit uns. Du musst hungrig sein!« Grinsend führte der Regent den jungen Mann in einen Raum, in dem etliche Edelleute beim Frühstück saßen. Nur Graf Roderigo erwiderte Iacopos Gruß.
    Iacopo ließ sich am Ende der Bank nieder.
    Es gab warmes Brot, Ziegenkäse, gesalzenes Fleisch und so frischen Fisch, dass er den Fischern heute Morgen ins Netz gegangen sein musste. Dazu wurden Dünnbier, Weißwein und fermentierte Milch gereicht, die jedoch lediglich ein dunkelhäutiger Seldschuke trank.
    Auf eine diskrete Geste des Regenten zogen sich die Gefährten nach und nach zurück, bis nur noch er selbst, Roderigo und Iacopo übrig waren.
    »Setz dich zu uns«, dröhnte Alonzo.
    Iacopo erhob sich und nahm den angewiesenen Platz ein. Die Miene des Regenten war inzwischen nicht mehr ganz so freundlich, und er musterte gereizt sein halb geleertes Weinglas.
    Jetzt lässt er die Katze aus dem Sack, dachte Alexa.
    »Die Rotkreuzler haben mir eine Nachricht gesandt.«
    Iacopo schwieg. Er hatte keine Ahnung, wer die Rotkreuzler waren und warum diese Nachricht den Prinzen erzürnte. Wie man ihm erklärte, handelte es sich dabei um eine Gruppe teutonischer Ritter, die Venedig angeheuert hatte, um die Heiden in Montenegro zu bekämpfen. Nun hatten sie stattdessen einen neuen Orden gegründet.
    »Sie halten nach einem Befehlshaber Ausschau.«
    »Durchlaucht!« Hauptmann Roderigo klang entsetzt.
    »Ja, es ist furchtbar. An der Seite von Verrätern soll ich Heiden bekämpfen. Am liebsten würde ich sofort Segel setzen lassen und allen zusammen den Garaus machen. Ich hätte nicht übel Lust auf eine letzte Schlacht, bevor ich alt werde. Die Politik ermüdet mich. Ein Ratstreffen folgt auf das andere, es geht um Monopole und Besteuerungen. Alle sind nur aufs Geld aus. Venedigs letzte Schlacht hat sich vor Zypern abgespielt, und die Insel ist bereits mehr oder weniger unser Eigentum. Außerdem mussten wir uns dabei auf einen Mauren verlassen, der sein Mäntelchen nach jedem Wind hängt.«
    Iacopo traute seinen Ohren kaum.
    »Glaubst du, ich irre mich?«
    Die Frage war an ihn gerichtet.
    »Na?«, wiederholte Alonzo gereizt. »Was glaubst du? Findest du es falsch, dass ich diese Kloake hier verlassen und wieder in die Schlacht ziehen will, gemeinsam mit aufrechten Christensoldaten?«
    »Durchlaucht«, sagte Iacopo und schwieg.
    Da es keine richtige Antwort auf diese Frage gab, verlegte er sich aufs

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