Nachts sind alle Katzen geil.
zweideutig.
»Ich, äh, es, …« suchte er nach der passenden Antwort.
Ein Tusch von der Combo ließ den Saal zur Ruhe kommen,
rettete Malte aus dieser prekären Situation. Harald hielt eine
kurze Ansprache und eröffnete dann das kalte Buffet. Miriam
und Malte warteten, bis der erste Ansturm vorbei war, stellten
sich dann gemeinsam an und nahmen nebeneinander an einem
Tisch Platz. Sie unterhielten sich angeregt, vergaßen dabei fast
das Essen. Erneut machte die Combo auf sich aufmerksam.
»Die Tanzfläche bitte freimachen, das Geburtstagskind
eröffnet den Reigen«, murmelte der Bandleader ins Mikrophon.
Harald erhob sich, griff nach der Hand seiner Frau und betrat
mit ihr das Parkett. Im dreiviertel Takt wogen sie sich zum
»Schneewalzer« über die Fläche. Dann trennten sie sich und
Harald kam auf Miriam zu.
»Darf ich bitten, Schwesterlein?« fragte er mit einem
angedeuteten Diener.
Blitzschnell erhob sie sich und begleitete ihren Bruder auf die
Tanzfläche.
Miriam war eine exzellente Tänzerin, das bemerkte selbst
Harald sofort. Geschmeidig wie eine Katze bewegte sie sich
zum Takt der Musik. Malte sah sie fasziniert an. Sie trug ein
rotes, schulterfreies, nur durch dünne Spaghettiträger gehaltenes
Tanzkleid. Am Oberkörper eng anliegend, verbreitete es sich ein
wenig ab der Hüfte, reichte genau bis zum oberen Ansatz ihrer
Knie. Bei jeder Drehung hob sich der Saum leicht an, zeigte
noch etwas mehr von ihren grazilen Beinen. Leicht wie eine
Feder war ihr Schritt, sie schwebte förmlich über das Parkett. Er
hätte ihr stundenlang zuschauen können. In diesem Moment
bereute er es, dass er nie eine Tanzschule von innen gesehen
hatte.
Die Combo machte die erste Pause und plötzlich stand Miriam
wieder neben ihm.
»Du schuldest mir noch etwas«, sah sie ihn erwartungsvoll an.
»Eigentlich hätte ich eine Strafe verdient und nicht du«, war
Malte immer noch etwas unsicher.
»Das lass mal meine Sorge sein«, erwiderte sie bestimmt.
»Aber erstmal brauche ich eine kleine Erfrischung. Begleitest
du mich?«
Ohne eine Antwort von ihm abzuwarten hakte sie sich bei ihm
ein und führte ihn zur Sektbar. Sie griff nach zwei vollen
Gläsern, drückte ihm eines in die Hand.
»Auf den schönen Abend«, prostete sie ihm zu.
»Und du willst deine Gesundheit wirklich noch einmal
riskieren?« nahm er das Thema wieder auf.
»Das bekommen wir schon hin. Ich zeige dir ein paar Schritte,
mit denen man fast alles tanzen kann.«
Sie leerte das Glas in einem Zug und stellte es auf den Tresen
zurück. Dann schob sie ihn ein wenig weiter, stellte sich direkt
neben ihn.
»Also, schön aufpassen und mitmachen! Eins – zwei – drei –
vier.
Eins – zwei – drei – vier.«
Malte schritt brav neben ihr her.
»Prima!« frohlockte sie, »und jetzt immer weiter.«
Mit diesen Worten machte sie eine halbe Drehung, legte ihren
linken Arm auf seine Schulter und griff nach seiner anderen
Hand.
Zaghaft legte er seine Rechte auf ihren Rücken.
»Nicht so schüchtern, junger Mann, ich bin nicht aus Glas und
ich beiße auch nicht«, lachte sie herzlich.
Malte kam ein wenig näher, berührte sie nun mit der ganzen
Handfläche in der Taille.
»Eins – zwei – drei – vier. Eins – zwei – drei – vier.«
»Und noch einmal.«
»Eins – zwei – drei – vier. Eins – zwei – drei – vier. Hey, das
klappt doch schon ganz toll«, lobte sie ihn.
In diesem Moment fing die Combo wieder an zu spielen.
»Ein Foxtrott. Komm, wir probieren es gleich aus.«
Miriam packte ihn am Armel, zog ihn mit sich direkt auf die
Tanzfläche. Mit schlotternden Knien folgte er ihr.
»Eins – zwei – drei – vier. Eins – zwei – drei – vier«, zählte
Malte in Gedanken. Aber nicht lange, dann ging es fast wie von
alleine.
Miriam führte ihn übers Parkett. Es war der blanke Wahnsinn.
Malte fühlte ihren warmen Körper in seinem Arm, spürte, wie
sie sich wog. Und wie sie ihn dabei die ganze Zeit über
anlächelte.
Dann kam ein Walzer. Auch das bekam er relativ schnell hin.
Ebenso sie Sache mit der Polka. Bei den anderen Tänzen musste
er passen, überließ sie aber immer nur vorrübergehend in die
Hände eines versierteren Tänzers.
Die Zeit verging wie im Fluge, es war bereits kurz vor vier Uhr
morgens und die Combo läutete die letzte Runde ein. Der Takt
war langsam. Miriam schmiegte sich an ihn. Zwangsläufig fuhr
seine
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