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Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Titel: Nachts, wenn der Feuerteufel kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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vor sich
hin, aber nicht Worte, sondern ein Gemisch aus Ächzen und Seufzen, als arbeite
er schwer.
    Ganz dicht trat er an den
Heuhaufen heran. Er griff hinein — soviel er mit beiden Armen fassen konnte.
Das Heu breitete er auf dem Boden aus.
    Aus der Einkaufstasche holte er
den Deckel eines Schuhkartons und stellte ihn auf das Heu.
    Was wird denn das, wenn’s
fertig ist, dachte Tarzan verwundert.
    Jetzt nahm der Bauer eine
Wachskerze aus der Tasche. Sie sah aus, als wäre sie Weihnachten
übriggeblieben. Er schnippte sein Feuerzeug auf, zündete sie an, ließ einige
Wachstropfen auf den Deckel fallen und benutzte die Stelle, um dort die Kerze
festzukleben.

    Auf den Pappdeckel und rund um
sie verteilte er eine dünne Schicht Heu. Die Kerze brannte und verbreitete
Honigduft.
    Er trat zurück und betrachtete
sein Werk. Offenbar war er zufrieden. Er machte kehrt und verließ die Scheune.
Sekunden später fuhr der Wagen ab.
    Wie von der Tarantel gebissen,
schnellte Tarzan aus dem Heu.
    „Was ist denn mit dir?“ Mühsam
wühlte Klößchen sich hervor. „Ich...“
    „Kapierst du denn nicht, was
hier läuft!“ rief Tarzan. „Gabys müde Füße und ein glücklicher Zufall haben uns
hergeführt. Und jetzt haben wir ihn! Jetzt kennen wir ihn! Beschreiben können
wir ihn! Er ist entdeckt — und wir kriegen die ausgesetzte Belohnung!“
    Klößchen ließ den Mund offen.
„Von wem redest du?“
    „Vom Feuerteufel! Von dem seit
Monaten gesuchten Brandstifter. Du hast es doch gelesen. Die Zeitungen sind
voll von dem unbekannten Verbrecher!“
    „Und du meinst, das war er?“
Gabys Stimme klang heiser vor Aufregung.
    Tarzan deutete zur Kerze. „Das
ist der Beweis. Die Kerze brennt langsam herab. Etwa eine Stunde wird es
dauern, schätze ich. Dann berührt die Flamme das Heu. Das fängt Feuer. Die
Flammen greifen auf das andere Heu über. Nur wenige Augenblicke — und unser
Heuhaufen ist ein loderndes Inferno (Hölle ). Rettungslos wäre die
Scheune verloren. Aber der Brandstifter ist längst weit weg, sitzt mit irgendwelchen
Leuten zusammen und hat dadurch ein so sicheres Alibi, daß ein Verdacht albern
erschiene.“
    „Mich laust der Affe!“ stöhnte
Klößchen. „Was für ein Glück, daß wir hier sind. Wir können löschen. Aber -
woher kriegen wir Wasser?“
    „Einfacher wäre“, sagte Gaby,
„wir lassen den Brand gar nicht zu, sondern pusten die Kerze aus.“
    „Tatsächlich!“ rief Klößchen.
„Das erspart eine Menge Mühe.“
    Alle lachten — trotz des
ernsten Hintergrundes der Situation.
    Sie stiegen aus dem Heu.
Kopfschüttelnd umstanden sie die brennende Kerze. Die gelbliche Flamme
flackerte nur wenig.
    „Wie am ersten Advent“, sagte
Klößchen, „nur nicht so feierlich!“
    „Nicht mal auf die Katze nimmt
dieser Feuerteufel Rücksicht!“ rief Gaby entrüstet. „Schließlich hat sie hier ihre
Jungen. Und die sind noch so winzig.“
    „Aber die wären nicht
verbrannt“, sagte Karl. „Katzenmütter sind so aufopfernd, daß sie jederzeit ihr
Leben riskieren, um die Jungen zu retten. Ganz rührend ist das. Die Kätzin
würde jedes Junge im Maul hinaustragen — kilometerweit, wenn es sein müßte.“
    „Jetzt retten wir die Scheune“,
sagte Klößchen.
    Aber er überließ es Tarzan, die
Kerze auszupusten.

2.... und sie brennt doch
     
    In der Stadt und den
umliegenden Landkreisen wußte sicherlich jeder über die Untaten des
Feuerteufels Bescheid. So hatte die Presse den Unbekannten benannt. Drei
Dutzend Brandstiftungen, schätzte man, gingen auf sein Konto. Wo auch immer er
nachts zuschlug — nur Asche und Trümmer blieben zurück. Der Schaden ging in die
Millionen. Seine bevorzugten Objekte waren: Scheunen, Bauernhöfe,
Wochenendhäuser und Hütten. Aber auch ein Ausflugslokal war niedergebrannt.
    Als die vier die Scheune
verließen, war jede Müdigkeit verflogen.
    „Jetzt spornstreichs (veraltetes
Wort für: sofort ) nach Dengenbach!“ verfügte Tarzan. „Von dort rufen wir
Gabys Vater an. Der wird sich freuen, daß ausgerechnet wir den Feuerteufel
beschreiben können. Ein Jammer, daß wir die Autonummer nicht gesehen haben.
Aber wir wissen, daß er einen blauen Käfer fährt. Das hilft bestimmt bei der
Fahndung.“
    Sie marschierten durch die
Abenddämmerung. Die Sonne war hinter den Horizont getaucht, der Weg mit Steinen
übersät.
    In einer Senke, wo sich zwei
Wege schnitten, kam ihnen ein Mann entgegen. In der Hand hielt er eine
ellipsenförmig gebogene Drahtschleife, die

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