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Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Nachts, wenn der Feuerteufel kommt

Titel: Nachts, wenn der Feuerteufel kommt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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entfernt an ein Y erinnerte.
    Tarzan hatte so ein Ding schon
mal gesehen und wußte sofort, was es war: eine Wünschelrute. War der Mann ein
Rutengänger?
    Er blieb stehen. Die Kinder
grüßten höflich, und der Mann nickte.
    Tarzan hatte eine Idee.
    „Ist Ihnen vielleicht ein
blauer VW begegnet?“ fragte er.
    „Ja, vor wenigen Minuten“, war
die Antwort. „Du meinst den Bauer Fanhauser?“
    „Wie er heißt, weiß ich nicht.
Ich meine einen großen, kräftigen Mann mit... vollem Gesicht. So um die
Vierzig. Er trug einen grünen Lodenanzug.“
    „Das ist Fanhauser“, bestätigte
der Fremde. „Ein Bauer aus Dengenbach. Worum geht’s denn?“
    Tarzan wollte ausweichend
antworten, aber Klößchen, dem die Sensation auf der Seele brannte, kam ihm
zuvor.
    „Das ist der Feuerteufel“,
erklärte er aufgeregt. „Wir haben gerade beobachtet, wie er die große Scheune
am Waldrand mit einer Kerze niederbrennen wollte.“
    „Ach, was du nicht sagst!“ Der
Fremde beugte sich vor. Tarzan hätte seinen Freund am liebsten geohrfeigt, schluckte
aber den Grimm hinab und musterte den Fremden.
    Er war mittelgroß, sein völlig
kahler Schädel fast viereckig. Auch das harte Gesicht schien wie aus Kanten
zusammengebaut. Kleine Augen standen dicht beieinander. Er hatte borstige
Brauen und einen Schnauzbart wie aus Handschuhwolle gemacht. Trotz seines
Kahlkopfes schien er nicht älter als 50 zu sein.
    Jetzt, da die Katze aus dem
Sack war, ließ sich nichts mehr geheimhalten.
    Klößchen erzählte. Der
Kahlköpfige drückte seine Verwunderung aus.
    „Das mit der Kerze läßt keinen
Zweifel zu. Fanhauser also! Wer hätte das gedacht! Es ist richtig, daß ihr
jetzt gleich die Polizei verständigt. Ich wundere mich nur, daß er seine eigene
Scheune abbrennen will. Die große dort hinten gehört nämlich ihm, soviel ich
weiß.“
    „Das wird die Polizei alles
klären“, meinte Tarzan. Bevor er sich zum Gehen wandte, deutete er auf die
Drahtschleife. „Sie sind Rutengänger?“
    „Ah, du kennst das. Ja. Das
heißt, ich will mal einer werden. Noch übe ich. Ich betreibe es auch nur als Hobby.
Ich versuche, Wasserläufe aufzuspüren, Erze — und was so dazu gehört. Ich bin
oft in der Gegend hier. Wenn wir uns mal wieder treffen, zeige ich euch, wie
man mit einer Wünschelrute umgeht. Jetzt habt ihr’s ja eilig.“

    Das hatten sie wirklich. Die
letzte Strecke bis Dengenbach legten sie im Sturmschritt zurück. In der Ferne
hob sich der mächtige Butterberg vor dem Abendhimmel ab.
    Klößchen jammerte, er hätte
schrecklichen Hunger, stieß aber auf taube Ohren, denn ans Mahlzeiten dachte
jetzt keiner - außer ihm.
    Sie kannten sich einigermaßen
aus im Dorf. Die einzige Telefonzelle stand vor dem kleinen Postamt. Aber das
war am anderen Ende.
    Um Zeit zu sparen, steuerten
sie das nahe Gasthaus DREI EICHEN an. Es gab einen Wirtsgarten, in dem
Kastanien standen. Von Eichen keine Spur. Einige Gäste saßen dort bei Bier und
kräftigem Imbiß; aber mehr Betrieb war in der großen Gaststube, wo geschäftige
Kellnerinnen den Gästen servierten und dicker Zigarrenqualm unter der
holzgetäfelten Decke schwebte.
    Die TKKG-Freunde traten ein.
    „Eine seltene Gelegenheit“,
meinte Klößchen, „Pflicht und Neigung miteinander zu verbinden. Du“, er meinte
Tarzan, „erfüllst die Pflicht, indem du Kommissar Glockner verständigst. Ich folge
meiner Neigung, indem ich mir Bratwurst mit Kartoffelsalat bestelle — und ein
bis zwei Tafeln Schokolade, anschließend.“
    „Ich trinke einen Tee“, sagte
Gaby. „Und ein Käsebrot wäre nicht schlecht. Da wir auf meinen Papi ohnehin
warten müssen, ist das hier der richtige Ort.“
    „Ich lösche zuerst meinen
Durst“, verkündete Karl.
    „Hoffen wir“, sagte Tarzan,
„daß uns das Abendessen nicht im Hals stecken bleibt. Seht mal, wer dort in der
Ecke sitzt!“
    Er saß allein am Tisch. Er
hatte ein Bier und einen Schnaps vor sich stehen. Sein feistes Gesicht war
gerötet. Eben sah er auf seine Armbanduhr. Als er vom Bier trank, verschüttete
er etwas auf den Ärmel seiner grünen Lodenjacke. Dann blickte er zum Eingang,
wo die vier Freunde standen.
    Rasch wandten Gaby und Karl den
Blick ab. Tarzan, der kaltblütig blieb wie ein Salzwasserfisch, schien mit der
Suche nach einem freien Tisch beschäftigt. Sein Blick wanderte umher, streifte
über Fanhauser, verriet aber keinerlei Interesse.
    Nur Klößchen glotzte wie ein
Mondkalb. Aber Fanhauser, etwas kurzsichtig offenbar, bezog das

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