Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)
lustig.
»Na und?« Konstantine zuckte mit den Achseln. »Okay, okay, die meisten Amerikaner können kein Russisch.«
Zorana schlang einen Arm um seine Taille und drückte ihn zärtlich an sich.
»Ich gehöre zur Familie, trotzdem verwandle ich mich nicht in ein wildes Tier.« Firebird lächelte gewinnend. Seit dem Collegeabschluss lächelte sie nur noch selten. »Du etwa, Mama?«
»Nein, ich auch nicht.«
»Einmal im Monat verwandelt ihr euch in fauchende Katzen«, brummelte Jasha.
»Darüber spricht Mann nicht. Das ist Frauensache.« Zwischen Konstantines Brauen schob sich eine tiefe Falte. Seine Söhne waren mächtig vorlaut.
»Genau wie Wäschewaschen«, konterte Rurik.
»O Mann. Gleich gibt’s Ärger.« Jasha duckte sich vorsichtshalber.
Konstantine dachte das Gleiche und ging seiner Frau aus der Schusslinie.
Die temperamentvolle Zorana teilte Rurik jedoch keine Backpfeife aus. Stattdessen blickte sie fragend zu Konstantine hoch. »Du hast gar nicht über Adrik gesprochen.«
Sein Herz zog sich schmerzvoll zusammen, dennoch antwortete ihr Mann gefasst: »Adrik ist für uns gestorben.«
»Nein.« Zorana schüttelte heftig den Kopf.
»Er ist für uns gestorben«, wiederholte er mit Nachdruck.
Seine Familie beobachtete ihn, tief bestürzt, dass sie den Jungen verloren hatten. Konstantine war jedoch der Patriarch. Er musste hart bleiben.
Adrik war ihm ungehorsam gewesen. Er hatte auf sein Recht zur Transformation beharrt, und die Verwandlung hatte ihn tief in den Schlund des Bösen gestürzt.
O ja. Konstantine kannte diesen Schlund sehr gut. Zuweilen, nachts, hatte er das Gefühl, er lebte noch dort.
Die Sonne war am Horizont verschwunden. Der Mond ging auf, und die Sterne glitzerten wie winzige Diamantsplitter am samtschwarzen Himmel.
Die Wilders standen allein auf ihrem riesigen Anwesen. Allein - und dennoch lauerten ihre Brüder und Schwestern überall im Gebüsch. Ein kühler Windhauch zauste die Zweige, und die Zedern verströmten ihren würzigen Duft.
Zorana löste den Blickkontakt mit Konstantine. Kehrte ihrer Familie den Rücken und ballte die Fäuste. »Ich hasse dieses Ding da.«
»Welches Ding?« Jasha hatte es noch nicht gesehen.
»Mama, lass doch. Komm, reg dich nicht auf«, versuchte Firebird zu beschwichtigen.
»Es ist infam.« Zorana riss die Tücher von der Statue, die der junge Künstler modelliert hatte. »Es ist eine Unverschämtheit!« In einem plötzlichen Temperamentsausbruch ging sie wütend mit den Fäusten auf den noch weichen Ton los.
»Nein, Mama. Nicht!« Firebird packte ihre Mutter am Arm.
Alle erstarrten.
Keiner wusste, warum. Sie wussten nur, dass etwas geschehen war.
Oder dass etwas geschehen würde.
Langsam drehte Zorana sich um, betrachtete entrückt die knisternden Scheite. Und war mit einem Mal … eine andere. Eine Fremde.
Als sie sprach, klang ihre Stimme leise, tief, kehlig-weich.
Erschreckend anders. Es war nicht die Stimme seiner Frau. Das war nicht Zorana.
» Jeder meiner vier Söhne muss eine von den Varinski-Ikonen finden.«
» Vier … Söhne?« Konstantine ließ den Blick über seine Kinder schweifen. Die beiden Söhne, seine einzige Tochter - und war in Gedanken bei dem anderen Sohn, seinem Adrik.
»Kraft ihrer Liebe können sie die Heiligenbilder heimbringen.« In Zoranas kohlschwarzen Augen funkelte ein wildes Feuer. »Ein Kind kann das Unmögliche vollbringen. Oder die geliebte Familie wird durch Verrat zerstört - und in die Flammen springen.«
Zorana war in einen Trancezustand gesunken.
Vor ihrer Heirat mit Konstantine war sie die Seherin ihres Stammes gewesen und hatte die Zukunft weissagen können. Nachdem er sie von ihrem Clan weggeholt hatte, hatte sie keine einzige Vision mehr gehabt.
Mit einem Mal schien es, als sprudelten die lange unterdrückten Prophezeiungen mit Macht aus ihr heraus.
Zorana hob ihre Hand und deutete von einem Kind zum anderen.
» Die Blinden können sehen, und die Söhne von Oleg Varinski haben uns gefunden.«
Jasha straffte sich und sagte mit Bestimmtheit: »Mutter, hör sofort auf damit.«
Dummer Junge. Als hätte er damit irgendetwas bewirken können.
Sie hörte ihn nicht einmal. Sie war weit entrückt von dieser Welt. » Du darfst dir nie sicher sein, denn sie sind überall. Um den Pakt nicht zu gefährden, wollen sie dich vernichten.«
Sie deutete mit ihrem Zeigefinger auf Konstantine. » Wenn
die Wilders den Pakt mit dem Teufel nicht zu brechen vermögen, wirst du nach deinem Tod in die
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