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Nackt

Nackt

Titel: Nackt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Sedaris
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Leute noch mit einem sprechen?»
    «Ja, Dusty, genauso macht man das.»
    Die Aufregung, die ich anfangs gespürt hatte, ließ nach, und es kam mir überhaupt nicht mehr neuartig vor, nackt in meinem Wohnwagen herumzulaufen. Meine Haushaltsnacktheit wurde zur Routine und das machte mir aus irgendeinem Grunde Angst. Nachdem ich die Tür verrammelt hatte, legte ich mich aufs Bett und versuchte zu masturbieren, nur um meinen Penis daran zu erinnern, dass er nicht so frei war, wie er glaubte. Normalerweise habe ich mit dieser Übung ebenso wenig Probleme wie mit deren Abschluss, aber plötzlich fiel mir die Konzentration schwer. Ich versuchte, an den jungen Mann am Swimmingpool zu denken, aber sein Körper wurde wiederholt von der Bühne geschubst und durch lebhafte Visionen von Dusty ersetzt, dessen enorme Hoden wie ein Wespennest zwischen seinen verschrumpelten Beinen hingen. Ich hatte noch nie einen Penis mit Sonnenbrand gehabt und machte mir Sorgen, dass mein unablässiges Gezerre den gleichen Effekt haben könnte, wie wenn man zwei Stöckchen gegeneinanderreibt, sodass erst ein feines Rauchwölkchen aufsteigt und dann auch schon die Flamme lodert. Es war klar, dass mein Penis die Zusammenarbeit verweigerte. Ich überlegte, ob ich ihn vielleicht zwinge, fürchtete aber eine Art Brandblase, und dann hätte ich mich bis zu meiner Abreise verstecken müssen. Erst mal hatte mein Penis die Oberhand behalten und lag hämisch auf seinem Nest. «Na schön», flüsterte ich. «Diese Runde hast du gewonnen. Genieß den Sieg, solang du kannst, denn wenn wir nach Hause kommen, setzt es etwas. Amen.» Als ich heute Abend nackt aus der Sauna zurückging, kam ich an einer Gruppe älterer Mitbürger vorbei, die sich versammelt hatten, um sich im Fernseher des Klubhauses Glücksrad anzusehen.
    «Lass dir ein E geben!», schrie jemand den Bildschirm an. «Nein, ich meine natürlich ein C; sie soll dir ein C geben.» Die Sprecherin war eine weißhaarige Krawallschachtel mit runzliger, sonnengetrockneter Haut von Farbe und Beschaffenheit einer blonden Rosine. Sie trug nichts außer einem Paar Schlafzimmerpantoffeln und einem Strickpullover, den sie sich über die Schultern gelegt hatte. «Ich meine aber doch ein B, genau, ein B. »
    Seltsam, so fernzusehen. Weil sie angezogen sind, wirken die Menschen im Fernsehen noch weiter entfernt. Es ist, als bewohnten sie eine andere Welt, vertraut zwar, aber auch durch hohe Zäune und aggressive Grenzposten unzugänglich gemacht.
    «Ich finde, die Sendung sollte nackt sein.» Die Frau wischte zerstreut über die Tischplatte. «Das wäre doch viel besser; was meint ihr? Dann könnte man das ganze Geld, das die Moderatoren für Klamotten ausgeben, noch auf die Geldpreise drauflegen. Wenn die Sendung nackt gedreht würde, würde ich auch mitmachen und genug gewinnen, um … Ich weiß nicht; ich könnte mir vielleicht einen See ausbaggern lassen und ihn mit lauter Booten füllen. Ich mag Boote, hab sie schon immer gemocht. Es gibt nichts Schöneres als ein Boot.» Sie kratzte sich am Arm, was weiße Spuren hinterließ, die bald verschwanden, sodass die Haut ihre natürliche Farbe wieder annahm.
    Mir gefällt der Gedanke, dass man zwei separate Versionen jedes gegebenen Programms flmt, die eine bekleidet und die andere auf das zugeschnitten, was der Sender als sein riesiges nudistisches Publikum sah.
    «Muss ich wirklich?», würde dann Peter Jennings fragen.
    Heute ist Freitag, und ich wachte von einem lauten, schleifenden Geräusch auf, welches, wie sich herausstellte, vom befahrbaren Rasenmäher ausging, mit dem der Enkel des Besitzers seine Kreise zog. Er war mehrere Runden gefahren, bevor seine Mutter angerannt kam und rief: «Was ist denn in dich gefahren, sag mal, du Trottel, du kannst doch nicht so den Rasen mähen, oder was. Leg doch um Gottes willen ein Handtuch unter!»
    Heute Morgen ging ich ans Schwimmbecken und sah, wie ein Mann seinen Kolostomiebeutel entfernte und sich ein Stück Plastik über das Loch klebte, bevor er ins Wasser stieg. Ich dachte, wie unbehaglich er sich fühlen musste, drehte mich um und sah einen sehr alten Mann, der am Stock ging und keinen Penis hatte. Er war nicht vom Wasser eingeschrumpelt; er hatte einfach keinen. Sein Hodensack war groß und unbehaart, aber wo der Penis hätte sein sollen, war nur eine kleine Höhlung. Er bemerkte, wie ich ihn anstarrte, und sagte nur: «Ganz schön heiß heute, was?»
    Ich versuche meinen Sonnenbrand nicht zu verschlimmern und

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