Nächstenliebe: Thriller (German Edition)
bei unserer Geburt als Geschenk. Doch wir sehen sie nicht. Der Kapitalismus hat uns blind gemacht“, sagte Nick zu sich selber.
Und Esther, Esther war eine dieser wenigen Menschen, die sich nicht vom Geld in die Knechtschaft führen ließen.
Stattdessen lebte sie das Leben einer einfachen und bescheidenen Frau. Vielleicht war es aber gerade ihre Bescheidenheit, die die meiste Wahrheit in sich trug. Und deswegen musste sie ein Nachkomme Jesus sein. Daran bestand für ihn, den eigentlichen Atheisten, kein Zweifel mehr. Er musste dieses Buch unbedingt in seinen Besitz bringen. Es gehörte Esther und sie sollte es wiederhaben.
Er konnte es immer noch nicht wirklich begreifen, dass er einen Nachfahren Jesus kennen gelernt hatte.
Sicherlich war dies aber auch eine große Bürde, die man mit sich trug.
Ob Rebecca davon wusste?
Es hätte Nick nicht gewundert, wenn Esther dies aus Sorge um Rebecca bisher verschwiegen hatte. Denn eins wusste Nick, dass Esther Rebecca über alles liebte und sie nie einer Gefahr ausgesetzt hätte.
Vielleicht wartete sie darauf, es ihr zu sagen. Es war Rebeccas gutes Recht.
Nick fiel es schwer sich einzugestehen, aber just in diesem Moment vermisste er Rebecca. Er wusste, dass es für ihn nicht gut war, an sie zu denken. Aber was sollte er machen, das Tagebuch war auch an Rebecca gebunden.
Und sollte es ihm gelingen, das Tagebuch wieder in Esthers Besitz zu bringen, wer weiß, vielleicht würde sie ihn dann in ihr Geheimnis einweihen. Er würde sich geehrt fühlen.
Und wenn Esther ihn nicht einweihen wollte, so würde er keinen Groll gegen sie hegen. Schließlich kannte sie ihn erst wenige Tage und solch ein Geheimnis hatte eine ganz andere Dimension.
Sein Herz sagte ihm immer wieder, dass er Rebecca liebte und sie nicht so schnell aufgeben sollte, da sie die mit Abstand wunderbarste Frau war, die er je kenn engelernt hatte. Und dass er niemals in seinem Leben solch eine Frau wieder kennenlernen würde.
„Ja, sie waren ein Liebespaar, auch wenn es damals kompliziert war“, antwortete Andreas, dem es nicht entgangen sein konnte, dass Nick mit seinen Gedanken nicht bei ihm war. Daher hatte auch Nick seine Antwort nicht gehört. Andreas stieß ihn an.
„Nick …“
„Oh verzeihen Sie, aber das ist unglaublich, was sie mir da erzählen. Sie haben quasi all die Antworten, nach denen die Menschheit Jahrhunderte gesucht hat. Was meinten Sie mit kompliziert?“
„Das ist nicht leicht zu beantworten. Denn Sie müssen wissen, sie war die Tochter einer angesehen Familie und er, er war ein Wanderprediger. Aber es ist sehr anrührend zu lesen, wie sie diese vielleicht hoffnungslose Liebe
aus ihrer Sicht schildert und was sie unternimmt, um bei ihm zu sein. Wie beispielsweise seine Jüngerin zu werden.“
„Jüngerin? Ich verstehe nicht, ich dachte Jesus hätte nur Männer unter seinen Jüngern?“
Andreas musste grinsen.
„Nur eines der vielen Irrtümer. Die Bibel wurde von Männern geschrieben, zu einer Zeit, wo Frauen nicht viele Rechte hatten. So hatte Jesus mehr als nur die zwölf Jünger. Es müssten nach meinen jetzigen Erkenntnissen mindesten achtzehn gewesen sein. Unter seinen ständigen Begleitern waren auch Frauen. Sie waren nicht nur Begleiter, sondern mindestens vier von ihnen auch Jünger. Damit wird die Behauptung des Vatikans, Frauen können keine Priester werden, weil die Jünger nur Männer waren, ad absurdum geführt.
Obwohl das Tagebuch die Sichtweise der verliebten Maria ist und somit sehr viel über ihre Liebe zu ihm erzählt, so erzählt es aber auch sehr viele andere interessante Dinge, manchmal nur in wenigen Sätzen oder Abschnitten. Aber aus heutiger Sicht haben diese Nebenschauplätze einen unschätzbaren Wert.“
„Was meinen Sie damit?“
„Nun, ich bin gerade an der Stelle angelangt, wo Jesus von den Römern gefangen genommen wurde. In diesem Punkt scheint die Bibel Recht zu haben. Und auch, dass es wohl Verrat war. Aber er wurde, wenn nicht später vielleicht was anderes erwähnt wird, nicht von Judas verraten, sondern wahrscheinlich von drei anderen Jüngern. Vermutlich wollten sie Jesus Einfluss für einen Aufstand gegen die römischen Besatzer missbrauchen. Was das für die Geschichtsschreibung bedeutet, mag auch Ihnen klar sein. Judas wäre ein für alle Mal reingewaschen. Aber das ist nicht noch nicht alles. In einer anderen Passage erfahren wir, dass Claudia sich dafür einsetzt, Jesus freizubekommen …“
„Claudia? Wer ist sie?“
Und
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