Nächstenliebe: Thriller (German Edition)
von Christlichen Fanatikern aus dem Nahen Osten? Nur was war deren Ziel? Was wollten sie bezwecken?
Den Vatikan unterwandern, eine Revolution von innen starten? Vielleicht eine dieser vielen, christlichen Sekten, die noch immer der Meinung waren, ein anderes Weltbild als das der Katholischen Kirche vertreten zu müssen? Und die immer wieder versucht hatten, durch absurde Ideen die katholische Kirche vom rechten Weg abbringen zu wollen. Der schlimmste von ihnen war Martin Luther, dem es zum Leidwesen des Kardinals gelungen war, die Kirche zu spalten. Nicht minder schlimm war auch die morgenländische Schisma im Jahre 1054. Beim Gedanken an die, welche behaupteten, es gäbe mehr als die vier Evangelien, wurde er sehr erbost. Vor allem, dass es immer noch einige Hardliner gab, die doch der Überzeugung waren, dass es noch ein Evangelium nach Maria Magdalena gab. Und dass sie die wahre Mutter des Christentums sei und nicht Petrus.
Als Wissenschaftler mochte er vielleicht tief in seinem Herzen den einen oder anderen Gedankengang verstehen, aber als baldiger Pontifex maximus gab es keinen Spielraum für Diskussionen. Aber es war die Wissenschaft, die ihn auf die Spur dieser alten Frau geführt hatte. Und diese Wissenschaft, so war er sich sicher, würde ihm bald den wohlverdienten Ruhm bescheren.
Was auch immer der wahre Grund war, warum die Frau im Vatikan gewesen war, der Papst musste es wissen. Denn er hatte diese Frau getroffen.
Und er hatte es für besser befunden, darüber zu schweigen. Und genau das ärgerte den Kardinal fürchterlich. Vor allem aber, dass sein Geheimdienst nicht in der Lage waren, genauere Erkenntnisse über diese Frau zu liefern.
Er hatte in den letzten Jahren vergeblich versucht, den Wohnort dieser Frau herauszubekommen, aber aus irgendeinem Grund war es dem Geheimdienst bis heute nicht gelungen. Er konnte nicht verstehen, was daran so schwierig war. Der Geheimdienst wusste, dass es dieses Treffen gab. Aber über den Inhalt und den genauen Ort konnten sie keine Angaben machen. Nur, dass es irgendwo in Jerusalem war. Er hatte die Route des Papstes von seinen Agenten durchsuchen lassen, aber sie fanden viele alte Frauen, zu viele, um sagen zu können, welche die richtige war.
So gab er die Suche nach dieser alten Frau auf. Aber er hielt seine Ohren und Augen offen und er hatte Ismail.
Und eine glückliche Fügung brachte ihn dann doch zur Lösung des Rätsels. Ein Buch, welches nach seiner Ansicht ein Zeitdokument Jesus war. Ein Buch, welches ihm den Thron offerieren würde.
Ja, ein glücklicher Befund, welcher in seinen Augen Schicksal war.
Über verdeckte Informanten hatte er Anzeigen in verschiedenen arabischen und jüdischen Zeitungen im Nahen Osten gebucht und dort verlauten lassen, dass er für Zeitdokumente Christi sehr viel Geld bezahlen würde. Denn dass die Qumran Rollen nicht die einzigen unentdeckten Dokumente waren, stand für ihn außer Frage. Genauso wie er immer davon überzeugt war, dass es noch brisantere Zeitdokumente gab.
Und so stieß er auf Ali. Und mit Ali auf das Buch. Ismail hatte ihm gute Dienste geleistet gehabt in all den Jahren. Aber jetzt so kurz vorm Ziel hatte er versagt, das würde der Kardinal nicht so schnell verzeihen.
Doch noch war er guter Hoffnung, dass Ismail ihm das Buch bringen würde.
Und in der Zwischenzeit blieb ihm nichts weiter übrig, als auf Ismail zu warten. Er hasste es zu warten.
Er verließ seine Gemächer und eilte durch den Vatikan. Seine schnellen Schritte führten ihn zu den Privatgemächern des Papstes. Vor dem Zimmer seiner Heiligkeit waren zwei Schweizer Gardisten stationiert.
Er überlegte kurz, beschloss dann aber weiter zu gehen.
„Du weißt mehr als du zugibst, alter Mann“, sagte er zu sich, als er wieder in seinen Gemächern war und aus dem Fenster schaute. Noch immer war der Petersplatz von einigen hundert Gläubigen bevölkert, die für die Gesundheit seiner Heiligkeit beteten und sich die Füße wund standen.
„Sei’s drum, der Bauer macht das Spiel … diese Narren. Dieses Spiel werde ich diesmal nicht verlieren. Diesmal nicht“, fasste er Mut, ballte dabei die Faust und schlug mit ihr an die Fensterscheibe.
„Ich werde bald Papst sein.“
Kapitel 84
„Kommen Sie rein“, sagte Nick zu der Person, die an die Suite geklopft hatte. Es war Pater Giovanni. Pater Giovanni hatte vorher durch den Papst die Telefonnummer von Rebecca erhalten und mit ihr abgemacht, alles weitere im Hotel besprechen zu
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