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Nächstenliebe: Thriller (German Edition)

Nächstenliebe: Thriller (German Edition)

Titel: Nächstenliebe: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Salim Güler
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küsste sie ihre Tante.
    „Kann er nicht noch warten, wenigstens eine Weile noch? Bitte!“, flehte sie Esther an.
    Esther lächelte und streichelte ihr Haar.
    „Ich vermisse ihn so sehr. Er gab mir nicht nur die größte Liebe meines Lebens, sondern auch ein sehr langes Leben. Ein zu langes ... lange war ich bestrebt sein Wort der Liebe in die Menschenherzen zu pflanzen. Jetzt ist es Zeit, dass ich gehe, denn er wartet auf mich. Fürchte dich nicht. Ich werde immer bei dir sein und Nick wird immer bei dir sein“, sagte sie in schwachem Ton und blickte zu Nick. Jetzt wurde auch Nick schwach und bekam feuchte Augen.
    Er hatte nie wirklich verstanden, warum Esther von seinen Eigenschaften und seinem Charakter so überzeugt war. Aber selbst jetzt, im Sterben liegend, schien sie keinen Zweifel daran zu haben, dass Nick der richtige Mann für ihre Nichte war. Das erfüllte ihn mit großem Stolz.
    „Eine Bitte habe ich an dich Nick, mein Sohn.“
    Nick hatte einen Kloß im Hals und kämpfte so gut er konnte, dagegen an. Er war doch nicht so stark, wie er immer vermutet hatte.
    Egal welche Bitte sie gehabt hätte, wie hätte er sie ablehnen können. Undenkbar.
    „Ich könnte dir keine Bitte abschlagen.“
    „Ich gebe Rebecca in deine Hände. Versprich mir, dass du dich um sie sorgen und sie immer so lieben wirst, wie dein Herz mir verrät, dass du sie schon liebst. Willst du eine alte Frau glücklich machen, Nick?“
    Nick war sprachlos, die Tränen flossen ungeniert und hatten die Mauer der Männlichkeit schon längst eingerissen. Nicks Herz pochte, er schwitzte und ihm wurde ganz heiß.
    „Ja, aus ganzem Herzen, ja. Ich werde sie immer lieben und achten. Und es erfüllt mich mit Stolz und Freude, dass du so hoch von mir sprichst. Aber noch lieber möchte ich, dass du an unserer Liebe teilnimmst. Das wünsche ich mir am aller meisten. Schließlich bist du ein Teil meiner Familie, Tante, Mutter.“
    Esther reichte ihm ihre rechte Hand, die Nick dankend ergriff. Nun waren sie wirklich eine Familie. Aber auch eine Familie, die gerade vor einem schweren Abschied stand, der so gar nicht in das frische Glück hineinpasste.
    „Du bist ein guter Junge, das habe ich von Anfang an gewusst. In dem Augenblick, als ich dich sah, spürte ich diese ungeheuer positive Energie, die du ausstrahlst. Glaube an dich Nick, denn eine magische Kraft umgibt dich. Und irgendwann wirst auch du sie spüren.“
    Nick wusste nicht ganz genau, was sie mit magischer Kraft meinte, aber er schenkte ihr ein ehrlich gemeintes Lächeln.
    „Dein Tagebuch“, sagte er und reichte ihr das Buch. Ein unangenehmes Gefühl nahm sich seiner an, denn er hatte Esther noch nicht anvertraut gehabt, dass er den Inhalt überwiegend kannte. Aber in dieser Situation hielt er es für unangebracht, es zu erwähnen.
    „Hätte ich gewusst, wie viele Menschen sein Leben dafür lassen sollten, vernichtet hätte ich es schon vor langer, langer Zeit. Oft habe ich darüber nachgedacht, aber nie traute ich mich. Denn ein treuer Begleiter war es mir in einsamen Stunden. Las ich drin, fühlte ich mich meinem Liebsten wieder nah, so nah, wie ich mich ihm jetzt wieder fühle.
    Ich besitze nicht viel. Das wenige soll euch gehören. Meine Flöte soll Rebecca bekommen. Und das Tagebuch soll dir gehören, Nick. Verfüge darüber nach Belieben.“
    „Mir? Nein, das kann ich nicht annehmen. Es sollte in eurer Familie bleiben.“
    „Du bist Teil unserer Familie. Nimm diese Ehre an. Für mich, bitte.“
    Was sollte Nick dem noch entgegensetzen? Er hatte mit vielem gerechnet und sie hatte ihm schon mehr Vorschusslorbeeren gegeben, als er je für möglich gehalten hätte, oder dachte verdient zu haben, aber dass sie ihm noch ihr Tagebuch schenkte, das entzog sich seinem auf einmal so kleinem geistigem Horizont.
    „Ich ...“, stammelte Nick und schaute verschämt auf den Boden.
    „Du kennst den Inhalt. Ich weiß“, sagte Esther und berührte seine Hand.
    „Ja … das meiste, verzeih.“
    „Es gibt nichts zu verzeihen. Lies es zu Ende, bitte, damit du verstehst.“
    „Ja, aber ...“
    Esther lächelte.
    „Du kannst die Sprache nicht, ich weiß. Aber Johannes kann sie lesen. Wirst du es tun, ihm die Geschichte zu Ende erzählen, Johannes, mein treuer Freund?“
    „Wie könnte ich deinem Charme widerstehen? Vom Herzen gerne.“
    Nick war überrascht. Aber, wenn er ihn kannte, warum hatte er es für sich behalten? Als Oberhaupt des Christentums hätte es doch seine Pflicht sein

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