Nächstenliebe: Thriller (German Edition)
zu ihm gehen und ihn begrüßen, das ziemt sich für eine Frau meines Standes nicht.
Also himmelte ich ihn aus der Ferne an.
Als es schon später Mittag war und ich jegliche Hoffnung aufgab, ihm näher zu kommen, suchte ich Trost im Schatten eines Olivenbaumes in einem kleinen Garten ganz in der Nähe, wo er sein Quartier aufgeschlagen hatte und sich mit seinen Leuten unterhielt.
Leider fehlte mir der Mut mich einfach zu ihnen zu setzen und so zu tun, als sei ich einer der vielen, der seinen Worten lauschen wollte.
Vielleicht hatte ich auch nur Angst dass er in mein Herz schaut, die Wahrheit erkennt und mich ablehnen würde?
Was würde ich machen wenn er sagte, dass er mich nicht lieben könne?
Es ist heute ein so schöner Tag, dass ich diesen nicht mit solch traurigen Gedanken belasten möchte.
Aber wie gesagt, ich saß im Schatten des Olivenbaumes und war leicht eingeschlummert, als ich plötzlich eine Stimme vernahm.
Sie war sehr beruhigend und warm.
„Bist du nicht Maria?“
Ich öffnete meine Augen und wäre vor Angst fast gestorben. Nicht die Angst, die man mit Furcht gleichsetzt. Nein. Es war eine Angst, die sagt, dass man die Situation nicht zu beherrschen weiß.
Er stand vor mir. Mein Herz pochte, der Schweiß rann mir von der Stirn. Meine Aufregung war nicht zu übersehen. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken.
So war es auch nicht verwunderlich, dass ich nur ein schwaches „Ja“ heraus bekam.
„Willst du dich nicht zu uns setzen?“, sagte er und reichte mir seine Hand, um mir die Angst zu nehmen.
Ich nahm seine Hand vorsichtig an und er half mir auf.
Ich wünschte, er hätte meine Hand nie wieder losgelassen. Eine Welle der Gelassenheit und inneren Ruhe durchfuhr mich, als sich unsere Hände berührten. Ein Gefühl, welches kein Wort der Welt zu beschreiben vermag.
Ich folgte ihm andächtig und war nicht in der Lage, irgendetwas anderes zu tun, als verschüchtert auf den Boden zu blicken.
Er stellte mir seine Freunde und Jünger vor und wir saßen noch lange um ihn herum und lauschten seinen Worten.
Ich frage mich ob die weiblichen Jünger, es sind vier an der Zahl, zwei von ihnen sogar sehr hübsch, auch in Joshua verliebt sind. Du siehst, welche Streiche mir die Eifersucht spielt, dabei waren sie so nett zu mir, dass ich mich eigentlich schämen müsste, solche Gedanken zu hegen. Aber was kann eine verliebte Frau schon gegen die Eifersucht, die Waffe der Liebe, tun? Ich will versuchen, diese zu zügeln.
Nichts desto trotz war heute der schönste Tag meines Lebens, weil ich ihm nicht nur begegnet bin und er mich ansprach, nein, weil er mich in seinen Kreis ließ. Er, der Mann, der mir das Leben rettete, Joshua.
Und ich werde ihn morgen wieder sehen, liebes Tagebuch. Er hat mir gestattet mit ihm zu wandern, wenn er morgen eine Predigt am See abhält.
Ich hoffe ich kann heute Nacht schlafen, so aufgeregt bin ich. Gute Nacht , liebes Tagebuch. Hoffentlich wache ich morgen nicht auf und es ist alles nur ein Traum …
Andreas hatte sich die zwei Seiten zig Mal im Hotel durchgelesen.
Und konnte sein Glück nicht fassen. Er war sich absolut sicher, dass er in den Händen ein Original-Dokument aus der Zeit Jesu hielt.
Er fragte sich nur, wie jemand wie Ali an solch ein Schriftstück gelangen konnte. War es nur Glück? Oder wurde dieses Buch gehütet? Ein Geheimbund seit fast zweitausend Jahren?
Ein Geheimbund, dessen Identität bis heute verborgen geblieben war? Eine viel wichtigere Frage war: Wer konnte die Frau sein, die dies schrieb?
War sie nur eine der Frauen, die Jesus im Laufe seiner Zeit kennengelernt hatte, und die ihm gefolgt waren?
Denen Jesus aber keine tiefere Bedeutung beimaß?
Oder war es diese eine Frau, um die sich so viele Sagen und Geschichten rankten - Maria Magdalena? Immerhin nannte er sie in diesen Zeilen Maria. Aber Maria war damals ein sehr gebräuchlicher Name, wie heute Michael oder Claudia.
In Andreas ´ Kopf machten sich die wildesten Spekulationen breit.
Wenn dies nicht Maria Magdalena war, aber dennoch eine authentische Person die Jesus sehr nahe stand, dann hatte das Buch schon einen sehr hohen Wert. Der Fund der Qumran Rollen aus dem Jahre 1947 wirkte dagegen wie ein Witz.
S ollte sie es wirklich sein, dann wäre der Wert des Buches unermesslich. Weil man somit zum ersten Mal die wirkliche Wahrheit über das Leben Jesus erfahren würde und vor allem seine Beziehung zu dieser Frau.
Keine Frau hatte die Fantasien der Menschheit mehr
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