Nächstenliebe: Thriller (German Edition)
kalt zu duschen. Und das mit dem Plumpsklo war auch nicht gerade erfreulich.
„Ich verstehe eh nicht, warum Sie Ihrer Tante nicht ein schöneres Haus kaufen. Bei Ihrem Gehalt sollte das doch kein Problem sein“, antwortete Nick.
Rebecca schaute ihn eingeschnappt an.
„Denken Sie etwa, ich wäre geizig meiner Tante gegenüber?“
„Keine Ahnung . Ich sehe nur die Fakten“, antwortete Nick mit einem sarkastischen Lächeln.
„Die Fakten? Sie kennen doch meine Tante gar nicht und mich auch nicht, um behaupten zu können, ich wäre geizig.“
„Ich habe nie gesagt dass Sie geizig sind.“
„Meine Tante hängt an diesem Haus und an diesem Ort. Sie hat sich noch nie etwas aus Geld gemacht. Sie ist nicht so wie ihr Amerikaner. Egal wie sehr sie es benötigen würde, sie würde sich nie Geld leihen oder schenken lassen. Nicht einmal von mir!“, antwortete Rebecca wütend und öffnete die Beifahrertür , um die Straßenkarte zu holen.
„Also, wenn sie meine Tante wäre, hätte sie sich sicherlich von ihrem Neffen helfen lassen. Dafür ist doch die Familie da.“
Rebecca kochte innerlich vor Wut, da sie eins über alles hasste: wenn man sich über sie lustig machte oder sie anders darstellte als sie war.
Wie konnte Nick auch wissen, dass Rebecca alles unternommen hatte, ihre Tante aus diesem Ort herauszuholen oder wenigstens das Haus zu modernisieren und eine schöne Einrichtung zu kaufen.
Die Tante hatte jedes Mal abgewunken.
Das Einzige was ihr Rebecca schenken durfte war ein Kleid und das Klavier, da das alte Instrument der Tante kaputt war.
„Hier, dieser Straße müssen Sie nur folgen, dann kommen Sie direkt auf Ihr Hotel zu“, sagte Rebecca und reichte ihm die Straßenkarte.
Nick merkte, dass sie sauer war und fragte sich, ob er es nicht übertrieben hatte.
„Danke“, sagte er, nahm die Karte und begab sich zur Fahrertür.
„Ich habe das eben nicht so gemeint …“
Rebecca antwortete nicht und ging wieder zurück ins Haus. Bevor er einstieg rief Rebecca: „Das mit dem Klo war ein Scherz.“
Nick schmunzelte und startete den Wagen.
Kapitel 30
„Diese Leichtfertigkeit darf nie wieder passieren, hörst du?“, sagte Kaan mit sorgenvoller, aber sehr dominanter und ernster Stimme auf Arabisch.
„Es tut mir leid, Onkel! Ich war nur ganz kurz ein Eis holen und habe mich ablenken lassen.“
„Nein, Jalal, du weißt welche Verantwortung unsere Familie trägt. Die Verantwortung erstreckt sich nicht nur auf ihr Leben. Vielleicht war es ein Fehler von mir, dir diese Verantwortung auferlegt zu haben. Ich hätte Ahmeds Aufgabe, ihn zu beschatten, nicht dir übertragen sollen. Es war mein Fehler.“
„Nein, Onkel. Es wird nie wieder geschehen. Versprochen! Ich möchte auch ein so angesehener und stolzer Wächter sein wie du. Ich will dass die Leute zu mir aufschauen, ich will auch jemand sein.“
„Jalal, du musst noch sehr viel lernen. Deine junge Zunge lässt dich nicht denken. Denkst du, ich mache dies des Ruhmes wegen? Diese Ehre, die unsere Familie seit nunmehr über tausend Jahren genießt, ist eine Verpflichtung der Ehre wegen und nicht, um Ruhm zu genießen.
Je weniger man von uns wahrnimmt, desto besser können wir unsere Arbeit erledigen.“
„Aber was hat man dann von all der Mühe, wenn sie niemand sieht?“
„Zu helfen heißt nicht zu prahlen. Diese Hilfe ist nichts wert, Jalal. Lass dich nicht davon blenden. Wer hilft, ohne je darüber zu sprechen, der ist ein Held.“
„Und das nur für eine alte Frau …“, sagte Jalal mehr zu sich. Doch genau in diesem Moment schlug ihm Kaan mit der rechten Hand ins Gesicht.
„Sprich nicht so, das macht mich nur zornig.“
„Dann sag mir, warum ich nicht so denken soll. Sag, was ist so besonders an dieser alten Frau? Sie ist alt , arm und eine Christin“, schrie Jalal Kaan an. Kaan war ein sehr strenger Onkel, aber er schlug Jalal sonst nicht.
Jalal konnte sich nicht erinnern, ob er je geschlagen wurde.
Daher war er umso erschrockener.
„Noch ist die Zeit nicht reif, dir dieses Geheimnis anzuvertrauen. Noch bist du zu hitzköpfig und zu sehr auf Anerkennung aus. Du musst mir vertrauen. Willst du das?“
Jalal schaute Kaan kurz an und hatte ihm bereits verziehen. Er bewunderte Kaan.
Seit dem seine Eltern bei einem israelischen Angriff ums Leben gekommen waren, hatte er nur noch Kaan.
Sein größter Wunsch war es, eines Tages wie er zu sein.
„Ja, verzeih mir“, antwortete er.
Kaan nahm seinen Neffen in die
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