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Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Titel: Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut
Autoren: Ivy Anderson
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bessere Ausgangsposition.
    Wir wühlten inzwischen auf dem Boden miteinander. Ich hatte keine Zeit zum Nachdenken, die Zeit wurde knapp. Meine Zähne gruben sich in seinen Hals, doch die Haut und die Muskeln widerstanden dem ersten Biss. Panisches Entsetzen beflügelte den Mann. Seine Gegenwehr war groß. Ich biss tiefer und tiefer wie ein Kampfhund. Endlich spürte ich das Blut warm aus seiner Wunde rinnen und bald darauf sogar aus der Ader spritzen.
    Das Seil wurde bereits heruntergeworfen. Noch immer kämpfte er jedoch um sein jämmerliches Leben. Es ging um alles! Meinen Kopf hin und her bewegend, riss ich seine Wunde klaffend weit auf. In einer Fontäne sprudelte der Lebenssaft heraus und nahm ihm alle Kraft.
    Die erste Auseinandersetzung war knapp gewonnen. Das menschliche Blut schmeckte ganz anders, als ich geglaubt hatte. Das Getränk war bitter, doch es wärmte mich noch mehr und gab mir große Kraft.
    Um die Häscher nicht misstrauisch zu machen, beschmierte ich den nackten Körper schnell mit Sand und tarnte so das frische Blut. Dann band ich das Seil eilig um meine nackten Beine und ruckte an der Schnur.
    Die Rotgardisten zogen die vermeintliche Tote hoch. Niemand schöpfte bis jetzt Verdacht. Die Männer schmissen mich achtlos auf die Erde und entfernten das Seil. Der brodelnde Hass in mir forderte sofort ihr Blut ein. Zum Glück kam in dem Moment eine Einheit fliehender Rotgardisten herbeigerannt und vereitelte das wahnwitzige Vorhaben.
    „Haut schnell ab!“, schrien sie.
    „Die Weißen brechen durch die Front und sind hinter uns her!“
    „Verflucht!“, schrie einer der Männer, die mich hochgezogen hatten.
    „Wir müssen uns beeilen!“
    Sie ließen das Seil abermals hinunter. Doch niemand nahm es.
    „Was ist da unten los? Melde dich, Sergej, du Schwachkopf! Fickst du die Toten?“
    Keine Antwort kam zurück.
    Die Männer wurden aufgeregt und schauten in die Grube, konnten jedoch nichts sehen.
    „Einer muss runter und nachsehen, was dort los ist!“, befahl ihr Kommandant.
    Ich nutzte diese Aufregung, da keiner zu mir schaute, um mich in die nahen Büsche wegzurollen und zu fliehen. Das Gewehrfeuer peitschte inzwischen sehr nahe und Granaten explodierten in einiger Entfernung. Schreie und Gebrüll gingen hin und her.
    „Sergej, was ist los?“, riefen die nervösen Rotgardisten immer wieder frustriert in den Schlund der Dunkelheit. Sie ahnten, dass etwas nicht stimmte.
    „Ich glaube das einfach nicht! Geht denn heute alles schief?“ Jurowski war außer Rand und Band.
    Sie ließen einen weiteren Mann zum Nachsehen hinunter. Ich kroch nun in die Richtung der Gefechte, kam aber nicht weit. Das Gewehrfeuer war zu heftig. In einer Mulde versteckte ich meinen Körper unter Erde und Laub. Durch das gute Gehör konnte ich noch immer das entfernte Gespräch verfolgen.
    Der im Loch angekommene Mordscherge schrie entsetzt herauf.
    „Jemand hat Sergej den ganzen Hals zerfetzt! Vielleicht lebt ein Bär hier unten!“
    Ängstliches Schweigen breitete sich aus.
    „Mach schnell und pass auf!“, befahl sein Anführer.
    Sie zogen wohl wieder jemanden aus meiner Familie hoch.
    „Wo ist die Dritte?“, hörte ich die Männer verdutzt rufen.
    „Hexerei!“, rief einer. „Mir war schon die ganze Zeit komisch zumute.“
    Sie machten trotzdem weiter. Neue Geschosse pfiffen durch die Luft, ebenso explodierten weitere Granaten. Die Front brach auf.
    „Weg hier! Schnell, uns bleibt keine Zeit! Die anderen beiden müssen wir später holen!“
    Sie zogen ihren Mann aus der Grube heraus. Eilig fuhren sie davon. Die Rache musste vorerst warten, aber sie war nur verschoben.
    Die Gefechte fanden in unmittelbarer Nähe statt. Soldaten huschten durch den Wald und das Gebüsch. Die letzen Rotgardisten flohen. Ich konnte kaum sehen, da das Morgenlicht in meine Augen stach. Dieses Leid vergrößerte sich mit jedem Augenblick.
    Wie sollte ich mich verhalten, wenn ich die Unsrigen traf? Was würden sie zu einer vollkommen nackten Person sagen?
    Vorerst musste ich abwarten und meine Situation durchdenken. Es gab so viele Fragen.
    Doch meine Rache würde ich nie vergessen.
    Jurowski, Medwedew, Nagy und ihr anderen Bestien, ich werde euch alle töten, einen nach dem anderen!

Plünderer im Koptyaki-Wald

    Panisch, zitternd und lauschend verharrte ich, den Körper unter Blättern und Gesträuch verborgen, in einer Mulde. Dieses unzureichende Versteck befand sich mitten im Kampfgebiet zwischen den vorstürmenden Weißgardisten
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