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Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Titel: Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut
Autoren: Ivy Anderson
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geleistet werden. Die neue Olga würde ihr Blut trinken, sie strafen, auslöschen, langsam und bestialisch, so wie sie es mit uns getan hatten. Hieß es nicht: Auge um Auge, Zahn um Zahn? Es war die einzige Sprache, die dieses Gesindel verstand. Schuld musste gesühnt und Böses vernichtet werden.
    Die Schüsse waren inzwischen sehr laut. Die Kämpfe mussten in unmittelbarer Nähe erfolgen. Wie sollte ich vorgehen?
    Von oben drang zaghaft Licht herein. Es wurde Tag. Würde ich die Sonne vertragen oder stimmten die Geschichten, die man sich erzählte? Wie kam ich hier heraus? Die Wände des Schachtes waren sehr steil.
    Ein Fahrzeug rumpelte heran. Sie kamen zurück. Was war zu tun?
    Inzwischen fühlte ich mich gestärkt. An einem Stein erprobte ich meine Kraft. Er musste etwa drei Zentner wiegen und ich hätte ihn normalerweise nicht bewegen können. Doch es gelang mir mit etwas Kraftanstrengung, ihn zu heben. Die Geschichten waren also wahr.
    Ich flüchtete, um einen Ausweg zu suchen. Neu war, dass mir das Dunkel keine Furcht einjagte. Die Welt des Lichts hatte sich als grausamer erwiesen. Die hier lebenden Tiere fürchteten sich vor mir. Alle Wege endeten leider nach einigen Metern. Das Erdreich war in die schlecht gesicherten Stollen eingebrochen. Es waren eben russische, die schon so manchem fleißigen Bergmann das Leben gekostet hatten.
    Stimmen drangen von oben zu mir. Jemand wurde herabgelassen. Leise schlich ich zurück.
    „Sei vorsichtig!“, rief man ihm nach.
    „Keine Sorge!“, scholl es leise zurück.
    Die Stimme gehörte zu einem Rotgardisten aus dem Bataillon unserer Bewacher. Mein Herz pochte wild vor Mordgier.
    „Willkommen!“, dachte ich.
    Die Zeit der Rache war gekommen. Jetzt sah ich den Mann. Das Seil hing von oben auf den Boden der Grube herunter. Sein schwitziger Geruch wehte herüber.
    „Bind immer nur einen fest. Wir ziehen den Toten dann hoch!“ rief der verhasste Jurowski herunter.
    Sie wollten die geschändeten Leichen wieder nach oben holen. Die Furcht, dass die Weißgardisten dieses Gebiet bald eroberten, da die Front nur noch wenige hundert Meter entfernt war, trieb sie an. Jetzt wollten sie ihr Verbrechen auf andere Weise vertuschen.
    Der Soldat band meine kostbare Mutter mit den Füßen an das Seil. Ich kochte, rang aber um Beherrschung. Nur mit Klugheit konnte ich aus dem Gefängnis entweichen.
    Wie ein Schlachttier wurde meine blutende Mutter mit den Beinen zuerst und herabhängenden, aufgelösten Haaren nach oben gezogen.
    „Bekommt ihr die Schlampe hoch?“, schrie der Mann von unten.
    Seine Herzlosigkeit würde ihn sein Herz kosten.
    „Kein Problem“, riefen die Oberen.
    Das Seil wurde wieder nach unten gelassen. Der Bolschewik hatte sich inzwischen eine Papyrus-Zigarette angezündet. Ich roch den billigen Tabak. Beim Anzünden musste ein Lichtschein bis zu mir gedrungen sein.
    „Ist da wer?“, fragte der Soldat vorsichtig, sich wohl selbst Mut machend.
    Erwartete der Narr, dass jemand antwortete?
    „Was ist los?“
    „Ich weiß nicht, ich hab da irgendetwas gesehen“, erwiderte der Soldat.
    „Scheiß nicht in deine Hose, da sind Ratten unten!“
    Der Rotgardist band nun Anastasija auf die gleiche würdelose Weise fest. Man zog sie nach oben. Nackt baumelte sie am Seil.
    Nun musste gehandelt werden. Es konnte nämlich sein, dass die oberen Männer in ihrer hinterhältigen Manier beschlossen, sich des Zeugen hier unten zu entledigen. Den Bolschewiken konnte man alles zutrauen.
    Schuldig war mein Feind genug. Seine herzlose Art zeigte, dass er längst abgestumpft war. Genug Blut klebte an seinen Fingern und verdunkelte die Seele.
    Ich fühlte mich dem Mann zwar körperlich überlegen, hatte aber noch nie gekämpft. So riet der menschliche Teil in mir zur Vorsicht, der andere zum sofortigen kaltblütigen Mord!
    Ich schlich mich von hinten an ihn heran, als er Tatjanas Leichnam vorbereitete. Mein rechte Hand umklammerte seinen Mund und versuchte ihm dabei das Genick zu brechen. Er wand sich aber so vor Schreck, dass es nicht gelang.
    Ich ließ die Hand auf seinem Mund und drückte nun noch mit meinem linken Arm zusätzlich den Hals ab. Es durfte kein Laut nach oben dringen, damit das Kommando dort keinen Verdacht schöpfte. Wir rangen wild und ich musste leider feststellen, dass meine Kraft geringer war, als ich es im Zorn vermutet hatte. Die Angst machte ihn stärker, zudem war er im Kampf erfahren. Der Überraschungseffekt verschaffte mir jedoch einen Vorteil und die
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