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Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Titel: Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Anderson
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Blut, unserem Blut!
    „Habt ihr auch wirklich allen Schmuck abgeliefert?“, hörte ich die misstrauische Stimme eines Mannes.
    „Ich traue euch kriminellem Pack nicht!“
    Es war die Stimme unseres Peinigers, des Kommandanten Jakow Michailowitsch Jurowski.
    Hass floss durch meinen Körper und belebte diesen. Voller rasender Wut hatte ich das Verlangen, ihn anzuspringen, die Zähne in sein Fleisch zu bohren und ihm gleichzeitig das Herz aus dem Leib fetzen!
    Doch die Muskeln waren versteinert und zu keiner Bewegung fähig. Dies vergrößerte mein Entsetzen.
    Kalte Angst bemächtigte sich meiner. Sie wandelte sich kurz darauf in noch größere Raserei, doch es nutzte nichts. Diese Handlungsunfähigkeit ließ mich durch die zugleich aufkommende Panik nur langsam einen kühleren Verstand wiedergewinnen. Nur logisches Denken und nicht blinde Wut konnte jetzt helfen.
    Es gab nur folgende Möglichkeiten: Ich hatte vielleicht doch überlebt und war durch die Verletzungen blind und gelähmt. Dann würde ich offensichtlich noch sterben. Aber das dürfte bei der Gründlichkeit der Mörder und der Vielzahl meiner Verletzungen unwahrscheinlich sein.
    Eventuell war ich zu einem Geist geworden. Dagegen sprach jedoch, dass ich immer noch auf menschenähnliche Art dachte, hörte und roch.
    Somit erschien nur eine dritte Variante zutreffend. Der Inhalt der Phiole hatte diesen Zustand herbeigeführt. Das Blut des Vampirs aus der geheimen Schatzkammer war echt und wirkte tatsächlich. Die Jahrhunderte hatten der Kraft des bösen Nektars nicht geschadet.
    Meine Haut erfühlte inzwischen die Kühle und Feuchtigkeit der Umgebung. Die Sinneswahrnehmungen kehrten offensichtlich schrittweise zurück. Alles um mich her war nass.
    Ein rasender Schmerz durchtobte meinen Körper. Ich spürte die blutenden Wunden und plötzlich auch einen langsamen, leichten Schlag meines Herzens. Das wenige Blut wurde davon durch die Adern gepumpt. Es schlug wieder.
    In der Ferne hörte ich Schüsse und Granatexplosionen.
    „Die Front rückt näher! Wann sind wir endlich beim Schacht?“, grummelte ein Begleiter unserer Fahrt.
    Ich konnte nur vermuten, dass sie neben uns saßen. Der Wagen kutschierte die leblose Fracht zum geplanten Grab.
    Angst machte mir zu schaffen. Gleichzeitig erfasste mich selbst Mordsucht. Ich zwang mich zur Beherrschung.
    „Die weißen Banditen schließen den Ring um Jekaterinburg“, hörte ich den verhassten Jurowski nervös sagen. Er war also mit von der Partie.
    „Sie kommen jedoch zu spät, die Zarenbagage ist schon tot!“, schloss er höhnisch und stolz auf sein Mordwerk.
    „Das kann für uns aber böse enden“, wandte einer der Soldaten zögerlich ein.
    „Keiner wird es erfahren! Wir schmeißen alle in den Schacht und sprengen diesen, da findet sie niemand mehr! Dann machen wir uns davon. Jekaterinburg muss leider aufgegeben werden.“
    Das Ruckeln des Wagens übertrug sich deutlich. Inzwischen erfasste ich die Situation immer besser. Doch noch immer waren meine Muskeln gelähmt. Würde sie noch erstarken? Konnte ich mich überhaupt befreien, wenn sie mich vergruben? Befürchtungen und Wut mischten sich.
    Wir waren wohl angekommen, weil das Fahrzeug hielt. Ich konnte immer noch nicht sehen.
    „Schmeißt das Gesindel in die Grube!“ befahl Jurowski.
    „Sollen die Ratten ein Festmahl bekommen!“, höhnte Medwedew.
    Jemand wurde von der Pritsche genommen. Die Rotgardisten trugen die erste Leiche davon.
    Mir war so unendlich kalt!
    Das Kommando holte einen weiteren Toten ab. Sollte ich nun unter einer Ladung Erde mein Ende finden? Trotz meines eigenwilligen Zustandes empfand ich Furcht und wollte nicht begraben werden.
    War ich nicht schon gestorben? Konnte das nicht doch ein Traum oder das Delirium des Todes sein?
    „Macht schnell!“, hetzte Jakow Michailowitsch Jurowski seine Männer.
    „Die Schüsse kommen immer näher. Die Front scheint gerade ganz aufzubrechen!“
    Jetzt war ich an der Reihe. Den Gestank des Schweißes meiner Peiniger, den Geruch des billigen Tabaks und ihres warmen böswilligen Blutes werde ich nie vergessen, er prägte mich. Sogar ihre pochenden Herzen glaubte ich zu hören. Mordgier stieg in mir auf. Das waren keine menschlichen Gefühle, sondern die eines neuen, mir fremden Wesens. Sie waren stärker als mein Verstand.
    Ich jaulte auf, doch zum Glück entrang sich kein Ton meinem Hals. Tobend wollte ich auf sie, doch der Körper blieb versteinert.
    „Hast du das auch gefühlt?“, stieß

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