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Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut

Titel: Naechte der Leidenschaft + Berlins Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivy Anderson
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Situation erschien ihnen wohl nicht geheuer.
    Zum Glück hatte mein Opfer davon nichts bemerkt. Ich folgte ihm unauffällig. Der ehemalige Henkersknecht wollte das Stadtzentrum verlassen und bewegte sich zielstrebig in nördliche Richtung. Da sich die Sperrstunde näherte, wurde die Zahl der Passanten und Bummler immer kleiner.
    Der Mann lenkte seine Schritte in eine Seitenstraße. Ich wusste, dass man diese auch von einer Nebenstraße her erreichen und ihm so den Weg abschneiden konnte. Mein grenzenloser Hass trieb mich voran und schaltete den Verstand ab. Er sollte heute unbedingt noch sein Leben verlieren.
    Alles um mich her vergessend, raste ich blindwütig los. Böse Vorfreude breitete sich in meinem Körper aus.
    Die Straße war abgelegen genug, menschenleer und für den hinterhältigen Plan bestens geeignet. Keiner würde mich aufhalten!
    Als ich um die Ecke bog, war Pawel Medwedew nur noch etwa zwanzig Meter entfernt. Erstaunt musterte er die plötzlich auftauchende Gestalt. Durch die gute Kleidung vermutete er ein ganz normales Frauenzimmer, war jedoch über deren unerwartetes Erscheinen verblüfft. Ein Straßenhund lief ängstlich weg. Die Hauptstraße lag etwa hundert Meter hinter ihm.
    „Hallo Pawel!“, stieß mein Mund hasserfüllt hervor. Die rechte Hand zog Tarpens Messer aus dem Strumpf. Dieses wollte ich ihm genüsslich zwischen seine Beine rammen, genau in der gleichen Art, wie er es einst mit dem Bajonett bei mir getan hatte. O, wie köstlich würde sein böses Blut schmecken.
    Aus einem der Fenster schaute eine Oma zu uns und bekreuzigte sich in Erwartung des Kommenden. Mir war das inzwischen vollkommen gleichgültig. Der Hass hatte die Bestie geweckt, diese verspürte nur noch Mordlust.

    „Olga?“, keuchte er verblüfft und rannte geistesgegenwärtig, ohne an Verteidigung zu denken, in Richtung der Hauptstraße zurück. Nicht einmal zum Kämpfen war er bereit!
    Ich hastete ihm nach, wenngleich seine Feigheit mich kurzzeitig aus dem Konzept gebracht hatte. Angst kann auch gewöhnliche Menschen zu Höchstleistungen antreiben.
    Vampire sind nur geschwinder, weil sie das Maximale aus ihren Muskeln herausholen. Sie sind aber wiederum nicht so schnell, wie es oft dargestellt wird.
    Fast hatte ich den Missetäter erreicht, konnte bereits seinen angsterfüllten säuerlichen Arbeitergestank riechen, da kam auch schon die nahe Hauptstraße in Sicht. Der Fliehende lief geschwind aus der Gasse hinaus. Ein Trupp Soldaten marschierte unglücklicherweise gerade parademäßig auf, um die nahende Sperrstunde zu sichern.
    „Ich bin Medwedew!“, schrie mein Opfer aus Leibeskräften, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. So wollte der Angsthase sein Leben retten. „Verhaftet mich! Ich war im Ipatjew-Haus!“
    Der Plan gelang ihm leider. Wenn ich meine Offenbarung nicht riskieren wollte, musste ich von meinem Vorhaben ablassen. Die Rache musste leider warten.
    Schnellen Schrittes ging ich an ihm vorbei und zischte nur: „Du entkommst mir nicht!“
    Medwedew lief mit erhobenen Händen eilig in Richtung der Soldaten.
    Das Kommando wirkte etwas verblüfft darüber, dass sich ein Rotgardist selbst stellte und es nicht erwarten konnte, in Gewahrsam genommen zu werden. Verwundert schauten die Bewaffneten auch zu mir. Sie kümmerten sich aber zuerst um den Roten. Dieser erschien ihnen gefährlicher. Meinen Dolch, den ich im Ärmel versteckt hatte, bemerkten sie nicht.
    Gebunden eskortierten sie den neuen Gefangenen anschließend zur Wache. Ich folgte dem Zug aus sicherer Entfernung, um zu sehen, in welches Gefängnis sie den Banditen brachten.
    Tarpen musste mir helfen!
    Dafür sollte mein Freund das erhalten, was er so sehr begehrte. Es musste sein.

Az. Olga 2

    Az. Olga 2
    Berlins Blut

Totes Mädchen

    Mit meinem kunstvoll geschliffenen Kristallglas ging ich zum Panikraum, der in jeder Wohnung dieses exklusiven Gebäudes verborgen eingerichtet worden war. Er sollte das Leben der Bewohner bei Einbrüchen und Überfällen schützen. Dafür brauchte ich ihn jedoch nicht. Für mich bestand sein Nutzen genau im Gegenteil.
    Wenn man ihn verriegelte, war er vollkommen schalldicht und weder einsehbar noch zu öffnen. Einmal mehr bewunderte ich den Architekten für diese ausgefeilte Idee.
    Die gegenwärtigen Zeiten waren unruhig und gefährlich, weshalb Geheimräume und ähnliche Schutzmechanismen wieder dem Zeitgeist entsprachen. Schade, dass wir dergleichen nicht vor einhundert Jahren, als 1917 die Revolution

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