Naminé - Liebe Deinen Feind
gibt nichts mehr für mich in dieser Welt, was mich hier hält. Du bist tot und es kann noch Wochen dauern bis Sias und die anderen mich befreien. Bis dahin habe ich keine Kraft mehr«, antwortete sie Cyons Stimme, die ihr durch den Kopf hallte.
Sie hörte, dass Cyon lachte. » Naminé, Naminé. Gib nicht auf. Du kannst es schaffen. Ich glaube an dich und weiß es. Zeig allen bei dieser Feuerprüfung, dass du es bist, die die Zügel in der Hand hält.«
»Und wie soll ich das anstellen?« Doch die Stimme ihres Bruders antwortete ihr nicht.
Resigniert seufzte sie auf. »Ich rede schon mit Toten. Langsam werde ich wirklich verrückt.«
Ein dumpfes Klopfen an der Tür ertönte und jemand trat ein. Die Waldelbin drehte sich um und war erleichtert, als sie sah, dass es eine Dienstmagd war. Diese hatte eine Kapuze und somit war ihr Gesicht verdeckt. »Holst du mich ab?«, fragte sie die Magd. Diese schüttelte den Kopf und ging mit schlürfenden Schritten auf sie zu. Naminé sah sie verwundert an. »Ist was?« Die Frau hob die Hand und Naminé sah, dass ihre Haut schneeweiß war. Sie hielt den Atem an, als diesen die Kapuze zurückschlug und sie rote durchdringende Augen ansahen.
»Einen Mucks und ich stopf dir das Maul, Wa ldelbin!«, sprach Techi zu ihr. Naminé sah Techi eine Weile lang ungläubig an, bevor sie ihr um den Hals fiel und die Magierin an sich drückte. Techi erwiderte die Umarmung herzlich. »Hast du mich etwa so vermisst?«, fragte die Hochelbin sie keck und verkniff sich ein Grinsen. Naminé ließ Techi los und wischte sich die Freudentränen aus den Augen. »Ja. Das habe ich«, gestand sie ihr ohne Scham.
Die Magierin knuffte sie leicht in die rechte Seite. »Ich habe dich auch vermisst, a ber verrate das niemandem, ja?« Naminé nickte. »Efal wird gleichkommen und dich mitnehmen. Er hat mir angeboten, ihn und dich zu begleiten. Ich habe dafür gesorgt, dass Sias, Raven und Sam ebenfalls eingeschleust werden«, erklärte sie Naminé breit.
»Du musst also keine Angst haben. Sobald die Prüfung anfängt, werden wir einschreiten und dich retten.« Als Naminé das hörte, fiel ihr ein großer Stein von ihrem Herzen.Zwar hatte ihr Kaeló mit seiner Antwort ein paar Tage zuvor eine große Last abgenommen, doch diese von Techi zu hören, erfüllte sie mit noch mehr Zuversicht. »Ich werde Linth töten«, verkündete sie plötzlich. Techi sah sie mit großen Augen an. »Was? Naminé, wir wollen ihn nur an seinem Vorhaben hindern und ihn nicht töten«, antwortete sie verwirrt. »Und ich will Efal töten!«, fügte sie hinzu. Die Magierin blinzelte sie nun an. »Naminé… wir wollen hier keinen Massenmord veranstalten. Das ist nicht Sinn und Zweck des Ganzen.«
»Efal hat meinen Bruder getötet! Und dafür werde ich ihn bestrafen!«, schrie die aufgebrachte Waldelbin ihr entgegen. »Ich werde diese Burg nicht ve rlassen, ohne dass er tot ist!« Techi versuchte Naminé zu beruhigen: »Ich verstehe deine Wut auf ihn, doch gleicht ein Mord wirklich einen Mord aus? Glaubst du nicht, dass du dich danach schlechter fühlst, als du es dir vorstellst? Naminé, ich spreche aus Erfahrung. Du kannst Efal töten, doch nicht aus Rache. Dies ist der falsche Weg.«Naminé wollte etwas erwidern, als Efal auf einmal im Raum stand.
»Es ist Zeit, Spitzohr«, sprach er geheimnisvoll zu ihr. Naminé schluckte und richtete sich ihr Haare, bevor sie Efal folgte. Er warf Tech i einen auffordernden Blick zu. Diese zog die Kapuze über den Kopf und verhüllte somit ihr Antlitz, bevor sie den beiden folgte.
49. Kapitel
Die Feuerprüfung
Linth strich sich sein blondes Haar zurück und stülpte die Ärmel seines Hemdes nach hinten. Das Licht der Fackeln schien auf seine schneeweiße, makellose Haut. Seine grünen Augen blitzten gierig auf. Er streckte die Arme aus und sprach: »Heute ist der Tag, an dem sich die Welt verändern wird. Ab heute werden meine Schwester und ich die Könige sein, die den Verlauf der Geschichte ändern. Unser Reich, das Reich der Hochelben, wird das allermächtigste von allen sein!« Cirra, die hinter ihrem Bruder stand, klatschte.
»Bravo! Würdest du bitte aufhören, vor dem Spiegel zu üben. Das ist peinlich«, gestand sie ihm. Cirra trug, gegen ihre Gewohnheit, ein hochgeschlossenes Kleid mit einem spitzen Kragen, der mit goldenen Ornamenten verziert war. Das Kleid war mitternachtsblau. Ihr rotblondes Haar war kunstvoll nach oben gesteckt. Ein paar Strähnen berührten ihre
Weitere Kostenlose Bücher