Naminé - Liebe Deinen Feind
legen, dass er nach unserer Mission diesem Beruf nachgehen soll.« Sam blinzelte ihn an. »Sias sollte nicht länger als Elbenjäger arbeiten. Er liebt Naminé und daher wäre es für beide besser, wenn er sich ein anderes Handwerk sucht. Er kann kämpfen und töten, daher denke ich, dass er als Leibwächter gut geeignet ist.« Die Stumme lächelte. Sie schmiegte sich plötzlich an ihn. Raven lief leicht rot an und verkrampfte sich ein wenig. Dem Alchemisten fielen die Worte von Olaf ein. Soll ich es wirklich wagen? Ich mag sie ja eigentlich ganz gerne , dachte er plötzlich und strich sich verlegen seine Haare hinter die Ohren zurück. Sam drehte sich leicht zu ihm und sah ihn an.
Raven räusperte sich. »Schön, nicht wahr?«, fragte er sie nun und sah ihr in die dunklen, blauen Augen. Sam lächelte und sah ihn wartend an. Raven spürte, wie ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg. Ist das schwer! »Sag mal, Sam – Ach verdammt! Du kannst ja nicht reden. Das vergesse ich immer wieder. Nun ja, ich will dir sagen, dass ich dich eigentlich, also ich meine nicht eigentlich, sondern damit will ich dir sagen, dass ich- …!«
Ravens Stottern wurden von Sam unterbrochen. Die Gleichaltrige hatte ihm kurzerhand ihre Lippen auf seine gedrückt. Sie hatte genau gewusst, was er vorhatte, doch sie hatte nicht mehr länger warten können.Sam löste sich nach einer Weile von ihm und lächelte ihn schüchtern an. Raven blinzelte. Er brauchte ein wenig, bis er wieder in die Realität zurückgefunden hatte. »Ja. So kann man es auch machen«, sagte er nun zu ihr und klang sehr kleinlaut. Sam kicherte. Die frühere Novizin umarmte ihn und drückte sich an Raven. Der Alchemist erwiderte die Umarmung. Ihre Zweisamkeit hielt nicht lange an.
Techi klopfte Raven auf die Schultern und dieser erschrak dabei so, dass er mit Sam gegen das Fensterbrett sti eß. Er ließ Sam aber nicht los. »Was sollte das denn, Techi?!«, fragte er sie wütend. Die Magierin kicherte. »Störe ich euch zwei etwa? Entschuldigung, doch ich möchte euch etwas Wichtiges mitteilen! Ich habe Efal getroffen und er wird mich morgen zu Naminés Feuerprüfung einschmuggeln«, verkündete sie und klatsche dabei in die Hände. »Und du hast ihn nicht umgebracht?«, fragte Raven sie und runzelte die Stirn. »Nein. Ich bin noch einmal in mich gegangen. Der Alte kann doch noch ganz nützlich sein.«
»Hast du schon einen Plan?« - »In etwa. Ich werde versuchen, Sias und euch beide ebenfalls einzuschmuggeln. Dann können wir Naminé befreien, Linth das Handwerk legen und ab nach Hause!« Der junge Mann sah Techi immer noch mit gerunzelter Stirn an. »Du bist wirklich sehr von dir überzeugt«, gab Raven nuschelnd zu. Er ließ Sam nun los. Techi winkte ab. »Eine große Portion Selbstvertrauen schadet nie.« - »Sie hat Recht. Wenn man alles schwarzsieht, kommt man nie an sein Ziel.« Sias und Kaeló stießen zu den Dreien. »Sias weiß, wovon er spricht. Er hat Erfahrung damit«, erwiderte Kaeló. »Und das reichlich«, fügte Techi lachend hinzu. »Ihr habt einen komischen Humor.« Sias und Techi grinsten sich an. »Nenn es lieber abfärbend.«
***
Naminé seufzte tief und strich das schlichte hellblaue Kleid glatt, das sie trug. Dazu hatte man ihr passende Sandalen gegeben. Ihr blondes Haar lag offen da und fiel ihren Rücken entlang. Kleine, weiße Perlen waren sanft darin eingeflochten. Ist das mein Totenkleid? , dachte sie sarkastisch und holte einmal tief Luft.Alles um sie herum war einfach nur erdrückend.
Die Siebzehnjährige schloss kurz die Augen. In ein paar Minuten würde man sie holen und dann dem Magiestein vorführen. Naminé sollte mit ihm die sogenannte Feuerprüfung durchführen: Ein alter Zauber, mit dessen Hilfe man Magie aus einem Objekt ziehen konnte und diese auf andere Dinge übertragen. Ein sehr gefährlicher Zauber, bei dem die meisten umkamen.
Naminé hatte von einer Hofmagierin, die in Linths Diensten stand, ein paar Übungen gezeigt bekommen, mit der ihr die ses Kunststück gelingen sollte. Eigentlich konnte nichts schieflaufen, doch die junge Elbin hatte Angst. Todesangst.
Sie umfasste Aryls Kette und musste an Cyon denken. Er wäre sicher enttäuscht von ihr, wenn er ihr jetzt gegenüberstehen würde.
»Warum tust du das, Naminé? Du bist doch sonst immer so kämpferisch und weißt, was du tust! Warum gibst du auf einmal auf?« Naminé spürte, wie ihre Augen feucht wurden. »Weil ich aufgegeben habe zu kämpfen, Cyon. Es
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