Naminé - Liebe Deinen Feind
bettele einen Jäger an, dass er mich mit sich nimmt und dann haue ich ab!? Nein, meine Liebe. So läuft das Spiel nicht. Das sind meine Regeln.«
Naminé sah ihn geschockt an, erst jetzt wurde sie sich über den Ernst der Lage bewusst! »Aber du wolltest mich doch sowieso nicht aufnehmen!« - »Ich habe es mir eben anders überlegt«, sagte er und zuckte mit den Schultern. »Das kannst du nicht machen! Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich mein eigenes Volk umbringe!«
Die Waldelbin war inzwischen aufgestanden und blickte auf Sias hinab. Der Elbenjäger blieb ruhig. »Es ist nicht mein Problem. Du musst dich eben dazu überwinden, und außerdem -«,
Sias stand auf und stellte sich direkt gegenüber von ihr auf. »Du tust, was ich dir sage! Oder hast du meine Lektionen schon vergessen?«, fragte er sie fast lautlos. Naminé schluckte schwer. Ja, sie erinnerte sich daran und hatte immer noch Angst, dass er gleich sein Schwert zog, um ihr den Kopf abzuschlagen. Sie schloss die Augen und seufzte. »Ich werde es nicht tun.« - »Das werden wir noch sehen, Spitzohr.«
***
Sias ritt voran und Naminé folgte ihm. Die beiden waren wie immer stumm aufgebrochen. Sias redete nicht gerne mit seinen Opfern. Er mordete ihr Volk lieber, als dass er sich mit ihnen unterhielt. »In Dunac wirst du dich als Hochelbin ausgeben, verstanden?«, sagte er zu ihr. »Ja«, antwortete Naminé und es klang genervt. Sias ignorierte es. Er war so froh, wenn er sie los war, doch vorher wollte er sie noch leiden lassen.
Gegen Abend kamen die beiden ungleichen Gefährten zu einem Gasthaus. Naminé fand einerseits, dass es eine ziemlich ungünstige Stelle war, mitten im Wald ein Gasthaus zu eröffnen. Andererseits war sie aber froh, endlich wieder in einem Bett schlafen zu können.
Sias und Naminé brachten ihre Pferde in den Stall, bevor sie die Schenke betraten. Wider Erwarten war die Schankstube gerammelt voll. Naminé und Sias erspähten noch einen freien Platz am Tresen und setzten sich dorthin.
»Ich bin froh, dass ich heute Nacht endlich wieder ein weiches Bett habe«, sagte Naminé und streckte sich. Sias sah sie schief an. Er konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen: »Ich dachte, ihr Elben schlaft auf Blättern?« Naminé schüttelte den Kopf. »Im Gegensatz zu euch schlafen wir nicht in Scheunen.« Sias seufzte und bestellte beim Wirt für sich und Naminé jeweils ein Zimmer und ein Abendessen. Der Wirt kam nach einer Weile wieder und sah den Elbenjäger lange an, bevor er sagte: »Leider haben wir nur noch ein Zimmer frei.«
Sias Augen verengten sich. »Gibt es keine andere Möglichkeit? Vielleicht den Stall?«
Der Wirt verneinte. Der Elbenjäger seufzte niedergeschlagen. Warum hatte er nur immer so ein Pech? »Gut. Ich nehme das Zimmer«, sagte er und der Wirt schien beruhigt zu sein. Er brachte den beiden das Essen und Naminé nickte ihm dankend zu. Es handelte sich zwar nur um einen minderwertigen Eintopf, doch sie hatte so viel Hunger, dass sie nun alles in sich hineinstopfte. Sias sah Naminé skeptisch an. Diese Elben; ein zu einfaches Volk.
Der Elbenjäger war froh, dass niemand bemerkte, das Naminé eine Elbin war. Er hatte ihr schon einige Anweisungen gegeben, wie sie dies verbergen konnte. Sias glaubte ganz fest daran, dass die beiden ohne Zwischenfälle morgen Nachmittag in Dunac eintreffen würden.
Naminé sah Sias nervös an. Die beiden standen in dem Zimmer, das der Wirt ihnen gegeben hatte. Das Zimmer war kahl eingerichtet. Dort befanden sich nur ein Bett, ein kleiner Tisch und ein Schrank. Die Waldelbin fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut.
»Und? Was machen wir jetzt?«, fragte sie ihn vorsichtig. »Ich schlafe auf dem Boden«, sagte er knapp und legte sich eine Decke zurecht, auf der er schlafen wollte. »Gut.«
Naminé nickte und setzte sich eine Weile auf das Bett. Sias lag, mit dem Rücken zu ihr, auf der Decke. »Warum bist du überhaupt ein Elbenjäger geworden?« Naminé sah, wie sich Sias verkrampfte. »Ich hatte meine Grü nde«, sagte er schließlich. »Wurden deine Eltern vielleicht von Elben getötet?« Die Waldelbin hörte, wie Sias tief ausatmete. »Schlaf endlich!«, forderte er sie auf. Er hörte, wie das Bett knarrte. Sias glaubte, dass sie sich hingelegt hatte, doch da irrte er sich. Naminé kniete sich plötzlich neben ihm auf dem Boden.
»Nun sag schon!« - »Bist du immer so lästig?«, fragte Sias sie genervt. Er war kurz davor, die Geduld zu verlieren. »Ich
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