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Naminé - Liebe Deinen Feind

Naminé - Liebe Deinen Feind

Titel: Naminé - Liebe Deinen Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Auer
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schon viel zu lange aufgehalten!  Sias wusste, dass sie keine Hochelbin war, doch er wollte sie die erste Zeit einmal in diesem Glauben lassen. Morgen würde er sich mit ihr unterhalten. Sias wollte unbedingt wissen, warum sie auf die Idee kam, ihn um eine Ausbildung als Jägerin zu bitten.
    Sie war eine Waldelbin. Er jagte ihr Volk seit Jahren! Warum tat sie das?  Wollte sie ihn nur reizen, oder war sie lebensmüde?  Sias stieg auf seinem Rappen und preschte mit ihm aus der Stadt. Er würde sich morgen darüber Gedanken machen, denn jetzt musste er erst einmal seiner Arbeit nachgehen.
     
    ***
     
    Naminé folgte Sias stumm in den naheliegenden Wald. Sie führte ihr Pferd an den Zügeln hinter sich her, und tat es somit Sias nach. »Wohin gehen wir?«, fragte sie ihn vorsichtig. Sie hatte ein schlechtes Gefühl, mit ihm alleine zu sein, doch damit musste sie nun leben.
    »Warum willst du eine Elbenjägerin werden?«, stellte er die Gegenfrage.  Naminé war ein wenig überrascht. Eigentlich hätte sie damit rechnen müssen.
    »Ich hasse die Waldelben«, log sie schlicht. Sias zog die Mundwinkel leicht hoch. Er musste sich ein Lachen verkneifen. »Und warum fragst du ausgerechnet mich?«
    Weil du der erste Elbenjäger warst, den ich gestern gesehen habe? , dachte sich Naminé die Antwort, aber das konnte sie ihm natürlich nicht ins Gesicht sagen.  »Es heißt, du bist einer der besten Elbenjäger«, sagte sie stattdessen zu ihm. »Das ist wahr. Ich habe in einem Jahr mehr als fünfundvierzig Elben getötet«, sagte er stolz. Naminé grub ihre Finger in Lanes Zügel. Sie atmete tief aus. Naminé wollte nicht, dass ihre Fassade bröckelte.
    Auf einer Lichtung blieben die beiden plötzlich stehen. Sias band sein Pferd an einen Baum und Naminé tat es ihm gleich. »So. Dann wollen wir mal sehen, wie du kämpfst, Naminé«, sagte er plötzlich und grinste breit. Die Waldelbin fühlte sie völlig überrumpelt, als Sias sein Schwert zog und sich auf sie stürzte. Naminé duckte sich gerade noch vor dem Angriff, stolperte aber rücklings über einen Stein und fiel hin.
    Blitzschnell stand sie auf und rannte ein Stück von ihm weg. Sie zog Pfeil und Bogen und wollte nach ihm schießen, doch dies ging daneben. Sias lächelte. »Du kannst nicht zielen?«, fragte er sie spöttisch. Naminé warf ihren Bogen kurzerhand auf den Boden und zog ein Schwert, das an dem Sattel ihres Pferdes hing. Die Klinge war lang und schmal. Naminé drehte sich um und wehrte gerade noch Sias Schwertschlag ab. Sie zitterte unter der Wucht seines Schlags.
    Sias verstärkte seine Kraft und es gelang ihm, Naminé in die Knie zu zwingen. Sie ließ das Schwert fallen und fiel auf den Boden. Sias hob seines und schwang es wie eine Keule.
    Oh nein !, dachte sie erschrocken und alles in ihr schrie, doch sie brachte keinen Ton hervor, als das Schwert auf sie niedersauste. Sie schloss die Augen, denn sie wollte ihr Ende nicht sehen. Naminé zuckte zusammen, als die Waffe dicht neben ihrem rechten Ohr einstach. Die Waldelbin öffnete vorsichtig ihre Augen und starrte in Sias Gesicht. Der Elbenjäger saß vor ihr und beugte sich über Naminé. Sein Schwert hielt er mit der rechten Hand umklammert.
    Naminé zitterte am ganzen Körper. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Sias sah sie ausdruckslos an. »Erste Lektion: Lüge mich nie an, Waldelbin. Zweite Lektion: Du tötest, wenn ich es dir sage, und tust es, ohne es zu hinterfragen. Und Lektion Nummer drei-«
    Sias beugte sich näher zu ihr hinunter und flüsterte ihr ins linke Ohr: »Du gehorchst mir, wenn nicht, werde ich dich bestrafen.«
    Sias stand auf und zog sein Schwert aus dem Erdboden. Naminé lag noch eine Weile da, bevor sie sie sich auf wackligen Beinen aufrichtete. Sie hob ihr Schwert und ihren Bogen auf. Das Schwert verstaute sie in der dazugehörigen Schwertscheide und den Bogen hängte sie sich wieder um ihren Rücken, während sie den Köcher am Sattel festband. »Warum hast du mich nicht getötet?«, fragte sie ihn laut. Ihre Stimme klang immer noch zittrig.
    »Ich werde dir diese Frage beantworten, wenn du mir meine zuerst beantwortest.« Naminé nickte zaghaft. »Warum willst du eine Elbenjägerin werden? Willst du deine eigene Rasse auslöschen?« - »Nein. Mein Bruder wurde von einem Elbenjäger getötet. Ich will einfach nur Rache.«
    Sias stieg auf sein Pferd und lenkte es neben Naminé. »Du weißt, wie viele Elbenjäger es gibt? Ich könnte ihn auch getötet haben.« - »Ich weiß.

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