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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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weil er nichts zu befürchten habe, da ja kein Mensch zweimal die Blattern bekomme, bestritt der Journalist auf das heftigste diese Meinung, indem er Beispiele für das Gegenteil anführte, Beispiele, bei denen die Ärzte sehr übel wegkamen. Jetzt wurden sie von Lucy und Karoline, die von der immer mehr anwachsenden Menge überrascht waren, unterbrochen.
    Schauen Sie doch, schauen Sie, meine Herren, diese Volksmenge.
    Es wurde immer dunkler; in der Ferne entzündeten sich die Gasflammen. An den Fenstern erschienen Neugierige, während unter den Bäumen des Boulevards die Menschenflut von Minute zu Minute anwuchs und sich von der Magdalenenkirche bis zum Bastilleplatz ergoß. Die Wagen konnten nur langsam verkehren. Von dieser festen, jetzt noch stillen Masse stieg ein dumpfes Gemurmel auf; die Menge war zusammengeströmt im Bedürfnis, sich zu versammeln und sich an dem gleichen Fieber zu erhitzen. Jetzt entstand eine heftige Bewegung, die die Menge rückwärts staute. Inmitten des Gedränges, inmitten der Gruppen, die mühsam sich zur Seite schoben, erschien ein Trupp von Männern in weißer Bluse und Mütze, die mit dem regelmäßigen Tonfalle von Hämmern, die auf den Amboß schlagen, schrien:
    Nach Berlin, nach Berlin, nach Berlin ...
    Die Menge blickte stumm auf dieses Schauspiel, noch in stumpfem Argwohn verharrend, aber schon von kriegerischen Bildern bewegt und gefangen genommen, wie wenn eine Militärmusik vorüberzieht.
    Ja, ja, geht nur, euch die Schädel einschlagen zu lassen, murmelte Mignon in einer Anwandlung von Philosophie.
    Doch Fontan fand die Sache sehr schön; auch er sprach vom Kriege. Wenn der Feind an den Grenzen ist, hätten alle Bürger die Pflicht, sich zu erheben, um das Vaterland zu verteidigen; er nahm eine Stellung an wie Bonaparte bei Austerlitz.
    Kommen Sie mit uns? rief ihm Lucy zu.
    O nein, erwiderte er, ich könnte die Blattern erwischen.
    Vor dem Grand Hotel saß ein Mann auf einer Bank und verbarg sein Gesicht in einem Taschentuch.
    Im Vorübergehen hatte Fauchery mit einem Augenzwinkern ihn Mignon gezeigt. Der war also noch immer da? Ja, er war noch immer da. Dann zeigte der Journalist den Herrn auch den beiden Frauen. Der Mann hob den Kopf, und die beiden Frauen erkannten ihn. Sie konnten einen Ruf der Überraschung nicht unterdrücken. Es war Graf Muffat, der angstvoll nach den Fenstern starrte.
    Da sitzt er seit dem Morgen, erzählte Mignon. Ich habe ihn schon um sechs Uhr gesehen; seither hat er sich nicht von der Stelle gerührt ... Seitdem er die Nachricht von Labordette erfahren, hat er sich hier eingefunden mit seinem Sacktuch vor dem Gesicht ... Jede halbe Stunde schleppt er sich bis zum Tor, um zu fragen, ob es ihr besser geht, dann nimmt er wieder auf der Bank Platz ... Alle Wetter ... In dem Zimmer da oben mag eine gesunde Luft sein. Es ist ja recht schön, seinen Nächsten zu lieben, aber wenn man keine Lust hat zu krepieren ...
    Der Graf saß mit erhobenen Augen da und schien nicht zu wissen, was um ihn vorging. Ohne Zweifel war die Kriegserklärung ihm noch unbekannt. Er fühlte und sah nichts von der Menge.
    Schauen Sie, sagte Fauchery, jetzt kommt er wieder.
    In der Tat hatte der Graf die Bank verlassen und trat unter das Einfahrtstor. Der Portier, der ihn schon kannte, ließ ihm nicht Zeit zu fragen, er rief ihm in schroffem Tone zu:
    Sie ist in diesem Augenblick gestorben.
    Nana tot ... Das war ein Schlag für sie alle. Muffat war sprachlos auf eine Bank zurückgekehrt und verbarg sein Gesicht in dem Taschentuch. Die übrigen stießen Rufe der Überraschung aus; doch sie wurden bald unterbrochen, denn es erschien ein neuer Trupp, der heulte:
    Nach Berlin, nach Berlin ...
    Nana tot! Merkwürdig. Ein so schönes Mädchen! Mignon seufzte erleichtert; endlich konnte Rosa gehen. Ein Frösteln überlief die ganze Gesellschaft. Fontan, der von einer tragischen Rolle geträumt hatte, nahm einen schmerzlichen Ausdruck an; er ließ die Mundwinkel hängen und verdrehte die Augen. Fauchery schien wirklich gerührt und kaute nervös an seiner Zigarre. Die beiden Frauen fuhren fort in ihrem schmerzlichen Wehklagen. Lucy und Blanche hatten die arme Nana zum letztenmal in der Posse gesehen als Melusine. Oh, sie war verblüffend, als sie im Hintergrunde der Kristallgrotte erschien. Die Herren erinnerten sich dessen noch sehr gut. Fontan spielte den Prinzen Cocorico. Und nun, da die Erinnerung einmal wachgerufen war, verloren sie sich in unendlichen Einzelheiten.
    Wie schick

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