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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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kam in kleinen Gruppen, hielt vor den Kassen und stieg dann die Doppeltreppe empor, auf der die Frauen, die schönen Körper in den Hüften wiegend, länger verweilten. In diesem hellerleuchteten, kahlen Vorsaale, dem eine dürftige, im Stile des Kaiserreichs gehaltene Dekoration aus Kartonpapier das Aussehen eines Tempelhofes verlieh, waren in aufdringlicher Weise riesengroße gelbe Anschlagzettel mit dem Namen Nanas in fußhohen schwarzen Buchstaben angebracht. Einige Herren – im Vorübergehen angelockt – standen vor den Anzeigen, um sie zu lesen, und versperrten so den Weg; andere plauderten vor den Eingangstüren. Vor der Kasse stand ein dicker Mensch mit breitem, glattrasiertem Gesicht, der die Leute, die ihn um Eintrittskarten bestürmten, barsch anfuhr.
    Das ist Bordenave, sagte Fauchery und stieg die Treppe hinab.
    Doch der Direktor hatte ihn schon wahrgenommen.
    Ach, Sie sind ein sauberer Patron, rief er ihm schon von weitem zu. So haben Sie mir einen Artikel über Nana geschrieben. Ich habe heute kaum erwarten können, den Figaro zur Hand zu bekommen; aber es steht nichts darin, kein Wort ...
    Fassen Sie sich in Geduld, erwiderte Fauchery. Ich muß sie doch kennen lernen, Ihre Nana, ehe ich von ihr spreche ... Ich habe Ihnen übrigens nichts versprochen ...
    Um diesem Gespräch ein Ende zu machen, stellte er dem Direktor seinen Vetter vor, Hern Hektor de la Faloise, der nach Paris gekommen war, um seine Ausbildung zu vollenden. Der Direktor maß den jungen Mann mit einem Blicke, Hektor hingegen besah sich den Mann mit großer Aufmerksamkeit. Das also war Bordenave, der große Weiberverführer, der mit ihnen wie ein Galeerensklavenwächter umging; der Mann, dessen Gehirn fortwährend über irgendeine Reklame brütet; der Mann, der jetzt schreit, spuckt, sich mit den Händen auf die Schenkel schlägt, der Zyniker mit dem Geist eines Gendarmen.
    Hektor glaubte, etwas angenehmes sagen zu müssen.
    Ihr Theater ... begann er mit sanfter Stimme.
    Bordenave unterbrach ihn und entgegnete in dem rauhen Tone eines Mannes, der gewohnt ist, frei von der Leber weg zu reden:
    Sagen Sie lieber: mein Bordell ...
    Fauchery brach in ein zustimmendes Gelächter aus, während La Faloise, dem sein Kompliment in der Kehle stecken blieb, betroffen dastand und sich den Anschein zu geben suchte, als finde er die Bezeichnung des Direktors sehr treffend. Bordenave war inzwischen nach vorne geeilt, um einem Theaterkritiker die Hand zu drücken, dessen Urteile sehr einflußreich waren. Als er zurückkam, hatte sich La Faloise wieder gefaßt. Er fürchtete, als Provinzler behandelt zu werden, wenn er sich allzu empfindlich zeige.
    Man hat mir erzählt, sagte er, um durchaus etwas zu sagen, Nana habe eine herrliche Stimme.
    Herrlich, ja! rief der Direktor achselzuckend, die Stimme einer Klistierspritze!
    Der junge Mann beeilte sich hinzuzufügen:
    Aber doch eine ausgezeichnete Schauspielerin ...
    Was ... Wie ein Stück Holz! Sie weiß weder mit Händen noch Füßen etwas anzufangen.
    La Faloise errötete leicht. Die Sache kam ihm immer seltsamer vor; endlich stammelte er:
    Um nichts in der Welt hätte ich die heutige Erstaufführung versäumt. Ich wußte, daß Ihr Theater ...
    Sagen Sie: mein Bordell! wiederholte Bordenave mit der kühlen Hartnäckigkeit eines Mannes, der überzeugt ist von dem, was er sagt.
    Fauchery, der indessen die eintretenden Frauen gemustert hatte, kam jetzt seinem Vetter zu Hilfe, der mit offenem Munde dastand und nicht wußte, ob er lachen oder sich ärgern sollte.
    Tu doch Bordenave den Gefallen, sein Theater ein Bordell zu nennen, da es ihm Vergnügen macht. – Und Sie, mein Lieber, geben Sie uns keine Rätsel auf. Wenn Nana weder singen noch spielen kann, wird Ihre Neuheit nicht einschlagen, was ich ohnehin befürchte.
    Was, nicht einschlagen? rief der Direktor, dessen Antlitz sich rötete. Hat eine Frau es nötig, singen und spielen zu können? Ach, mein Kleiner, du bist recht dumm! ... Nana hat etwas anderes ... Donnerwetter! Etwas, das alles ersetzt ... Ich habe es herausgefunden, es ist sehr stark bei ihr ausgeprägt, oder ich müßte eine schlechte Nase haben. Du wirst sehen, sie braucht nur zu erscheinen, und das ganze Haus läßt die Zunge heraushängen.
    Er hatte die Hände erhoben, die vor Begeisterung zitterten; dann senkte er besänftigt die Stimme und brummte vor sich hin:
    Sie wird ihren Weg machen, sie wird es weit bringen. Eine Haut! Oh, eine Haut ...
    Dann gab er, von Fauchery

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