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Narziss und Goldmund

Titel: Narziss und Goldmund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Hesse
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beruhigend und beinahe tröstlich.
    Er lief sich müde. Mit dem Reiten ist’s nun vorbei, dachte er. O weite Welt! Es fiel wenig Schnee, in der Ferne liefen Waldrücken und Wolken grau ineinander, unendlich lag die Stille, bis ans Ende der Welt. Was war nun wohl mit Lydia, dem armen ängstlichen Herzen? Bitter tat es ihm leid um sie, zärtlich dachte er an sie, während er, mitten im leeren Ried, unter einer alleinstehenden kahlen Esche saß und rastete. Endlich vertrieb ihn die Kälte, mit steifen Beinen stand er auf, brachte sich langsam in einen zügigen Schritt, schon sch ien das dürftige Licht des trü ben Tages wieder abzunehmen. Während des langen Trabens übers leere Gefild vergingen ihm die Gedanken.
    Es galt jetzt nicht zu denken oder Gefühle zu hegen, seien sie noch so zärtlich, seien sie noch so schön, es galt sich warm zu halten, es galt beizeiten das Nachtlager zu erreichen, es galt sich wie Marder und Fuchs durch diese kalte, unwirtliche Welt zu bringen und womöglich nicht jetzt schon im freien Feld kaputtzugehen, alles andere war nicht wichtig. Verwundert blickte er u m sich, als er einen fernen Huf schlag zu hören glaubte. War es möglich, daß man ihn verfolgte? Er griff nach dem kleinen Jagdmesser in seiner Tasche und machte die hölzerne Scheide locker Nun bekam er den Reiter zu Gesicht und erkannte von weitem ein Pferd aus des Ritters Stall, hartnäckig hielt es auf ihn zu.
    Fliehen wäre unnütz gewesen, er blieb stehen und wartete, ohne eigentliche Furcht, doch sehr gespannt und neugierig, mit beschleunigtem Herzschlag. Heftig zuckte es ihm einen Augenblick durch den Kopf: »Wenn es mir gelange, diesen Reiter umzubringen, wie gut ginge es mir da, ich hätte ein Roß, und die Welt gehörte mir!« Aber als er den Reiter erkannte, den jungen Stallknecht Hans, mit seinen hellblauen Wasseraugen und dem guten verlegenen Knabengesicht, mußte er lachen, diesen lieben guten Kerl totzuschlagen, dazu hätte ein Herz von Stein gehört.
    Freundlich begrüßte er den Hans, und zärtlich begrüßte er auch das Pferd Hannibal, das ihn sofort erkannte, und streichelte ihm den warmen feuchten Hals.
    »Wo willst denn du hin, Hans?« fragte er
    »Zu dir«, lachte der Bursche mit blanken Zähnen »Du bist schon ein braves Stück gelaufen! Also aufhalten darf ich mich nicht, ich soll di ch bloß grüßen und dir das über geben«
    »Von wem denn grüßen?«
    »Vom Fräulein Lydia. Na, du hast uns da einen sauren Tag eingebrockt, Magister Goldmund, ich bin froh, daß ich mich ein bißchen verziehen konnte. Obwohl der Herr es nicht merken darf, daß ich fort war und Aufträge hatte, es ginge mir schon an den Kragen. Also nimm!«
    Er streckte ihm einen kleinen Packen hin, den Goldmund in Empfang nahm.
    »Sag, Hans, hast du etwa ein Stück Brot in der Tasche?
    Dann gib mir’s.«
    »Brot? Wird sich schon noch eine Kruste finden.« Er bohrte in seinen Tasche n und brachte ein Stück Schwarz brot heraus. Dann wollte er wieder davonreiten.
    »Was macht denn das Fräulein?« fragte Goldmund. »Hat sie dir nichts aufgetragen? Hast du kein Brieflein?«
    »Nichts. Ich sah sie bloß einen Augenblick. Schlechtes Wetter im Haus, weißt du, der Herr läuft herum wie König Saul. Also ich soll dir das Zeug da abgeben, weiter nichts.
    Ich muß zurück.«
    »Ja, nur noch einen Augenblick! Du, Hans, könntest du mir nicht dein Jagdmesser abtreten? Ich habe bloß ein kleines. Wenn die Wölfe kommen, und so – es wäre schon besser, wenn ich was Rechtes in der Hand hätte.«
    Aber davon wollte Hans nichts wissen. Es sollte ihm leid tun, meinte er, wenn dem Magister Goldmund etwas passieren sollte. Aber sein Stoßmesser, nein, das würde er niemals hergeben, auch nicht für Geld, auch nicht im Tausch, o nein, und wenn die heilige Genoveva selber ihn darum bäte. So, und nun müsse er eilen, und er wünsche gute Zeit, und es täte ihm leid.
    Sie schüttelten einander die Hände, der Bub ritt davon, mit sonderbar wehem Herzen blickte Goldmund ihm nach. Dann packte er das Zeug auseinander, froh über den guten Riemen aus Kalbleder, mit dem es verschnürt war.
    Innen fand er ein gestric ktes Unterwams aus starker grau er Wolle, offenbar eine Handarbeit, die Lydia gemacht und ihm zugedacht hatte, und in dem Wollzeug steckte, gut ei n gewickelt, noch etwas Hartes, das war ein Stück Schinken, und in den Schinken war ein kleiner Schlitz geschnitten, in dem steckte ein blanker goldener Dukaten. Geschriebenes war nicht dabei. Mit Lydias

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