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Narzissen und Chilipralinen - Roman

Narzissen und Chilipralinen - Roman

Titel: Narzissen und Chilipralinen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Dalinger
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aufzustehen. »Ich kann dich doch bringen.«
    Da ist es. Ich fische meinen Rettungsanker aus dem Schnee. Zum Glück ist es wasserdicht. Eigentlich sollte ich für Tom ein Taxi rufen, aber da kommen seine Kumpels aus dem Saal, entdecken uns und ziehen ihn wieder mit ins Gedränge. Es scheint ihn nicht zu stören, dass er völlig nass ist. Zum Abschied wirft er mir eine Kusshand zu. Ich verdrehe bloß die Augen. Mit zitternden Fingern wähle ich die heimische Nummer und bestelle meinen persönlichen Fahrdienst.
    Michael entschuldigt sich wortreich. »Tut mir leid, ich kann nicht kommen, mein Wagen steht zurzeit nicht zur Verfügung.« Was immer das heißen mag. Hat er ihn einer hilfsbedürftigen alleinerziehenden Mutter mit vier Kindern ausgeliehen, die keine Getränkekisten schleppen mag, weil sie es im Rücken hat? Wär nicht das erste Mal, aber die fortgeschrittene Uhrzeit spricht doch eher dagegen. »Aber ich sag Manfred Bescheid.«
    »Klar, danke. Papa wird sich freuen.« Fröstelnd reibe ich mir die Oberarme und wippe ein bisschen hin und her, um nicht ganz auszukühlen.
    Aus dem Schatten vor dem Festsaal löst sich eine Gestalt. Ein glühendes Pünktchen in der Dunkelheit weist auf einen Raucher hin. Ansonsten muss ich warten, bis er in den Lichtschein tritt, dann endlich erkenne ich, wen ich vor mir habe. Es ist eine Sie. Kim. Kim, die einmal zu Mandys Clique gehört hat, bis wir uns alle wegen der Sache mit Steffi und dem armen kleinen Hendrik zerstritten haben. Ich weiß, dass sie immer noch sauer ist, schließlich gehen wir in eine Klasse. Wir, Mandy und ich, haben die Sozialstunden, die man uns aufgebrummt hat, als die Sache rauskam, mit Fassung ertragen, aber Kim betrachtet mich als Verräterin der schlimmsten Sorte.
    »Ach, sieh einer an.« Mehr sagt sie nicht, was es irgendwie noch ungemütlicher macht.
    »Hi, Kim«, begrüße ich sie. »Ich wusste gar nicht, dass du auch hier bist.«
    Sie lässt mich in ihrem eisigen Schweigen schmoren. Wärmer wird mir davon nicht. Kim ist Boxerin und kann es überhaupt nicht vertragen, wenn irgendetwas nicht nach ihrem Willen geht.
    »Sag mal, ist dir dein schnuckeliger Mr. Blond-and-Perfect etwa schon langweilig geworden?«
    Langweilig? Wie kann sie es wagen! »Er hatte einfach keine Lust«, fauche ich sie an. Daniel ist vielleicht kein begeisterter Partylöwe, aber er wäre mitgekommen. Mir zuliebe. Nur eben nicht heute. »Seine Schwester liegt im Koma, da wäre dir wohl auch nicht so nach Abtanzen zumute!«
    »Aha«, sagt Kim. »Und warum bist du dann hier?«
    Gott, sie hat recht. Es trifft mich wie ein Schlag. Warum bin ich hier? Es macht sowieso keinen Spaß, ohne ihn. Mandy habe ich im Gedränge zwar aufgestöbert, aber irgendwie nervt sie mich nur. Die ganze Zeit denke ich daran, wie Daniel zu Hause sitzt und sich um Sarah Sorgen macht.
    »Weiß er eigentlich, was du hier abziehst? Jemand sollte ihn warnen.«
    Mir wird abwechselnd heiß und kalt. Also war sie die ganze Zeit da. Und hat es nicht für nötig gehalten, sich bemerkbar zu machen. Man hüte sich vor Leuten, die in irgendeiner dunklen Ecke heimlich rauchen.
    »Ich weiß nicht, was du meinst«, sage ich. »Warum sollte es Daniel stören, wenn ich mich mit Tom treffe?«
    »Wenn du ihn abknutschst, dann vielleicht schon«, meint sie gehässig.
    Von ihrem Winkel aus hat es möglicherweise danach ausgesehen, dass wir uns geküsst haben. Aber haben wir ja gar nicht. Daher kann sie mir nichts.
    »Tja«, räume ich ein, »in dem Fall hätte ich ein Problem. Aber was geht dich das an?«
    Kim stößt mich an, sodass ich rückwärts stolpere. »Du kommst dir wohl ganz toll vor, wie?«
    Ich lande im Schnee. Eigentlich könnte ich gleich hier liegenbleiben, denn ich hab echt keine Lust, mich mit Kim zu prügeln. Mit einer Frau, deren Fäuste aus Stahl sind? Nein danke. Panisch schicke ich ein Stoßgebet nach oben: Lass Papa schnell herkommen, Gott, bitte!
    Kim mustert mich voller Verachtung, dreht sich dann abrupt um und schreitet davon. Sie verzichtet sogar auf den Anblick, wie ich mich stöhnend aufrichte.
    Eigentlich könnte ich zwischendurch auch mal für Daniels Schwester beten, die ich überhaupt nicht kenne, doch stattdessen flehe ich bloß darum, dass Papa schnell fährt, obwohl es glatt ist, und nicht wie sonst im Schneckentempo, und dass er keine blöden Fragen stellt.
    Die erste Bitte hat schon mal nicht funktioniert. Er braucht ewig. Die zweite ... na, so halb.
    »Was ist denn mit dir passiert?« Er

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