Naschkatze
herausgefunden habe. Dass mein Prinz wirklich einer ist. Ein Prinz.
Nein, das meine ich ernst. Er ist ein richtiger PRINZ.
Okay, in seinem Vaterland wird er nicht anerkannt, weil die Franzosen den Großteil ihrer Aristokraten vor über zweihundert Jahren umgebracht haben. Dabei sind sie sehr gründlich vorgegangen.
Aber im Fall meines besonderen Prinzen konnte einer seiner Vorfahren blitzschnell nach England flüchten und der grausamen Madame Guillotine entrinnen. Viele Jahre später gelang es der Familie sogar, ihr Schloss in Frankreich zurückzuerobern, wahrscheinlich nach intensiven,
langwierigen Rechtsstreitigkeiten. Zumindest, wenn diese Leute auch nur ungefähr so veranlagt waren wie die jetzige Verwandtschaft meines Prinzen.
Und – ja, okay, heutzutage bedeutet der Besitz eines Châteaus in Südfrankreich etwa hunderttausend Dollar Steuern pro Jahr, die man der französischen Regierung zahlen muss, und ständige Kopfschmerzen wegen der Dachziegel und der Mieter.
Aber wie viele Jungs lernt man schon kennen, die so was besitzen? Ein Château, meine ich?
Deshalb habe ich mich natürlich nicht in ihn verliebt, das schwöre ich Ihnen. Als ich ihn kennenlernte, wusste ich nichts von seinem Adelstitel und diesem Schloss. Damit hat er nie angegeben. Hätte er’s getan, wäre ich gar nicht so fasziniert von ihm gewesen. Ich meine, welche Frau würde sich mit so einem Kerl einlassen?
Nein, Luke benahm sich genauso, wie man’s von einem entrechteten Prinzen erwartet – seine aristokratische Herkunft war ihm peinlich.
Ein bisschen ist’s ihm immer noch unangenehm, dass er ein Prinz ist – ein RICHTIGER Prinz – und der Alleinerbe eines riesigen Châteaus in einem Weingarten (tausend Morgen groß, aber leider nicht besonders produktiv), eine sechsstündige Bahnfahrt von Paris entfernt. Das alles habe ich nur zufällig herausgefunden, als ich in der Eingangshalle des Château Mirac das Porträt eines furchtbar hässlichen Mannes entdeckte. Auf einer Plakette stand, er sei ein Prinz, und er hatte denselben Nachnamen wie Luke.
Luke wollte es nicht eingestehen. Schließlich konnte ich’s seinem Dad entlocken. Er sagte, es sei eine große Verantwortung. Das mit dem Prinzen nicht, aber das Château
zu verwalten. Er schafft’s nur, das Gebäude instand zu halten und genug Geld für die Steuer einzunehmen, indem er’s reichen amerikanischen Familien und gelegentlich einer Filmgesellschaft vermietet, die historische Filme darin dreht. Der Weingarten sei weiß Gott nicht profitabel, erklärte er.
Als ich das alles erfuhr, war ich schon bis über beide Ohren in Luke verliebt. Sobald ich ihm im Zugabteil gegen übersaß, wusste ich’s – das ist der Richtige. Nicht, dass ich erwartet hätte, er würde meine Gefühle erwidern – nicht in tausend Jahren. Aber er hatte so ein nettes Lächeln, ganz zu schweigen von diesen endlos langen Wimpern, wie sie Shu Uemura so eifrig anstrebt. Ich musste mich ganz einfach in ihn verlieben.
Und so bilden sein Adelstitel und das Château nur den Zuckerguss auf dem wunderbarsten Kuchen, den ich jemals gekostet habe. Luke lässt sich nicht mit den Jungs vergleichen, die mir auf dem College begegnet sind. Zum Beispiel interessiert er sich kein bisschen für Pokern und Sport. Nur für Medizin, das ist seine Leidenschaft. Und, nun ja, für mich.
Dagegen habe ich nichts einzuwenden.
Verständlicherweise fange ich sofort an, meine Hochzeit zu planen. Nicht, dass Luke mir einen Heiratsantrag gemacht hätte. Bis jetzt noch nicht.
Trotzdem kann ich Pläne schmieden, weil ich weiß, dass wir EINES TAGES heiraten werden. Ich meine, ein Junge schlägt einem Mädchen, das er nicht heiraten will, doch nicht vor, bei ihm zu wohnen, oder?
Und WENN wir heiraten, dann natürlich im Château Mirac, auf der großen, grasbewachsenen Terrasse. Von
dort überblickt man das ganze Tal, das früher unter der Feudalherrschaft der de Villiers gestanden hat. Am besten heiraten wir im Sommer, vorzugsweise, nachdem ich meine Boutique für Vintage-Brautmoden – Lizzie Nichols Designs – verkauft habe (auch das ist noch nicht passiert, aber dazu wird’s kommen, nicht wahr?). Shari soll meine erste Brautjungfer sein, meine Schwestern werden als die anderen fungieren.
Und im Gegensatz zu der Katastrophe, die sie ihren Brautjungfern angetan haben (besonders mir ), werde ich geschmackvolle Kleider für die beiden aussuchen. Niemals werde ich sie in mintgrünen Taft mit einem Reifrock zwängen, so wie
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