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Ohne Gnade

Ohne Gnade

Titel: Ohne Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Das Buch

    Ben Garvald mußte wegen eines Raubüberfalls neun Jahre im Gefängnis absitzen. Nach der Entlassung will er sich seinen Anteil an der Beute des Coups sichern. Außerdem bedroht er seine geschiedene Frau, die inzwischen einen zwielichtigen Buchmacher geheiratet hat. Bens ehemalige Komplizen und seine Ex-Frau bekommen es mit der Angst zu tun.
    Kriminalsergeant Nick Miller wird auf den Fall angesetzt. Er findet Ben Garvald – erschossen ...

    Der Autor

    Jack Higgins (eigentlich Harry Patterson) wurde 1928 in Irland geboren. Er versuchte sich in mehreren Berufen: als Zirkushelfer, als Versicherungsvertreter und bei der Royal Horse Guard. Später studierte er Soziologie und Sozialpsychologie an der Universität London. Heute lebt er mit seiner Familie auf der Insel Jersey. Sein Roman »Der Adler ist gelandet« brachte ihm Weltruhm und wurde auch verfilmt.

    JACK HIGGINS
    OHNE
    GNADE

    ROMAN

    GOLDMANN VERLAG
    1

    Nebel, gelb und bedrohlich, stieg von der Themse auf, ließ sich vom Morgenwind treiben und hüllte die Stadt in ein fahles Leichentuch. Als der diensthabende Beamte im Gefängnis Wandsworth die kleine Pforte öffnete und das halbe Dutzend wartender Männer passieren ließ, traten sie in eine fremdartige Welt hinaus.
      Ben Garvald war der letzte in der Reihe, ein großer, gefährlich aussehender Mann mit breiten Schultern, die den billigen Regenmantel zu sprengen drohten. Er zögerte, schlug den Mantelkragen hoch und schaute zum Himmel hinauf. Der Beamte gab ihm einen Stoß.
    »Können sich wohl nicht losreißen, was?«
    Garvald drehte sich um und sah ihn ruhig an.
    »Saukerl.«
      Der Beamte trat unwillkürlich einen Schritt zurück, während ihm das Blut ins Gesicht schoß.
      »Unverschämt bis zur letzten Minute. Machen Sie, daß Sie rauskommen, Garvald.«
      Garvald trat hinaus. Die Pforte fiel hinter ihm ins Schloß. Das Geräusch hatte etwas Endgültiges an sich, das ihn auf seltsame Weise tröstete. Er schlug die Richtung zur Hauptstraße ein und ging an einer langen Reihe geparkter Autos vorbei. Der Mann am Steuer des alten, blauen Lieferwagens sah seinen Begleiter an und nickte.
    Garvald blieb an der Ecke stehen, beobachtete den wegen des
    Nebels langsam dahinrollenden Verkehr, wartete den richtigen Augenblick ab und überquerte die Straße zu dem kleinen Café auf der anderen Seite.
      Zwei von den anderen standen schon an der Theke. Eine verwaschene Blondine mit schläfrigen Augen hantierte an der Teemaschine.
      Garvald setzte sich auf einen Hocker, schaute zum Fenster hinaus und wartete. Nach ein paar Minuten rollte der blaue Lieferwagen über die Straße und hielt am Randstein. Zwei Männer stiegen aus und betraten das Café. Der eine war klein und schlecht rasiert, der andere baumlang, mit hartem, kantigem Gesicht und großen Händen.
      Er lehnte sich an die Theke. Als das Mädchen Garvald bedienen wollte, sagte er mit irischem Akzent: »Zweimal Tee, Kleine.«
      Er wartete mit spöttischem Lächeln auf Garvalds Reaktion, die aber ausblieb. Garvald schaute in den Nebel hinaus. Regen klatschte ans Fenster.
      Der Ire bezahlte den Tee und setzte sich zu seinem Begleiter an einen Ecktisch. Der kleine Mann sah verstohlen zu Garvald hinüber.
    »Was meinst du, Terry?«
      »Vielleicht war er früher mal ein dicker Brummer, aber das haben ihm die da drüben schon ausgetrieben.« Der Ire grinste. »So leicht haben wir es schon lange nicht mehr gehabt.«
      Das Mädchen hinter der Theke gähnte, während sie Garvalds Tasse füllte und ihn von der Seite her beobachtete. An Männer wie ihn war sie gewöhnt. Fast jeden Morgen kam einer von drüben. Sie sahen alle gleich aus. Aber der hier wirkte irgendwie anders. Sie konnte nicht so recht sagen, woran es lag.
    Sie schob ihm die Tasse hin und strich ihr Haar zurück.
    »Sonst noch was?«
    »Was haben Sie noch zu bieten?« fragte er anzüglich.
      Seine Augen waren grau wie Rauch an einem Herbsttag, und sie verrieten Kraft, eine ruhelose, animalische Gewalt, die beinahe körperlich zu spüren war.
    »So früh am Tag? Ihr Männer seid doch alle gleich.«
      »Was haben Sie erwartet? Die Zeit war lang.« Er schob ihr eine Münze hin. »Geben Sie mir Zigaretten. Ohne Filter.
    Die schmeckt man wenigstens.«
      Er zündete sich eine Zigarette an und hielt ihr das Päckchen hin. Die beiden Männer in der Ecke beobachteten ihn im Spiegel. Garvald beachtete sie nicht und gab dem Mädchen Feuer.
      »Lange weggewesen?«

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