Nathan King - der Rinderbaron
darauf, die Leitung zu übernehmen und mein Bestes zu geben.”
“Eine ganz neue Welt für Sie?”
“Ja.”
“Die meisten Leute halten sich lieber an die Welt, die sie kennen.”
“Nun, dann zähle ich wohl nicht zu den ‘meisten Leuten’.”
“Eine Abenteurerin? Auf der Suche nach dem anderen?”
“Eher, die sich das Bedürfnis nach etwas anderem erfüllt.”
“Dann hoffe ich, dass all Ihre Bedürfnisse hier Erfüllung finden werden.”
“Dann wäre es tatsächlich der Garten Eden.”
Nathan lachte, so unerwartet und gewinnend, dass Miranda völlig fasziniert davon war. Der kleine Wortwechsel zwischen ihnen schien ihn genauso angeregt zu haben, wie er sie belebt hatte. Seine Augen funkelten vor Vergnügen, als er bemerkte: “Ich neige zu der Ansicht, dass es an jedem Einzelnen liegt, sich seinen eigenen Garten Eden zu schaffen. Das scheint mir der eigentliche Sinn unserer Willensfreiheit: sich so zu entscheiden, dass wir glücklich sind.”
Miranda hatte plötzlich das Gefühl, dass dieses Gespräch eine gefährlich vertrauliche Wendung genommen hatte. Die Vernunft verlangte von ihr eine Korrektur. “Nur leider können wir die Entscheidungen anderer Menschen nicht kontrollieren”, sagte sie betont kühl, “und das kann uns die Hölle auf Erden bereiten.”
“Man hat immer die Möglichkeit wegzugehen.”
“Aber wird man das auch respektieren?”
“Sorgen Sie dafür.”
“Ich bin nicht ganz so groß und stark wie Sie, Nathan”, erwiderte sie locker.
Er lächelte. “Aber Sie haben einen eigenen Kopf, Miranda. Und der ist sogar sehr interessant.”
“Vielen Dank.”
“Oh, ich sollte Ihnen danken. Unser gemeinsamer Trip wird bestimmt nicht langweilig werden.”
Miranda hielt den Atem an. Sie spürte, dass Nathan King mit seiner Bemerkung nicht nur auf den geplanten Flug zur Bungle Bungle Range anspielte. Nein, er meinte offensichtlich eine viel längere gemeinsame Wegstrecke über die zwei Jahre, die sie in “King’s Eden” sein würde … eine höchst beunruhigende Vorstellung.
“Vergiss bloß nicht, dass du auch den Fremdenführer spielen musst, Nathan”, warf Tommy bedeutsam ein. “Schließlich geht es ums Geschäft.”
Schwang da eine Spur von Verärgerung in seiner Stimme? Brüderliche Rivalität? Rasch wandte sich Miranda dem Mann zu, dessen Interessen sie vorrangig zu vertreten hatte. “Ich werde den Ausflug so gewinnbringend wie möglich nutzen, Tommy”, versprach sie sofort. “Ich weiß, wie wichtig das für meinen Job ist.”
Er nickte, und Elizabeth King fügte zustimmend lächelnd hinzu: “Es wird ganz sicher ein wundervolles Erlebnis für Sie werden.”
Miranda konnte das nur hoffen. Sie würde jede Ablenkung nötig haben, um Nathan King auf Distanz zu halten.
3. KAPITEL
U m Nathan King aus ihren Gedanken zu verdrängen und sich das Gefühl zu geben, alles im Griff zu haben, setzte Miranda gleich für den ersten Morgen nach ihrer Ankunft in “King’s Eden” eine Personalbesprechung an. Da der Ferienpark nur von Anfang April bis Ende November geöffnet war, fehlten noch die vielen saisonbedingten Zusatzkräfte, sodass sich nur das Stammpersonal sowie die Leiter der jeweiligen Unterbringungsbereiche eingefunden hatten, um die neue Managerin zu begutachten.
Miranda war sich bewusst, dass sie im Gegensatz zu den übrigen Anwesenden das Outback nicht aus eigener Erfahrung kannte. Sie hatte auch noch nicht die große Regenzeit erlebt, in der der Monsunregen einen Großteil der Straßen im Norden Australiens während der Sommermonate in Schlammwüsten verwandelte. Aber die drückende Hitze draußen war ihr Beweis genug, dass es nicht ratsam war, in der Zeit zwischen Dezember und März diesen Teil des Outbacks zum Vergnügen zu bereisen. Glücklicherweise besaß das Gästehaus eine erstklassige Klimaanlage.
Man hatte sich in dem großen Aufenthaltsraum des Gästehauses versammelt, der sonst der Entspannung und dem Vergnügen der Gäste in der obersten Preiskategorie diente. Ein blaugrüner Schieferboden verbreitete eine angenehm kühle Atmosphäre, Rattanmöbel mit bunt gemusterten Kissen verliehen dem Raum ein lockeres, tropisches Ambiente. Kunstgegenstände und Gemälde nach der Tradition der Aborigines erinnerten die Gäste an die unmittelbare Nähe zu einer uralten Kultur. Durch die voll verglaste Stirnseite blickte man auf die geräumige Terrasse, und dahinter funkelte der Swimmingpool einladend in der Sonne.
Miranda hatte sich ganz bewusst für
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