Nathan King - der Rinderbaron
ist noch frei”, sagte Sam, wobei sie ihr einen vielsagenden Blick zuwarf.
“Wie bitte?”, fragte Miranda zerstreut, den Blick fest auf den Computerbildschirm gerichtet.
“Nathan … er ist im Augenblick solo. Die Frau, mit der er zuletzt zusammen war, hat geheiratet, und er hat noch keine neue Beziehung angefangen.”
“Dann fühlte er sich wohl abgewiesen”, erwiderte Miranda möglichst beiläufig. Insgeheim aber fiel es ihr schwer, sich vorzustellen, dass irgendeine Frau Nathan King wegen eines anderen Mannes sitzen gelassen hatte.
“Oh, sie hat ihn nicht abgewiesen. Die beiden führten eine ziemlich offene Beziehung … allerdings immerhin über mehrere Jahre.”
Miranda presste wütend die Lippen zusammen. Eine offene Beziehung, pah! Es klang eher nach dem typischen Fall einer Geliebten, die doch noch klug geworden war und sich einen Mann gesucht hatte, der sie wirklich liebte. Wenn Nathan King etwa in Erwägung zog, dass sie, Miranda, diese Lücke nun praktischerweise ausfüllen könnte, irrte er sich gewaltig. So oder so würde sie ihm morgen früh ihre Haltung unmissverständlich deutlich machen.
“Können wir uns jetzt dem geschäftlichen Teil zuwenden?”, fragte sie so kühl, dass Sam sie verwundert ansah.
“Aber natürlich! Ich dachte nur, das mit Nathan hätte Sie vielleicht interessiert.”
“Ich weiß bereits alles über ihn, was ich wissen muss. Er ist ein Mitglied der Familie King. Okay?”
Sam begegnete Mirandas eisigem Blick mit unverhohlener Neugier. “Schön.” Sie wandte sich dem Computerbildschirm zu. “Die Buchungen sind nach zeitlichen Abschnitten sortiert …”
Endlich auf sicherem Boden! Miranda fiel ein, dass Tommy seinen älteren Bruder als “unzugänglich wie ein Fels” bezeichnet hatte. Sie schwor sich, dass Nathan King morgen bei ihr auf eine Stahlwand gekrönt von Stacheldraht treffen würde, um jeden einzelnen Versuch, sie zu bezwingen, schon im Ansatz abzuwehren.
4. KAPITEL
M iranda wartete bereits am Hubschrauberlandeplatz des Ferienparks, als Nathan in seinem Jeep vorfuhr. In einem der Gepäck-Buggies, den sie sich für ihren persönlichen Gebrauch reserviert hatte, war sie absichtlich etwas zu früh hinausgefahren, weil sie so das Gefühl hatte, auf die Begegnung mit Nathan King besser vorbereitet zu sein.
Trotzdem hielt sie den Atem an, als Nathan aus dem Jeep stieg. Ungeachtet ihrer festen Vorsätze, war sie gegen die Wirkung seiner geballten Männlichkeit nicht immun. Genau wie sie war er mit Safarishorts, einem leichten Baumwollhemd und robusten Wanderschuhen bekleidet. Von der einen Schulter baumelte ein Rucksack, in der einen Hand hielt er einen breitkrempigen Hut. Er strahlte eine unbezwingbare Vitalität aus, als er mit großen Schritten auf Miranda zukam, während sie wie angewurzelt dastand.
“Guten Morgen.” Er schenkte ihr ein Lächeln, bei dem ihr Herz Purzelbäume schlug. “Wir haben Glück. Der Himmel ist wolkenlos. An so einem klaren Morgen sind die Farben des Sonnenaufgangs noch intensiver.”
“Ja, es ist ein schöner Morgen”, pflichtete sie ihm bei, obwohl es ein sehr heißer Tag zu werden versprach. Und das in mehr als einer Hinsicht, wenn sie daran dachte, wie heftig sie auf Nathan King reagierte.
“Haben Sie schon etwas über die Bungle Bungle Range gelesen?”, fragte er, als sie zum Hubschrauber gingen.
“Nur, was in der Ausflugsbroschüre steht.”
“Nun, man muss es mit eigenen Augen gesehen haben.”
Nathan war offensichtlich nicht daran interessiert, viel zu erzählen und mit seinem Insider-Wissen zu prahlen. Dagegen verriet das Leuchten in seinen Augen sein Interesse an ihr, Miranda, was sie entschieden nervös machte.
“Hatten Sie Probleme einzuschlafen?”, fragte er.
“Nein”, leugnete sie prompt, wobei sie sich fragte, ob ihr anzusehen war, dass sie die halbe Nacht wach gelegen hatte aus Sorge wegen des Ausflugs. “Warum sollte ich?”, fragte sie, entschlossen, den Stier bei den Hörnern zu packen.
“Oh, viele Leute aus der Stadt kommen mit der Stille und Ruhe hier draußen nicht klar. Sie vermissen die beständige Geräuschkulisse … und andere Dinge, an die sie gewöhnt sind.”
Wie zum Beispiel Sex? Miranda ermahnte sich sofort, nicht so überempfindlich zu reagieren. Oberflächlich betrachtet, war seine Bemerkung ja völlig vernünftig. Oberflächlich betrachtet, hatte er nichts gesagt, woran sie hätte Anstoß nehmen können. Doch sie spürte die unterschwellige Anspielung, die alles
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