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Nauraka - Volk der Tiefe

Nauraka - Volk der Tiefe

Titel: Nauraka - Volk der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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sie sich zur Flucht, während der tödliche schwarze Schemen sich hierhin und dorthin wandte und sie erschlug.
    »Söhne!«, befahl der Alte Feind. »Stellt ihn!«
    Augenblicklich wandten die drei Ungeheuer sich dem neuen Gegner zu, um ihn aufzuhalten.
    Doch nun kam der Drache.

    Die Kämpfe mussten unterbrochen werden, als der ersten eine zweite, noch viel größere Flutwelle folgte, und dann erschien ein riesiger, silberblau leuchtender Kopf, bedeckt mit Schuppen, Zacken und Barteln, der sich durch die strahlende Weite der See heranschob, gefolgt von einem mehr als hundert Mannslängen messenden, nicht enden wollenden, sich windenden, glänzenden Schuppenleib. Der Kopf des Seedrachen erhob sich weit über das Schlachtfeld, und jeder hatte das Gefühl, als würde der Blick der strahlend blauen Augen sich auf ihn richten. Aber nicht Wut oder Blutdurst lag darin, sondern unendliche Trauer.
    Jedermann hielt inne und starrte sprachlos zu dem Wesen hinauf, das längst als mystisch galt, nurmehr eine Legende, nach all den Jahrtausenden der Abwesenheit. Für einen Moment schien alles stillzustehen, jedes Geräusch erstarb.
    Dann fuhr der Kopf herab, öffnete den zahngespickten Rachen und schnappte zu. Als er sich wieder hob, waren die Ungeheuer verschwunden – bis auf eines.
    »Söhne!«, schrie der Alte Feind auf.
    Die Bewegungen des rasenden Schemen verlangsamten sich, als er am Schauplatz ankam, und der unförmige Körper eines weiteren Ungeheuers schälte sich aus dem Dunst heraus. Und es war nicht allein. Eine zierliche, schimmernde Gestalt schwamm ihm plötzlich voraus, die niemand zuvor bemerkt hatte.
    »Berenvil!«, erklang die Stimme einer Frau. »Halt ein, ich bitte dich! Beende den Kampf!«
    »Du bist meine Frau, Lurdèa!«, gab er kalt zurück. »Du befiehlst mir nicht, du wirst mir gehorchen!«
    Flüstern machte sich auf allen Seiten breit, und die Soldaten wichen immer weiter voneinander. »Die Prinzessin? Sie ist zurück? Aber dann ist das Drachenwesen dort  ...«
    »Erenwin!«, schrie Geror auf. »Mein Prinz, du bist es, ich erkenne dich an deinen Bewegungen! Du bist endlich zurück! Der Schwur ist erfüllt und der Fluch gelöst!«
    Viele Rufe schlossen sich ihm an. »Der Prinz und die Prinzessin sind zurück! Der Bann ist gebrochen! Heil dem Drachen, der sie uns brachte!«
    Der Kopf des Seedrachen schwebte immer noch über ihnen; bisher hatte niemand seine Anwesenheit so recht erfassen können. Zu schnell war er gekommen, zu unwirklich erschien er, eher als magisches Trugbild denn greifbar.
    »Heil dem Drachen!«, schrien die Darystis, und die Karunder schlossen sich ihnen zögerlich an. Das veränderte alles, und sie fingen an, sich zu besinnen. »Er wird uns von dem Übel befreien, von unserem ewigen Fluch!«
    Berenvil aber hob den Kopf und schleuderte dem Drachen entgegen: »Du hast keine Macht über mich, du bist alt und kraftlos geworden, und ich kann dich mit einem einzigen Fingerzeig aus der See schleudern!«
    »Hör auf damit!«, wiederholte Lurdèa und kam näher. »Er ist gekommen, um den Frieden zu bringen, um zu helfen, nicht zu töten! Er will selbst dich schonen!«
    »Mich schonen? Mich? « Er lachte höhnisch. »Und was sprichst du  davon, dass er nicht tötet? Ich werde meine Söhne aus seinem Leib schneiden, und noch heute Nacht werde ich seinen Kadaver braten und verspeisen!« Er reckte die Faust hoch. »Das Drachenauge gehört mir, du wirst es nie bekommen! Ich beende das Ganze jetzt, ein für alle Mal!«
    »Ja, ein Ende findet es!«, brüllte Erenwin und schoss los wie ein Pfeil von der Armbrust, und schon im nächsten Moment prallten die beiden Feinde in einer Explosion, auf die eine gewaltige Druckwelle folgte, aufeinander. Kämpfend, ringend, aufeinander einschlagend rollten sie durchs Wasser. Magische Blitze umzuckten sie, und sie bewegten sich so schnell, dass keine Einzelheiten mehr erkennbar waren. Schwarzes Blut strömte davon, doch keiner ließ nach. Zwei einander ebenbürtige Ungeheuer, die einst Nauraka gewesen waren, blind in ihrem Hass und gnadenlos.
    Berenvil gelang es schließlich, Erenwin von sich zu schleudern, und sie umkreisten einander lauernd. Beide bluteten aus vielen Wunden, und trotz ihres bizarren Äußeren sah man ihnen die Erschöpfung an.
    »Jetzt hole ich mir das Auge«, zischte Berenvil, und seine Augen glühten auf.
    Erenwin hob die Hand, als der Drache sich daraufhin bewegte und den Kopf langsam senkte. »Nein! Du nicht, alter Freund, niemand kann mir

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