Navy Seals Team 6
und ein Videorekorder. Davor befanden sich zwei schwarze Ledersofas. In der Mitte des Zimmers stand der Nachrichtenoffizier des Schiffs, neben ihm ein Mann, den wir noch nie gesehen hatten. Vielleicht war er ja ein Spion. Der Mann stellte sich nicht vor, sondern sagte einfach: »Guten Morgen, meine Herren.«
»Guten Morgen, Sir.« Wir kannten zwar seinen Rang nicht, doch war es immer besser, zu höflich als respektlos zu sein.
»Eine Tomahawk-Rakete wurde abgeschossen, verfehlte jedoch ihr Ziel und detonierte nicht. Sie landete auf Verbündetemgebiet, aber in der Gegend halten sich feindliche Kräfte auf. Sie müssen die Rakete zur Detonation bringen, damit die Technologie nicht in die Hände der Iraker fällt, denn ihr Wert ist unermesslich. Außerdem wollen wir nicht, dass sie den Sprengstoff zu einer unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtung (USBV) umbauen.«
Wir kehrten zum Mannschaftsquartier zurück, wo sich unsere Betten, Spinde und ein kleiner Aufenthaltsraum befanden, und machten uns fertig. »Was ist los?«, fragten andere aufgeregt.
»Wir haben einen Vierereinsatz.« Es nervte mich, dass ich ihnen keine Einzelheiten erzählen konnte.
Ihre Begeisterung ließ nach, als sie merkten, dass sie nicht dabei sein würden.
Ich nahm mein CAR-15, das eine ausziehbare Schulterstütze hatte und in dessen Magazin 30 .223-Remington-Patronen passten. In den Schaft steckte ich einige hundert Dollar. In die Tasche an meinem linken Oberschenkel packte ich meine Fluchtausrüstung: eine Minileuchtfackel, wasserfeste Streichhölzer, Kompass, Karte, Rotlicht-Taschenlampe, Rettungsdecke und die Vorspeise aus einer Einmannpackung. In die rechte Tasche kam mein Pannenset: zehn mal zehn Zentimeter Mullbinde, Dreieckstuch und ein mit Vaseline bedeckter Verband für eine Brustwunde – alles vakuumverpackt in Plastik, damit es vor Nässe geschützt war. Dies war die Minimalausrüstung und hauptsächlich für Schusswunden gedacht. Obwohl sich die SEALs nicht immer gleich kleiden und unterschiedliche Waffen dabeihaben, befindet sich unser Pannenset immer am selben Ort. Wenn einer unserer Schützen getroffen wird, müssen wir also nicht erst stundenlang danach suchen. Natürlich könnte ich den Kameraden auch mit meinem eigenen Pannenset zusammenflicken, doch wenn ich es dann später selbst brauchen sollte, hätte ich es nicht mehr.
Wir gingen an Bord des SH-3 Sea King. Unsere Gesichter hatten wir mit hellbraunen und sandfarbenen Streifen und Flecken bemalt. Smudge hatte zwei Kilo beigen Knetgummi dabei, dessen Geruch ein wenig an heißen Asphalt erinnerte – C4-Plastiksprengstoff. Ich trug Sprengkapseln, Zündschnur und Zünder bei mir. Um zu explodieren, brauchte C4 die kleinere Explosion einer Sprengkapsel – deshalb hielten wir beide streng voneinander getrennt. Smudge hatte die sicherere Ladung. Obwohl Sprengkapseln allein nicht kräftig genug sind, um einem die Hand wegzupusten, haben sie schon den einen oder anderen unvorsichtigen Finger auf dem Gewissen.
Wir hatten nicht viel Gepäck dabei, da der Auftrag schnell erledigt sein sollte. Der Heli flog einige Kilometer, bevor er dann auf zehn Knoten verlangsamte, drei Meter über dem Wasser. Ich stieg aus. Meine Schwimmflossen zeigten gerade nach unten und ich fiel durch die Gischt, die der Hubschrauber aufwirbelte. Wegen des Lärms der Rotorblätter konnte ich nicht hören, wie ich ins Wasser fiel.
Einer nach dem anderen sprang durch die Seitentür ins Wasser. Wie beim Abseilen wurde der Hubschrauber nach jedem Absprung leichter und gewann dadurch an Höhe – der Pilot musste ausgleichen. Lieutenant Spence Dry, der letzte SEAL, der in Vietnam ums Leben kam, hing an einem Hubschrauber, als der Hubschrauber plötzlich bei einer Geschwindigkeit von 20 Knoten höher als sechs Meter stieg – und dabei Dry das Genick brach.
Ich trat Wasser und blickte mich um. Alle schienen heil angekommen zu sein. Am Ufer blinkte ein Licht – unser Signal. Mir wurde langsam kalt. Wir bildeten eine Linie und blickten in Richtung des Signals. Im Seitenschwimmen machte ich lange, tiefe und langsame Beinschläge und kam so rasch vorwärts. Trotzdem versuchte ich, mit den anderen in einer Linie zu bleiben. Durch das Schwimmen wurde mir wärmer. Als das Wasser so flach war, dass wir stehen konnten, hielten wir an und beobachteten die Küste. Noch kein Anzeichen von Gefahr. Ich zog meine Flossen aus und befestigte sie an einem Gummiseil an meinem Rücken. Dann glitten wir an den
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