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Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod

Titel: Neal Asher - Skinner-Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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inzwischen, wie sehr dieser Eindruck täuschte.
    »Nicht so sehr wie deine Atemlöcher, du alter Mistkerl.«
    Janer blickte zur Seite und sah Erlin neben sich stehen.
    »Erlin!«, brüllte Ron. Er griff an Janer vorbei und hob sie hoch, tat dies jedoch mit Vorsicht. Janer bemerkte, dass sich der Hooper nicht mal ansatzweise anstrengte. Genauso gut hätte er eine Origami-Figur aufheben können.
    »Sachte, Ron«, sagte Erlin. »Ich bin nur eine neunziger Hooper.«
    »Bist du Ambels wegen zurückgekommen?«, fragte Ron und hielt sie weiter über den Fußboden angehoben. Einen Augenblick später wurde ihm bewusst, was er da tat, und er stellte sie vorsichtig wieder hin.
    »Das bin ich. Wir haben noch unerledigte Geschäfte. Weißt du, wo er steckt?«
    »Das Letzte, was ich hörte: draußen auf dem Sargassum.«
    »Wer fährt denn dort hinaus?«
    Ron lächelte sie an. »Zurzeit gibt’s dort reichlich Turbul«, sagte er.
    Janer erinnerte sich später nur noch verschwommen an vieles, was den restlichen Abend über geschah. Er wusste noch, dass Keech sich an einem Gespräch über Jay Hoop beteiligt hatte, den Piraten aus alter Zeit, Gründer der Kolonie auf Spatterjay, nach dem der Planet benannt war; später hatte er, Janer, sich unter einem Tisch liegend wiedergefunden. Da war auch noch die vage Erinnerung daran, wie er über Rons Schulter hing, dann an einen langen Weg durch die Dunkelheit und wie er über eine Holzreling ins ölige Meer kotzte. Schließlich Schwärze.

Kapitel 3
     
     
    Verkrüppelt von dem Blutegel, der sich in ihr Haus geschlängelt hatte, um sich an ihr zu mästen, hatte die Froschschnecke in der smaragdenen Tiefe alle Überlebensinstinkte verloren, und so kroch sie schmerzerfüllt über den steinigen Grund, durch Wälder aus Seerohr und von Prill wimmelnde Gewässer. Da besagte Instinkte die Mindestanforderung darstellten, um in diesem grausamen Meer überhaupt zu existieren, hielt die Froschschnecke natürlich nicht mehr lange durch. Sie kroch in etwas hinein, was sie für einen Schwarm Artgenossen hielt, sank dort wie ein müder Rentner zu Boden und entrollte die Augenstiele. Erst, als sie die Muster auf den Schalen entdeckte, die sie umgaben, und die durch den Meeresgrund trommelnde Vibration spürte, erkannte sie ihren tödlichen Irrtum: Die Tiere, zwischen die sie geraten war, waren Hammerschnecken! In Panik setzte die Froschschnecke den Fuß zu Boden und versuchte wegzuspringen, aber sie war schon dermaßen durch den Blutegel geschädigt, dass sie nichts weiter zuwege brachte, als umzukippen. Die Hammerschnecken stürzten sich auf diesen unerwarteten Happen, streckten Füße aus, die an Steinhämmer erinnerten, und schlugen damit auf das Haus des Opfers ein. Bald war das Wasser von Magenbrei getrübt, von kleinen Fleischfetzen und glitzernden Schalensplittern sowie einem langsam rotierenden Augenstiel, der wie ein weggeworfenes Streichholz wirkte – und von einem vorbeischwimmenden Turbul geschnappt wurde.
     
    Keech zahlte seine Hotelrechnung, verließ mit dem Schwebekoffer im Schlepptau die Kuppel und ging in die Hooperstadt. Er sah Erlin vor sich, gefolgt vom eigenen Gepäck sowie dem Janers, das sie darauf gestapelt hatte. Statt zu ihr aufzuschließen, bog Keech in eine Seitenstraße ab und folgte einem Weg, der aus der Stadt in den Inselwald führte. Zu beiden Seiten zitterten Birnstockbäume unter den Bewegungen der Blutegel auf ihren Asten, und Froschwühler zirpten und rülpsten aus kleinen Teichen hervor, die sich im Zentrum am Boden wachsender Blätter von der Größe ganzer Tagesdecken gebildet hatten. Ein Bestand von Stinkphalluspflanzen verkündete seine Präsenz schon, ehe er in Keechs Blickfeld geriet, und der Reifi schaltete den Geruchsrezeptor in seiner Nase aus. Angezogen von den hellroten Spitzen der stinkenden Pflanzen, flatterten ein paar Sacklungenvögel herum und schrien lautstark. Für Keech sahen sie aus, als könnten sie jeden Augenblick auseinander fallen, schlecht zusammengefügt von einem Schöpfer in Ausbildung. Sie waren spärlich bedeckt von langen, öligen Federn, zwischen denen lilafarbenes, eitrig wirkendes Fleisch zu sehen war. Falls diese Vögel an irgendwas Bekanntes erinnerten, dann an halb gerupfte Krähen, die schon seit einer Woche oder länger tot waren. Keech ging weiter, den Hang der Insel hinunter, folgte dabei einem Pfad aus zermahlenem Quarz, ausgebreitet auf festgestampfter Erde, und erreichte hinter dem Wald einen grünen Sandstrand, auf dem

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