Das Skandalbett (II)
MARIA EMANUELSON
Spanische Nächte
D u denkst natürlich, dass ich dich bitten sollte zu verschwinden und feierlich erklären müsste, dass ich nicht so eine bin - aber die bin ich. Gerade jetzt jedenfalls. Nein, übrigens immer. Aber oft wage ich nicht, das zuzugeben. Das mache ich nicht, weil ich ein bisschen betrunken bin - sondern wohl vor allem, weil es solche wie dich in Schweden gibt.
Lieber Lino, sieh nicht so verwundert drein - ich werde dir deswegen keine Ohrfeige geben. Auch wenn ich es eigentlich sollte. Auf das hier habe ich vier Tage gewartet. Ich habe dich nämlich schon am ersten Tag in Playa gesehen. Oh, küss mich mehr im Genick, ja, ja, sicher gefällt mir das. Ich liebe das und werde völlig schwindlig. Die Bartstoppeln am Kinn kitzeln so lustig. Du bist wunderbar.
Schsch doch - nicht so laut sprechen. Da ging eben ein Kellner vorbei. Und meine Freundin kann uns direkt von unserem Tisch aus sehen, wenn sie merkt, dass wir hier stehen.
Mmmmm, deine Zähne sind wunderbar, so scharf und stark. Sie glänzen, wenn die Sonne drauf scheint. Das sah ich am ersten Tag am Strand. Aber am meisten habe ich auf deine Augen geblickt, als du kamst und schnattertest, dass du ein paar Fotos machen wolltest.
Erst tatest du mir schon fast Leid, weil du gezwungen warst, herumzulaufen und dumme Schwedinnen auf Mallorca zu knipsen, aber da merkte ich, dass du dastandest und mir gerade in die Augen sahst - und ich vergaß, weiter über deinen Beruf nachzudenken.
Deine Augen sind türkisgrün - wie kühle Tigerstreifen in der explosiven Hitze -, und ich war so erstaunt, denn ich glaubte, alle Spanier hätten braune Augen. Aber deine sind grün, und die Farbe wechselt, wenn die Sonne sie trifft.
Nein, ich lüge. Es waren nicht deine Augen, die ich zuerst sah. Das waren... ja, zuallererst sah ich tatsächlich die Haare auf deiner Brust. Im selben Augenblick entdeckte ich auch deine Hüften, harte, schmale Hüften und die kleine Badehose.
Oh, Lino, ich weiß nicht, was ich sage - ich meine ja, es ist wahr, ich guckte nur und guckte. Dann sah ich dich ganz - und du warst so fantastisch schön. Ja, streichle mich von hinten. Das ist wunderbar. Deine Hände sind so geschmeidig - es ist, als ob zwei listige Tiger auf dem Körper herumpromenierten und hier und da beißen.
Nein, nicht nur zwei - das ist, als ob ein ganzes Rudel Tiger, böser, knurrender, wilder Tiger da wäre, die sich hungrig an ihr Ziel kämpfen. Es ist schön, so schön, mit dir hier unter dem Olivenbaum zu stehen.
Du bist der schönste Mann, den ich je gesehen habe. Weißt du das? Ich könnte deine Augen küssen, deine Grübchen und deine Schultern. Daran dachte ich, als wir unten am Strand miteinander sprachen. Ich verstand nichts von dem, was du sagtest, und ich konnte nicht ein Wort herausbringen, weder auf Spanisch noch auf Englisch. Ich vergaß alles um mich - den Sand, die Sonne, den Eiskiosk, das Meer, die Luftmatratzen und nicht zuletzt die Reiseleiterin.
Die ganze Zeit im Flugzeug sagte sie, dass wir uns vor den Spaniern hüten und ihre Einladungen einfach ignorieren sollten. Die wären nichts für schwedische Mädchen.
Geheuchelte Liebe, fehlende Präventivmittel, Geschlechtskrankheiten und erfolglose Vaterschaftsprozesse.
»Ja, ja, das kennen Sie sicher«, sagte sie in bedeutungsvollem Ton zu Monica und mir, »Sie sind ja Krankenschwestern.«
»Ach, das sagt die bloß, um alle Burschen für sich allein zu haben«, sagte Monica. »Die Alte ist ja geil wie eine ganze Kaninchenfarm.«
Das stimmte sicher. Ich sah wohl, wie sie versuchte, an dich heranzukommen, heute Abend, als du sie und die verklemmten Schwestern aus Lidköping fotografiertest. Aber du sahst nur mich.
Sofort als du mich fragtest, ob wir die Fotos nicht im Garten machen könnten, wusste ich, dass du mich meintest. Monica ahnte das sicher auch, denn sie sagte zu mir, dass ich mit dem Auslöser vorsichtig sein sollte...
Wie wahnsinnig schön, Lino! Ich glaube, mich hat vorher noch nie jemand auf den Nabel geküsst. Das ist so fantastisch, und dann deine Hände, die überall sind. Was machst du eigentlich mit mir? Ich fühle mich schon ganz matt. Nein, zieh mir nicht den Rock aus. Wenn jemand aus dem Nachtklub kommt, dann gibt es bloß Krach. Um Himmels willen, Lino, stell dir vor, wenn jemand kommt! Ich werde hysterisch, wenn sich die Tür öffnet und die Musik deutlicher zu hören ist. Das klingt genauso, als wären sie auf dem Weg hierher. Stell dir bloß die
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