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Nebelsphäre - haltlos (German Edition)

Nebelsphäre - haltlos (German Edition)

Titel: Nebelsphäre - haltlos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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Präsenz in ihrem Geist. Abrexar schlich tatsächlich fast unbemerkt umher wie eine Maus auf leisen Pfoten.
    Sie wunderte sich: „Warum war das mit Jaromir gerade am Anfang so anders?“ und hörte sogleich Abrexars Antwort in ihrem Kopf: „Du warst noch nicht an die Präsenz eines Drachen gewöhnt und außerdem erfordert es jahrhundertelange Übung, wenn man sich unbemerkt in den Geist eines anderen schleichen will. Ich bin stolz, sagen zu können, dass ich ein Meister auf diesem Gebiet bin.“
    Schon war die kleine Maus weitergetrippelt und sah sich Victorias Erinnerungen an den Beginn ihrer Beziehung an: die ersten Blicke, den ersten Kuss, ihre ersten Zauberversuche – einfach alles. Irgendwann wurde es intimer zwischen Jaromir und ihr und sie entschied, dass das den Meister nun wirklich nichts anging. Mit dem Kommentar: „Entschuldigen Sie bitte, aber das ist privat!“ schloss Victoria einfach den entsprechenden Geistesraum und verriegelte die Tür.
    Die Überraschung des Mentors war fast greifbar. Die Maus zog sich respektvoll aus ihrem Geist zurück und Abrexar öffnete die Augen.
    Er flüsterte: „Das ist erstaunlich… Das ist wirklich sehr erstaunlich!“
    Victoria guckte Jaromir fragend an, aber der zuckte auch nur verwirrt mit den Schultern.
    Der Mentor sah Victoria an. „Du bist wirklich eine ungewöhnliche junge Frau. Bisher hat noch kein Wesen – weder Mensch noch Drache – jemals einen Gedanken vor mir verbergen können.“ Dann schüttelte er nochmals fassungslos vor sich hin murmelnd den Kopf und fragte: „Gehe ich recht in der Annahme, dass du nie in diesem Bereich unterrichtet wurdest?“
    Sie nickte und Jaromir berichtete: „Sie hat intuitiv den Ortungszauber angewandt und konnte dabei auch noch feststellen, was ich gerade tue.“
    Sie boxte ihn leicht in die Seite. „Hey! Gib nicht so an!“
    Aber Jaromir grinste nur, als Abrexar ungläubig eine Augenbraue hob und dann wieder murmelnd den Kopf schüttelte.
    Einen Augenblick später sagte der Mentor: „Wir müssen wirklich feststellen, wie weit die Verbindung vollendet ist. Leider bin ich kein Experte auf diesem Gebiet, aber wir könnten einen einfachen Test machen, mit dem wir feststellen können, ob die Verbindung komplett ist.“
    Die beiden nickten und Abrexar fuhr fort: „Victoria, du ziehst dich jetzt ganz langsam aus seinem Geist zurück, aber wirklich langsam, hörst du? Und Jaromir, du konzentrierst dich darauf, dass Victoria unversehrt hier neben dir sitzt und gleich wieder bei dir sein wird. Seid ihr bereit?“
    Wieder nickten beide.
    „Dann los.“
    Zögernd begann Victoria, sich aus Jaromirs Geist zurückzuziehen. Ihr Widerstreben und die Einsamkeit wurden stetig größer, bis sie beides kaum noch ertragen konnte. Doch noch immer war sie in seinem Geist.
    Sie zwang sich zum Weitermachen. Das Gefühl war fürchterlich, doch sie hörte nicht auf und entfernte sich immer weiter aus Jaromirs Geist. Schließlich hatte sie es geschafft. Aber zu welchem Preis? Sie fühlte sich unendlich allein und verlassen auf dieser Welt.
    Jaromir ging es nicht anders. Er war totenblass und sah sie gequält an. Seine Gedankenfenster waren weit geöffnet, als er rief: „Komm zurück Kleines! Bitte!“
    Das brauchte er nicht zweimal sagen. Sofort glitt sie wieder in seinen Geist und fühlte sich wie jemand, der die Wüste durchquert hatte und nun nach Tagen entsetzlichen Durstes endlich wieder Wasser bekam. Beide seufzten erleichtert und nahmen sich in den Arm.
    Abrexar runzelte erneut ratlos die Stirn. „Ihr seid definitiv noch nicht endgültig miteinander verbunden, denn sonst hätte Victoria dich nie freiwillig verlassen können. Aber euer Band scheint schon jetzt ungewöhnlich stark zu sein… sehr merkwürdig… sehr, sehr merkwürdig!“
    Victoria hatte sich wieder erholt und wurde neugierig. „Woraus haben Sie denn vor dem Test geschlossen, dass die Verbindung noch unvollständig ist?“
    Der Mentor lächelte sie an. „Das ist eine gute Frage. … Ich meine, in den Gedanken von Lenir gesehen zu haben, dass ihr seit nicht mal zwei Monaten zusammen seid. In der Regel dauert es etliche Monate, teilweise sogar mehrere Jahre, bis das Band endgültig geknüpft ist. Genau weiß ich das aber auch nicht – wie gesagt: ich bin kein Experte auf dem Gebiet der Gefährten.“
    „Und ist unsere Verbindung dafür verantwortlich, dass mir das Zaubern, Kämpfen und Fliegen seit ein paar Wochen so viel leichter fällt?“, wollte Jaromir

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