Nebular Sammelband 1 - Die Triton-Basis (Episode 1 - 5) (German Edition)
Welt
Vasina schritt langsam die Reihe der ihr verbliebenen Kämpfer ab. Obwohl die meisten Soldaten der treu ergebenen Leibgarde gefallen waren, strahlte sie weiterhin Anmut, Schönheit und Zuversicht aus. Genau, wie es sich für die Führerin ihres Hauses geziemte.
Ihre goldenen Augen blitzten auf, als sich die aufgehende Sonne Atlantikas in ihnen spiegelte und ihr langes schwarzes Haar wehte leicht im sanften Morgenwind. Die Führerin nahm sich Zeit und schenkte jedem ihrer Gardisten ein Lächeln. Diese Zuwendung ließ die Männer einen Augenblick lang vergessen, in welcher Lage sich alle befanden.
Ihre Heimatwelt stand kurz vor dem Fall und Milliarden Progonauten hatten ihr Leben verloren. Mit wenigen Getreuen war es Vasina gelungen, aus dem Regenbogenpalast zu fliehen und die geheimen Fluchtschleusen zu erreichen. Diese Fluchtschleusen, Portale, die auf tachyonischer Basis operierten, konnten eine Verbindung zum königlichen Flaggschiff
Atlantika
herstellen, der denselben Namen trug wie der Heimatplanet der Progonauten.
»Vasina, bitte gestattet mir zu sprechen.«
Der kräftige Gardist mit dem ebenmäßig geschnittenen Gesicht ging vor seiner Königin auf die Knie und senkte respektvoll den Blick. Den goldenen Helm, der mit den Symbolen des Hauses Atlantika versehen war, hatte der Soldat unter den Arm geklemmt.
»Herkales, du musst nicht erst bitten, um das Wort an mich zu richten. Seit ich als junge Prinzessin das Haus von meinem sterbenden Vater übernommen habe, warst du an meiner Seite.«
»Ihr ward zehn Jahre alt und weise genug, das Haus zu führen. Wir verdanken euch alles!«, entgegnete der progonautische Kämpfer.
Vasina trat direkt vor Herkales und bat ihn mit einer Geste auf die Beine. Der Blick des Leibgardisten war traurig, alle Hoffnung war geschwunden.
»Was bedrückt dich, mein Schildträger?«, fragte Vasina mit leiser Stimme.
Herkales sah direkt in die Augen seiner Königin, als er sagte: »Wir haben erschütternde Informationen erhalten. Die vereinte Flotte wurde vor der großen Nebelbank vernichtend geschlagen. Die Dunkle Bruderschaft hat eine neue Waffe eingesetzt, gegen die es kein Mittel gibt. Es wird weiter berichtet, dass auf allen Kontinenten Atlantikas Schiffe der Deporteure landen und überlebende Progonauten verschleppen, vorwiegend die Jüngeren. Die Alten und Weisen werden zum Sterben zurückgelassen. Das Glück hat uns verlassen, Vasina. Ich befürchte, der schlimmste Fall wird eintreten. Unsere Heimatflotte wird mehr und mehr dezimiert und wir können nicht mehr lange gegen die Rotten der Bruderschaft standhalten. Der Feind ist zu zahlreich und unbarmherzig in seinem Vorgehen.«
Die Herrscherin nickte traurig und legte ihre zarten Hände auf den Brustpanzer des Schildträgers. »Unsere Nation ist verloren, mein treuer Herkales. Noch vor Atlantika fiel Nubia. Wir wissen nicht, wie es um die anderen Häuser steht. Sie werden genau wie wir einen verzweifelten Abwehrkampf ausfechten. Keines der Brudervölker hat unsere Hilferufe beantwortet, nicht einmal Persia oder Asia.«
Die Kämpfer der königlichen Garde wurden unruhig. Obwohl die Männer erfahrene Gardisten waren, die weder Tod noch Schmerz fürchteten, sah Vasina bei einigen Soldaten Tränen über die Wangen laufen.
»Verschließt Euch nicht Euren Gefühlen und trauert mit mir um unser Volk. Die Dunkle Bruderschaft, fast besiegt und für immer zerschlagen, hat in letzter Minute eine mächtige Waffe eingesetzt. Unsere Welt ist verloren, nur wenige werden sich in den Planetenkern retten können und das Schicksal der Verschleppten ist ungewiss. Ich habe mich entschlossen, mit der
Atlantika
in den letzten Kampf zu ziehen!«
Die Blicke der Männer wurden fester, entschlossener. Die Worte Vasinas zeigten Wirkung.
»Ihr müsst die Jamal-Spange anlegen, Herrin!«, appellierte Herkales eindringlich. »Es heißt, Seelenwanderer gehen um und töten unsere Führer und Feldherren. Ihr müsst Euch schützen!«
Vasinas Gesichtszüge verhärteten sich. Jetzt wirkte sie nicht mehr anmutig, königlich und schön, sondern hart und zu allem entschlossen. Ihr Blick schweifte kurz zum Horizont, dann wandte sie sich an Herkales und nahm die Spange entgegen. Einst hatte ihr Vater das Schmuckstück getragen, gefertigt aus einem unbekannten Material, geborgen von einer unbekannten Welt. Die Maskooni Händler hatten die Spangen einst gefunden und behauptet, dem Träger der Spange wurde ein besonderer Schutz zu Teil. Fünf dieser
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