Nebular Sammelband 1 - Die Triton-Basis (Episode 1 - 5) (German Edition)
großer Sorge, wie sich tiefe Risse und Spalten auf dem Gletscher ausbreiteten. Sie würden seinen Vormarsch erschweren und das Risiko erhöhen. Dennoch ließ sich der Wissenschaftler nicht abhalten zügig aufzubrechen.
Leukonen verließ sein Basislager mit einem Eisgleiter, dessen Fusionszelle unter normalen Bedingungen stark genug war, gegen das schlimmste Wetter anzukämpfen. Sein Gesicht war mit einer wärmeisolierenden Paste bestrichen, seine Augen durch eine spezielle Schutzbrille abgedeckt. Der Schutzanzug den Pilvi trug, ähnelte denen der Raumflotte und schirmte den eiskalten Wind fast ab. Der Forscher überprüfte nochmals seine Ausrüstung und hatte nicht vor, sich länger als ein oder zwei Tage von seinem Basislager zu entfernen.
Bei den auf dem Gletscher vorherrschenden, extrem hohen Windgeschwindigkeiten sanken die Temperaturen nochmals um rund zehn Grad. Leukonen wagte nicht, die Schutzbrille abzunehmen. Seine Augen würden sofort erfrieren.
Am Horizont tanzten unheimliche Lichteffekte über den Himmel. Ein nahes Wetterleuchten wirkte wie eine unheilvolle Ankündigung auf den Wissenschaftler. Pilvi kannte die Polarlichter und die Ursachen ihrer Entstehung. Was er in der Ferne sah, war ihm unheimlich. Er musste mehrmals tiefe Gletscherspalten umfahren, die nicht in den aktuellen Satellitenkarten verzeichnet waren. Sie mussten erst kürzlich entstanden sein. Voller Sorgen registrierte er neue Stoßwellen, die sich über die gesamte Antarktis ausbreiteten und den Gletscher erschütterten.
Was geht da vor sich
, dachte Leukonen und steuerte zielstrebig jenen Punkt an, von dem all das Übel auszugehen schien.
Etwa zwei Kilometer vor den Zielkoordinaten, versagte sein Eisgleiter den Dienst. Die Fusionszelle war fabrikneu und es war ausgeschlossen, dass der Gleiter einen Defekt aufwies. Trotzdem fiel die Energieversorgung für das Gerät aus. Fluchend stieg Leukonen vom Schlitten ab und sah zum Himmel hinauf. Der Sturm über der Position des
Stachels
hatte sich weiter verschlimmert. Das fremde Objekt konnte er von seiner aktuellen Position noch nicht beobachten.
Was ist das für ein Sturm? So etwas habe ich noch niemals gesehen. Unheimlich!
Leukonen war verunsichert und maß seinen Eisgleiter mit einem skeptischen Blick. Ohne den fahrbaren Untersatz befand er sich in einer kritischen Situation.
»Dann auf die traditionelle Art und Weise!«, flüsterte Pilvi trotzig und schnallte sich seine Schneeschuhe an. Als er kurz über die Schulter zurückblickte, bemerkte er eine graue Wand, die sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf ihn zu bewegte. Für einen kurzen Moment wurde der Antarktisexperte von Panik erfasst.
Ein schwerer Schneesturm! Wie ist das möglich? Dieses Wetter wurde mir nicht gemeldet!
Der Norweger aktivierte sofort sein Navigationssystem, um nicht die Orientierung zu verlieren. Da hatten ihn die wirbelnden Schnee- und Eismassen eingeholt und nahmen ihm die Sicht. Mit letzter Kraft zog er das Überlebenszelt aus der Tragehülle und blies es mit den Druckflaschen auf. Mit vier Ankern, die sich automatisch tief in das feste Eis schmolzen, wurde das Schutzzelt auf dem Gletscher festgezurrt und Leukonen kroch schnell ins Innere. Durch die transparenten Folienfenster konnte er aus dem stahlhart aufgeblasenen Schutzzelt gerade noch verfolgen, wie sein Eisgleiter von starken Winden erfasst und davon geschleudert wurde.
Schockiert beobachtete der Wissenschaftler, wie in rund dreihundert Meter Entfernung ein grauer Schlauch vorbeizog und gewaltige Mengen an Schnee und Eis ansaugte.
Ein Tornado
, dachte Leukonen erschrocken.
Aber das ist absolut unmöglich!
Solche Wetterphänomene können sich über der Antarktis nicht ausbilden!
Instinktiv hielt sich Leukonen an der Innenbespannung seines Iglus fest.
Wenn der Tornado jetzt die Richtung ändert, ist es aus!
Erinnerungen aus dem Unterbewusstsein
Es gab kurze Momente, da wirkte Sammy Atkins völlig klar und besonnen. Dies war so ein Moment und Marco Applos nutzte ihn, um sich mit dem jungen Psychologen zu unterhalten. Einige Ärzte waren ebenfalls anwesend und gaben Applos ein Zeichen. Der Paläontologe räusperte sich und sah Sammy besorgt an.
»Zuerst möchte ich sagen, ich bedaure, was Ihnen passiert ist. Ich glaube niemand kann Ihre Erfahrung teilen und sich annähernd vorstellen, was es heißt, von einem Seelenwanderer übernommen zu werden. Wollen sie mit mir darüber sprechen?«
Atkins sah sich gehetzt um. Seine Hände zitterten
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