Nebular Sammelband 1 - Die Triton-Basis (Episode 1 - 5) (German Edition)
Gleichzeitig wurde die Hawk stark beschleunigt, was die weitere Flugzeit zusätzlich verkürzen sollte.
Bill
Rock
Davis hörte Karokan deutlich schlucken. Die zerklüftete Oberfläche des Mondes zog rasend schnell an der Kanzel des Schiffes vorbei. Tiefe Krater, Aufwürfe, tektonische Verschiebungen, bizarre Felsformationen, ausgedehnte Methaneisflächen. Proteus war wie alle Monde des Neptunsystems wenig einladend.
»Sind Ihre Leute auf diesem Mond tätig?«, fragte Davis beiläufig. Es war seine Absicht, Karokan vom Fluggeschehen abzulenken. Für einen unerfahrenen Passagier wirkte das eingeleitete Manöver gefährlich. Der Techniker hatte Mühe zu antworten.
»Nein«, presste er hervor. »Die Konkurrenz war schneller. Fosset Industries ist wie ein Krake. Überall wo eine Schürffreigabe erteilt wird, sind seine Scout-Schiffe zur Stelle.«
Und kurze Zeit später. »Ich hoffe, Sie wissen, was Sie da machen. Kommen wir dem Mond nicht zu nahe? Ich hab das Gefühl mein Magen dreht sich gleich von innen nach außen.«
Davis vernahm Carolines helles Lachen, dann hatte die Hawk Proteus im rasenden Flug passiert. Zuletzt stellten sich starke Vibrationen ein, die Karokan zusätzlich nervös machten.
»Keine Sorge«, antwortete Davis grinsend. »Man sagt mir nach, ich wäre ein akzeptabler Pilot. Diese Aktion ist notwendig, um Antriebsenergie zu sparen. Falls Sie den Instrumententräger bergen müssen und nicht reparieren können, benötigen wir mehr Energie, um mit der Fracht zur Triton-Basis zurückzukehren. Besser wir haushalten mit unseren Ressourcen gleich zu Beginn des Fluges.«
Mit diesen Worten wurde die Hawk aus der Gravitationsfessel des Mondes entlassen und schwenkte mit hoher Geschwindigkeit auf die Nachtseite Neptuns ein.
»Sie können sich jetzt entspannen. In drei Stunden gibt uns Neptun einen letzten Push und leitet uns auf der endgültigen Flugbahn weiter.«
Karokan atmete sichtlich auf. Auf seiner Stirn hatten sich Schweißperlen gebildet. Das Swing-by Manöver nahm ihn sichtlich mit.
Als die Hawk in den Nachtschatten von Neptun eintrat, brachen wie erwartet alle Funkverbindungen zur Triton-Basis ab.
»Leutnant, schalten Sie bitte auf Satelliten-Relais um«, ordnete Davis an.
»Verstanden«, bestätigte die Astrophysikerin. Keine Minute später wurde die Kennung der Triton-Basis auf den Bildschirmen sichtbar.
»Wir fliegen jetzt über die Nachtseite Neptuns. Der Ring des Planeten steht günstig und wir brauchen uns keine Sorgen über eventuelle Trümmer zu machen.«
»Trümmer?«, fragte Karokan unbehaglich.
»Gesteinsbrocken, Eis- und Staubpartikel, die den Neptunring bilden. Der Ring ist schwach ausgeprägt. Aber schon ein Kieselstein kann bei einem Zusammenstoß und diesen Geschwindigkeiten enormen Schaden anrichten. Was dies für fatale Folgen für uns hätte, brauche ich Ihnen nicht zu erklären«, kommentierte die Astrophysikerin.
Karokan nickte kurz. »Ich habe verstanden. Wie lange sind wir bis Quaoar unterwegs?«
Davis kontrollierte kurz die Daten des Flugrechners. »Nach der letzten Beschleunigungsphase rechne ich mit einer verbleibenden Flugzeit von circa dreißig Stunden. Nachdem wir Neptun hinter uns gelassen haben, werden wir nochmals mit dem Triebwerk beschleunigen.«
Karokans aufgeregte Stimme war zu hören. »Was sind das für Lichter in der Atmosphäre Neptuns? Sind das Blitze?«
Davis warf einen kurzen Seitenblick aus der Pilotenkanzel und hörte Caroline erklären: »Das sind elektrische Entladungen in der Hochatmosphäre des Gasriesen. Wetterleuchten von gigantischen Gewitterfronten, jede für sich größer als die gesamte Oberfläche der Erde. Wenn Sie in Richtung Pol blicken, werden Sie eine schwach leuchtende Aura erkennen. Das sind Sonnenwind Partikel, die durch Neptuns Magnetfeld eingefangen werden und die Atmosphäre ionisieren. Am besten kann man diese Natureffekte auf der Nachtseite des Planeten beobachten.«
»Faszinierend!«, antwortete Karokan.
Davis wurde kurz durch eine Meldung der Radar-Taster abgelenkt. Rund 150.000 Kilometer voraus bewegte sich ein großer Körper durchs All.
Die Verfolgungssysteme der Hawk richteten sich sofort auf den Fremdkörper aus. Der Knotenrechner beurteilte, ob es sich bei dem Echo um ein natürliches Objekt handelte oder ein Raumschiff. Erst nach einer schnellen Berechnung zur Verifikation einer möglichen Kollisionsgefahr, gab der Bordcomputer die Triebwerke des Schiffes frei. Es folgte das Signal zur automatischen
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