Nebular Sammelband XL 1 - Aufbruch der Menschheit (Episode 1-30 - "Die Große Erschütterung")
wischte sich über die Augen und deutete zur Skulptur der Göttin hinauf.
»Wer immer dies getan hat, wollte unserem Glauben und unserer Kosmologie spotten. Synthia war niemals angekettet! Sie war frei! Sie schwebte anmutig im Zentrum der Galaxis und war keine Gefangene!«
»Als wir den Tempel betraten, entsprach dieser Raum deinen Vorstellungen?«, fragte Herimos leise, worauf Ramir nickte. »Dann haben das keine Progonauten getan. Die Invasionstruppen haben den Tempel entehrt. Ich vermute, diese Tat ist die Handschrift der Rexas.«
»Rexas, hier auf India?«, stotterte Ramir. »Diese Brut würde nicht einmal bis auf ein Lichtjahr an unser Sonnensystem herankommen, geschweige denn auf unserem Planeten landen!«
Herimos zuckte mit den Schultern. Er versuchte nicht mehr, Ramir zu widersprechen. Der Chot war nicht bereit ihm zu glauben.
Herimos blickte nach oben, kniff die Augen zusammen und deutete dann auf die Göttin.
»Vielleicht müssen wir genau bei diesem Punkt ansetzen. Könnte die Jamal-Spange in dem Bildnis der Göttin verborgen sein?«
»Was hast Du vor?« fragte Ramir atemlos.
»Ich will eure Göttin von ihren Fesseln befreien«, entgegnete Herimos und gab einen wohl gezielten Schuss ab, dessen Energie die tragende Kette schmelzen ließ und die Glieder trennte.
Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete Ramir, wie die schwere Skulptur, die er von klein auf kannte, haltlos zu Boden stürzte und mit einem dumpfen Schlag in mehrere Teile zerbrach.
»Das tut mir wirklich Leid«, entgegnete der Neo-Sapiens mit Bedauern in der Stimme. »Aber eine andere Möglichkeit Synthia genauer zu untersuchen, gibt es leider nicht.«
Das melodische Brummen und Summen in der Tempelhalle nahm plötzlich an Lautstärke enorm zu. Ob der harte Aufschlag der Skulptur das Gewölbe in Schwingung versetzt hatte, oder der Schuss aus Herimos’ Waffe diesen Effekt erzeugte, war schwer zu sagen.
Ramir bedeckte beide Ohren mit seinen Händen.
»Das ist unheimlich.«
»Vermutlich hat die Aufhängung des schweren Bildnisses mit ihrem Gewicht die schwingende Struktur dieser Tempelhalle geschwächt oder blockiert. Wir haben die Kuppelhalle von ihrer Last befreit«, grinste der Neo-Sapiens verwegen. »Jetzt hören wir die Gesänge von Nebular deutlich besser. Ist es nicht so?«
Herimos trat an das zerbrochene Bildnis heran und untersuchte dessen Einzelteile. Nach mehreren Minuten gab er seine Bemühungen auf. »Die Spange ist nicht in der Göttin versteckt«, erklärte er schließlich. »Dieses Versteck wäre auch zu offensichtlich.«
Ein neues Geräusch ließ Herimos plötzlich wachsam aufhorchen. Es unterschied sich deutlich von den Raumklängen der Tempelanlage, schwoll stetig an und wurde lauter. Es hörte sich an, als wolle Stahlbeton bersten. Der Tempel schien mit einem Mal instabil zu werden und die tragenden Säulen der planetarischen Kuppel ächzten unter ihrer Last.
»Was ..«, setzte Ramir an. »Der Tempel stürzt ein! Was hast Du getan?«
Herimos bleckte seine gelben Zähne und sah sich unsicher um. Sein Gesicht verdüsterte sich.
»Nein. Ich glaube, das gilt mir. Ich habe mich bereits gefragt, wie lange es dauert, bis eure Mentoren etwas gegen mich unternehmen.«
»Die Mentoren?«, rief Ramir entsetzt und blickte unsicher nach oben.
Direkt über den zerbrochenen Fragmenten der Göttin erschien plötzlich ein schwarzer Nebel. Der Nebel war in Bewegung, gewann jede Minute an Konsistenz und drehte sich wie eine Spirale in sich selbst.
Als sich aus dem Nebel eine Silhouette herausschälte, griff Herimos zur Waffe. Die Erscheinung wurde von beängstigenden Geräuschen begleitet. Die alte Tempelkuppel dröhnte, als würde eine schwere Glocke angeschlagen werden.
Ramir stand nur noch da, als würde ihn das alles nichts angehen. Sein Blick war leer. Obwohl er immer noch an der Seite von Herimos stand, schien er den Neo-Sapiens plötzlich nicht mehr wahrzunehmen.
»Wo bist du?«, fragte Ramir irritiert und sah durch Herimos hindurch. Seine Stimme klang wie ein Hauch.
Mit einem lauten Knall wurde ein gnomenhaftes Wesen sichtbar, welches, auf einem Sitzkissen schwebend, direkt vor dem Neo-Sapiens manifestierte.
Herimos hielt den Atem an. Der fettleibige Extraterrestrier starrte ihm mit glühenden Augen böse entgegen. Die scharfen und spitzen Raubtierzähne funkelten gefährlich. Herimos konnte deutlich sehen, wie die Entartete Technik aus jeder Pore des Wesens quoll.
Herimos zog entschlossen seine Waffe, doch
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