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Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition)

Titel: Necroscope 8: BLUTFÜRSTEN (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Gleichungen standen nun deutlich vor seinem geistigen Auge. Er »wusste« sie einfach, ohne dass ihm klar war, was oder ob er überhaupt etwas damit anfangen konnte. Zu wissen, dass man zwölftausend Steine braucht, um ein Haus zu errichten, heißt nicht, dass man es auch bauen kann. Und das Wissen darum, dass e = mc² ist, reicht noch lange nicht aus, in seinem Garten einen kleinen, dafür aber umso zerstörerischen Stern entstehen zu lassen. Andererseits: Wie oft hatte man ihm erklärt, dass Gleichungen nichts bewirkten, sondern lediglich »existierten«? Wieder und wieder hatten sie ihn darauf hingewiesen, jeder, von den wüstenbewohnenden Thyre mit ihren rudimentären mathematischen Kenntnissen bis hin zu einem hochgebildeten Mathematiker auf der Erde. Und er, Nathan, war der lebende Beweis dafür, dass sie alle sich irrten.
    Darum fragte er sich einmal mehr, was wohl geschehen würde, wenn er ein Tor heraufbeschwor, groß genug, der fremdartigen, unverrückbaren Anziehungskraft des Sternseitentores, oder gar beider, zu widerstehen. In derart unmittelbarer Nähe zum Sternseitentor würde eines seiner üblichen Möbiustore nur hin und her wackeln, in sich zusammensacken und schließlich entweder in das Tor gesogen oder von ihm weggeschleudert werden – und Nathan und seine Gefährten aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls, womöglich an einen Ort, an dem kein Leben mehr möglich war. Stellte man zwei Magneten mit ihren gleichgearteten Pole einander gegenüber, stießen sie sich gegenseitig ab, und ihre Kräfte hielten einander die Waage. Brachte man sie jedoch zusammen, kam irgendwann der Punkt, an dem einer von beiden nachgeben musste.
    Der Necroscope beschloss, etwas auszuprobieren. Im Moment tat sich nichts, im Grunde war nichts geschehen, seit sie hier Deckung gesucht hatten. Den Vampiren schien es zu genügen, sie zu belagern und hier festzuhalten und nicht mehr wegzulassen. Die Ursache dafür lag auf der Hand: Die Kreaturen, die sie umzingelten, waren klug genug, die Köpfe einzuziehen und kein Ziel mehr zu bieten. Nathan und seine Gefährten hatten noch ein paar Granaten gehabt und auch Gebrauch von ihnen gemacht, leider ohne allzu große Wirkung zu erzielen. Allerdings befanden sich nahe am Tor an mehreren Wurmlöchern frische Detonationsspuren, und in den Felsansammlungen ringsum musste es zumindest einigen Schaden gegeben haben.
    Zudem gab es für die Angreifer keinen Grund zur Eile. Devetaki Schädellarve wollte die Flüchtigen lebend und würde bald eintreffen. Ihre Streitmacht war dabei, sich von der Sonnseite zurückzuziehen, und strebte wieder der Wrathhöhe zu, wie David Chung bestätigen konnte. Sie hatten die Belagerung Siedeldorfs aufgegeben und die Kampfhandlungen eingestellt. Nun, da die Vögel ausgeflogen waren und außerdem auch noch in der Falle saßen, brauchten sie sich nicht weiter anzustrengen, und es hatte auch keinen Sinn mehr, gute Knechte zu verschwenden. Bis zum Sonnaufgang war es zwar noch lange hin, aber die Vampire spürten ihn nahen. Jenseits des Grenzgebirges, auf der Sternseite, würden sie sich um einiges sicherer fühlen.
    Das hieß, Nathan stand, wenn auch nur ein bisschen, Zeit zur Verfügung ...
    Indem er seinem Zahlenwirbel freien Lauf ließ, umgab er seinen Geist mit einem Mahlstrom einst esoterischer Gleichungen. Nur dass diese für ihn nicht länger ein Geheimnis darstellten. Er brauchte sie sich lediglich vor sein geistiges Auge zu rufen und konnte sie in Windeseile entziffern.
    Doch selbst der Zahlenwirbel wurde von der unmittelbaren Nähe des Tores gestört, und es übte seinen verzerrenden Einfluss aus: Die greifbare Welt störte das Übersinnliche! Doch was, wenn das Übersinnliche stärker war? Vermochte es die physische Welt zu beeinflussen, sie gar zu bezwingen? Natürlich! Bewies der Necroscope es denn nicht jedes Mal, wenn er durch das Möbiuskontinuum reiste? Die mathematische Lösung des Problems lag direkt vor ihm und wartete nur darauf, dass er sie enträtselte. Doch weshalb sollte ihn dies zu einem solchen Zeitpunkt an einem derartigen Ort überhaupt kümmern?
    Zum Teil war es Instinkt, Intuition, doch darüber hinaus lag es an dem, was die Thyre ihm erklärt und was Goodly bestätigt hatte. Im Grunde genommen ging es, sofern es überhaupt funktionierte, einzig und allein um das, was ihnen bevorstand. Etwas sehr, sehr Großes! Um die Rettung einer in Unordnung geratenen Welt, die aus dem Lot kam, als ein Fremdkörper aus dem All zu einem

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