Necroscope 9: WERWOLFSJAGD (German Edition)
Wesen verschlagen, eine bösartige Intelligenz sprach aus seiner Stimme.
»Er weiß es«, knurrte Francesco. Die kalte Wut hatte ihn gepackt. »Er weiß, dass wir nichts aus ihr herausbekommen können, noch nicht einmal mithilfe der besten Drogen, weil es ihr untersagt wurde, zu reden! Jemand hat an ihrem Gehirn herumgepfuscht und ihren Geist von innen verschlossen, und nur er kann hineingelangen. Und auch das weiß er! Der alte Teufel will, dass wir betteln!«
Oh, hahaha!, lachte das uralte Ding, während die Ausdünstungen, sein Atem, immer dichter wurde. Oh, wen höre ich denn da? Ich kenne dich , mein Sohn, mein ... Francesco? Das Gelächter brach ab und die Gedankenstimme wurde eiskalt. Du zeigst immer noch keinen Respekt ...
»Hah!«, knurrte Francesco. »Er hält sich wohl für einen Don!«
»Er war mal einer«, ermahnte Toni ihn. »Der Don der Dons, einer der ersten. Also ärgere ihn nicht! Denke noch nicht einmal daran, sondern lass mich das machen!« Und indem er seine Gedanken in die Grube richtete, sagte er laut:
»Vater, du warst doch derjenige, der uns vor einer gewissen Bedrohung warnte. Wir haben auf dein Wort hin gehandelt, wie wir es seit zwei Jahrhunderten tun, und endlich stießen wir auf einen Hinweis. Das Mädchen verfügt, tief in ihrem Geist begraben, über geheimes Wissen. Aber was wir auch tun, wir vermögen uns keinen Zugang zu verschaffen. Du hingegen ...«
Fast konnten sie hören, wie es in dem Gehirn tief unter ihnen ratterte und das Wesen sich aufgeregt hin und her wand. Ich vermag es, jaaa!
»Aber wirst du es auch tun?«
Jaaa! Schickt sie herab!
»Wir dürfen sie nicht verschwenden«, mahnte Toni. »Ihr Wissen darf auf keinen Fall verloren gehen. Es war riskant genug, sie hierher zu bringen. Wir haben für sie bezahlt, eine solche Gelegenheit ergibt sich vielleicht nie wieder. Und vergiss nicht, Vater: Was uns bedroht, stellt auch für dich eine Bedrohung dar ...«
Ich verstehe, jaaa. Schickt sie herab!
»Aber du bist hungrig, das wissen wir doch, und gelegentlich auch etwas ... ungeduldig? Falls ...«
SCHICKT SIE HERAB – SOFORT!
Wie es aussah, blieb ihnen nichts anderes übrig. Francesco legte einen Schalter um, um die eine Hälfte des Gitters zu öffnen, und gemeinsam manövrierten sie die Plattform mitsamt dem Mädchen über den nun offenen Teil der Grube. Zu guter Letzt zerbrach Toni eine Ampulle unter ihrer Nase. Stöhnend regte sie sich und schüttelte leicht den Kopf. Doch ehe sie zur Gänze aufwachen konnte, ließen sie sie bereits hinab ins Verderben.
Eine Anzeige auf dem Kontrollpult zeigte ihr Gewicht an. Sie sank achtzehn, zwanzig, über zweiundzwanzig Meter in die Tiefe ... bis die Skala plötzlich null anzeigte. »Wieder raufziehen!«, sagte Toni heiser. Francesco kehrte die Laufrichtung um und die Plattform kehrte leer nach oben zurück.
Unten hingegen steigerten sich mit einem Mal die geistigen Absonderungen, die Ausbrüche grauenhafter, ungezügelter Emotionen in ihren Köpfen zu einem wahren Orkan. Die Brüder gerieten ins Wanken. Doch sie fassten sich wieder, schlossen das Gitter und schalteten rasch den Strom ein. Und obwohl sie über so gut wie keine telepathischen Fähigkeiten verfügten, waren sie zum ersten Mal froh darüber.
Fleisch, Knochen, Bluuut! Ihre Körperöööffnungen, ihr Gesiiicht! Die Pforte zum Himmel, zur Hölle! Ja, ich bin ein Ungeheuer, kein Mensch könnte jemals so etwas tun! Aber ich bin nun mal kein Mensch! Ich bin ein Wamphyri! Wamphyriii!
Und über all dem erscholl ein Schrei, ganz kurz nur, und verstummte sofort wieder. Dafür ging er durch Mark und Bein. Das Mädchen war erwacht und empfand ... was? Entsetzen, grenzenlose Empörung, Unglauben? Das Wesen drang ihr in Mund, Ohren und Nasenlöcher, füllte den ganzen Kopf aus und ebenso ihren Körper.
Die Gedanken des Alten waren wie Hammerschläge, schlimmer jedoch waren die Bilder, die sie begleiteten – ein kriechendes, fließendes, schäumendes Etwas, keinesfalls menschlich, aber es hatte Hände – oh ja, ziemlich viele sogar – und Augen und Münder, die sich dem Mädchen näherten und an ihr festsaugten; und in ihr dehnte das Wesen sich aus ...
Sie schwoll an, immer mehr, ihr Körper dehnte sich, bis er schließlich aufplatzte.
Die über der Grube wabernden Dunstschwaden färbten sich allmählich rosa, und ihre Partikel vergingen unter entsetzlichem Gestank, wenn sie in Kontakt mit dem Gitterrost kamen ...
Die Minuten verstrichen. Nach einer Weile stellten
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