Nefilim KI 8 - Punabbhava
ich finde einfach nichts in diesem Chaos.«
Ich erkannte, dass sie mit Anpassungen an veränderte Regeln und Bedingungen ihre Schwierigkeiten hatte. In ihrer Welt waren die Dinge so, wie man sie eben kannte. Alles, was vom Gewohnten abwich, schien ihr suspekt zu sein, auch wenn sie am Ende immer wieder über ihren Schatten sprang. Oder es zumindest versuchte.
Mir wurde mit einem Mal klar, dass ich seit meiner Reise nach Anthaklith IV unweigerlich eine Menge Veränderungen durchgemacht hatte. In der Tat erschien mir alles, was sich ereignet hatte, wie eine endlose Aneinanderreihung von Anpassungen an veränderte Bedingungen. Mit jedem Mal fiel es mir leichter, die Tatsache des Umbruchs an sich anzunehmen und mich den neuen Konditionen anzupassen. Jeder Versuch, mein altes Leben wieder aufzugreifen, war ja auch fehlgeschlagen. Fehlgeschlagen deshalb, weil ich aufgrund meiner neuen Erfahrungen einfach nicht zurückkehren konnte . Mein Horizont hatte sich immens erweitert, meine Wahrnehmung war gewachsen. Der Iason, der vor einigen Jahren zu einer Reise auf einen vereisten Planeten aufgebrochen war, hatte einmal das Zeitliche gesegnet und ... nun ja, solche Erfahrungen fallen unweigerlich in die Kategorie einschneidender Erlebnisse. Zusammen mit all den anderen Dingen, die geschehen waren, konnte ich einfach nicht mehr derjenige sein, der ich bis dahin gewesen war.
Ich lebte jetzt in einer größeren Welt.
Womöglich waren all die Schicksalschläge, die sich ereignet hatten, nicht ausschließlich von Nachteil für mich gewesen. Vielleicht erhielt ich dadurch eine Möglichkeit, die mir sonst verschlossen geblieben wäre.
War das nicht das Wichtigste am Leben? Grenzen überschreiten und Neues lernen? Alles außer der Erfahrung an sich zählte nichts und blieb am Ende bedeutungslos - dies merkte ich deutlich anhand der Tatsache, dass ich beinahe alles verloren hatte. Mein Schiff, die Cheiron und auch deren Ersatz, die Skylla. Meine teuer bezahlten Gaias waren ebenfalls an einem fernen Ort, halfen Odin auf seiner Reise nach Floxa II. Jetzt war ich wahrhaftig heimatlos und mit nur einer Hand voll Erinnerungsstücke und einer alten TQ in diesem Universum unterwegs.
Ich dachte nochmal an die 40 Millionen Credits Honorar, die ich nie erhalten hatte, und wurde mir der Bedeutungslosigkeit dieser Zahl bewusst.
Und ich hatte mein Leben einmal verloren.
Wenn ich jetzt nicht begriff, was wichtig war, verstand ich es womöglich nie.
Später trafen sich alle Passagiere der Dilisa auf der Brücke, als Sieraa das Schiff in das künstliche Sonnensystem lenkte, in dem sich ihre Welt Ranupa befand. Sie wählte eine langsame Geschwindigkeit und hatte einen Blick auf der Anzeige der Sensoren, gab in rascher Folge immer wieder Befehle in eine Konsole ein.
Auch Ari kam auf die Brücke und sah ein kleines bisschen besser aus. Ich musterte ihr Gesicht, entdeckte, dass sie sich geschminkt hatte und wusste, dass sie dadurch nur einen gesünderen Eindruck vermitteln wollte. Es gelang ihr irgendwie, doch mich täuschte sie nicht über ihren Zustand hinweg.
Sieraa war jetzt damit beschäftigt, einen sehr weiten stationären Orbit für die Dilisa zu wählen und wies auf einen Monitor. »Ich habe unsere Ankunft vor den Sensoren der Satelliten verbergen können. Niemand sollte erfahren haben, dass wir in das System eingedrungen sind.«
Aristea erhob sich.
»Ich kann die Planetenoberfläche von hier aus erfassen. Ich gehe mich mal vorbereiten« , ließ sie über ihr Sprachmodul hören und verschwand von der Brücke.
Sieraa sah ihr nach, bis sie außer Hörreichweite war.
»Ich mache mir Sorgen um ihre Gesundheit«, sagte sie leise mit besorgtem Blick.
Ich sagte nichts dazu und nickte in eine unbestimmte Richtung.
»Glaubst du, es stehen Schiffe im Hangar, aus dem wir mit der Dilisa aufgebrochen sind ... aufbrechen werden?«
»Ja. Du erwägst also einen anderen Rückweg? Das ist sicher nicht verkehrt, falls Ari zu schwach sein sollte. Ich programmiere dein Armband auf die Öffnungskodes, die mir bekannt sind. Du hast die Dilisa bereits geflogen, die anderen Schiffe sollten dir kein Rätsel aufgeben.«
Ein Schweigen stellte sich zwischen uns wie ein ungebetener Gast. Wir sagten beide gleichzeitig irgendetwas und wollten von der Brücke gehen, standen uns plötzlich gegenüber und hielten inne.
Sieraa sah mich an. »Ich wünschte, wir hätten ein wenig mehr Zeit«, flüsterte sie.
»Dann lass uns diese Sache schnell erledigen, danach
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