Nele auf dem Ponyhof - Nele ; [2]
Quatsch?«
Sie betrachtete verwundert das Durcheinander in Neles Zimmer. »Warum hängst du bei dem super Wetter hier herum und machst dieses Chaos? Wir wollten doch schwimmen gehen!«
Nele schüttelte den Kopf. »Klappt heute leider nicht«, sagte sie betrübt. »Plemplem hat Schnupfen und Mama ist im Arbeitsstress!« Sie erzählte Tanne im Schnelldurchgang die Ereignisse des gestrigen Tages. »…und dann hat Herr Engel gesagt, Plemplem soll am besten eine Weile ins Tierheim ziehen, wegen dem ungesunden Baustaub und weil er zu dick ist«, endete sie anklagend.
Tanne machte ein empörtes Gesicht. »So ein Quatsch. Wollen deine Eltern das?«
Nele seufzte. »Glaube ich nicht. Aber wo kann er sonst hin?« Sie guckte ratlos. »Lukas kann er zwar gut leiden, aber auf dem Bauernhof seiner Eltern gibt es zu viele Hühner«, überlegte sie laut. »Auf andere Tiere mit Federn ist er nicht gut zu sprechen. Aber könntest du ihn nicht für eine Weile mit zu dir nach Hause nehmen?«
Tanne schüttelte heftig den Kopf. »Otto ist total eifersüchtig. Der rupft ihm jede Feder einzeln aus.«
Wie zur Bestätigung fing Otto unten im Hof zu bellen an.
Sofort kreischte Plemplem los: »Du bist verrückt! Du bist verrückt! Verrückt!« Er schlug aufgeregt mit seinen Flügeln.
Otto bellte immer lauter. Er hörte gar nicht mehr auf damit.
Tanne lief zum Fenster, um zu sehen, was da unten schon wieder los war.
Soeben rief eine muntere Stimme: »Hallo! Ist denn niemand zu Hause? Hallo!«
»Großtante Adelheid!«, rief Nele und sprang auf. »Das hört sich an wie Tante Adelheid!« Sie polterte die Wendeltreppe hinunter und rannte ihrer Großtante kreischend vor Freude entgegen. Aus verschiedenen Türen stürmten Herr und Frau Winter heraus. Sie machten höchst verwunderte Gesichter.
»Adelheid!« Herr Winter nahm Großtante Adelheid in die Arme und drückte sie heftig. »Wieso tauchst du denn so plötzlich hier auf?« Er grinste spitzbübisch. »Hast du Edward an ein Krokodil verfüttert und bist darauf nach Hause geschwommen?«
Großtante Adelheid brach in dröhnendes Gelächter aus. »Du alter Quatschkopf!«, wieherte sie. »Ich komme mit dem Linienbus direkt vom Bahnhof. So ein netter Busfahrer. Er hat mich mit seiner Droschke bis an das Burgtor kutschiert, damit ich nicht zu Fuß gehen muss. Und mein Gepäck hat er auch hereingeschleppt. Es gibt noch echte Kavaliere.« Sie zeigte auf einen Berg Koffer, Reisetaschen und Hutschachteln.
Nele kicherte. Da hatte der arme Busfahrer sich aber ganz schön abgerackert.
»Wir haben gemeutert und diese langweilige Kreuzfahrt einfach abgebrochen«, berichtete Großtante Adelheid weiter. »Nicht eine einzige Riesenspinne oder wenigstens eine süße kleine Schlange habe ich gesehen. Dafür jede Menge dicke Urlauber. Die ganze Zeit nur strahlender Sonnenschein, kein noch so winziger Sturm. Nicht einmal ein Passagier ist über Bord gegangen. Das war wirklich ein Reinfall!« Sie schüttelte sich. »Ich habe Edward nach Schottland auf Mäusejagd in sein altes Schloss geschickt, damit er wieder in Form kommt. Er hat einen richtigen Spitzbauch gekriegt, weil er Berge von Süßigkeiten gefuttert hat. Ich selber quartiere mich eine Weile hier bei euch ein. Öder als auf diesem Schiff kann es in einer Burg auch nicht sein. Außerdem…« Ihre kleinen Löckchen wackelten unternehmungslustig. »Stimmt es, dass sich auf der Burg Gespenster herumtreiben? Schon mein ganzes Leben möchte ich gerne eines persönlich kennenlernen.«
Tanne nickte eifrig. »Oh ja! Graf Kuckuck geistert fürchterlich herum. Wenn er zum Kuckuck mit dir sagt und einen mit seinem Blick durchbohrt, wird man selber ein Gespenst. Unser Schuldirektor sagt das auch. Er möchte unbedingt ein Interview mit dem Grafen machen, um zu beweisen, dass es ihn wirklich gibt.« Sie sah sich ängstlich um, als ob der alte Kuckuck jeden Moment um die Ecke biegen könnte.
»Ach, ist das herrlich!«, rief Großtante Adelheid. Sie klatschte voller Vorfreude in die Hände. »Meine Lieben, ich bin ja so froh, dass ich wieder bei euch bin. Das wird ein richtig abenteuerlicher Sommer!«
Herr Winter guckte betreten. »Abenteuerlich stimmt. Vor allem, weil das Dach undicht ist wie Schweizer Käse. Morgen kommen die Dachdecker, dann wird es im Turm ungemütlich«, sagte er bedauernd. »Ich wollte dir deshalb gerade ein Telegramm schicken. Das neue Dach kostet eine Stange Geld.«
Großtante Adelheid schwieg einen Augenblick lang überrascht. Dann
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