Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
Vom Netzwerk:
wenigstens den Richtigen erwischt!«
    »Und ob, Herr Pforten! Was meinen Sie, was ich eine Mühe gehabt habe, der Ollen den Hund loszueisen! Erst, als ich ihr fuffzig Eier von der Belohnung aus der eigenen Tasche vorstreckte, da hat sie mir den Poldi endlich überlassen. Reichlich mißtrauisch von der alten Dame, wie? Und ich hab’ ihr in die zitternde Greisenhand versprechen müssen, ihr den Rest noch heute zu bringen...«
    »In Ordnung, Leonhard, ich gebe Ihnen nachher einen Scheck mit. Den Rest können Sie behalten. Sie haben ja schließlich auch Unkosten gehabt. Allein die Fahrt nach Sachrang...«
    »Zu nett, Herr Pforten«, murmelte der junge Mann gerührt, »aber wegen dem bißchen Hundefutter und den paar Kilometern Benzinkosten... Schließlich habe ich ja den ganzen Schlamassel angerichtet.« Aber er steckte den Scheck über fünfhundert Mark dann doch ein, ohne sich lange zu zieren.
    »Die Sache bleibt natürlich unter uns, Poldi!« Er grinste, als er sich von dem Hund verabschiedete. Fräulein Babette legte ihm zwei Flaschen Bier und ein Paket mit belegten Broten in den Wagen. Wenn man nur in jedem Monat einmal solch einen Glückstag hatte, dann konnte einem im Leben nicht mehr allzuviel zustoßen. Er winkte munter zurück, als er das Tor passierte. Pforten, Babette und der Hund Poldi schauten ihm von der Terrasse aus nach.
    »Ein netter junger Mann!« sagte Babette und stellte das leergeputzte Frühstücksgeschirr zusammen.
    »Ein ausgekochter Gauner!« stellte Pforten fest, aber es klang fast respektvoll. »Und die rührende Geschichte von dem armen alten Mütterchen war von A bis Z erlogen. Einfach zu dick aufgetragen. Den Fehler macht jeder Anfänger...«
    Er ging ins Haus zurück, und der Hund trottete langsam hinter ihm her. Das große Hallenfenster war geöffnet, nichts in dem riesigen Raum erinnerte mehr an den gestrigen Abend; er konnte nicht einmal die Löcher in der Brücke vor dem Kamin entdecken, über die Babette sich so sehr entrüstet hatte. Oben hörte er das Geräusch des Staubsaugers, mit dem Margot in Helianes Zimmer hantierte. Sie sang dabei >La Paloma<.
    »Nun, Poldi, und was machen wir jetzt?« fragte Pforten.
    Der Hund lief die Treppe hinauf und kratzte an Manfreds Tür. Pforten sah ihm nach, als hätte er vom Poldi eine Antwort bekommen, und nickte. Er ging zum Telefon, wählte und mußte auf die Verbindung mit Kronbeuren endlos lange warten. Endlich meldete sich der Hausmeister der alten Dame und holte Marcels Mutter an den Apparat.
    »Herr Pforten?« Es klang erstaunt. Natürlich hatte sie nicht erwartet, daß er sie so bald wieder anrufen werde. »Was kann ich für Sie tun?« Sie legte den Finger vor die Lippen und gebot Heliane, die ihr aus dem Garten in die Diele gefolgt war, Schweigen.
    »Geben Sie mir einen Rat, gnädige Frau, wie ich Heliane erreichen kann«, sagte er flehend. »Ich muß sie unbedingt sprechen! Wissen Sie zufällig, wo sie sich im Engadin aufhält?«
    »Das können Sie leichter haben, Herr Pforten«, sagte die alte Dame, »Ihre Frau ist gar nicht im Engadin. Das Wetter verschlechterte sich in den Bergen, und so ist sie mit den Kindern schon gestern zurückgekommen. Warten Sie einen Augenblick, ich hole sie aus dem Garten.«
    Sie bedeckte die Muschel mit der Hand und zwinkerte Heliane zu. »Ich glaube, der Braten ist gar, mein Kind. Verderben Sie jetzt aber nichts! Reichen Sie ihm den kleinen Finger, aber um Himmels willen noch nicht die ganze Hand!« Sie übergab Heliane den Hörer und verließ die Vorhalle.
    »Hallo, Michael«, sagte Heliane reserviert und fest entschlossen, ihm auch nicht mehr als die Spitze des kleinen Fingers zu überlassen.
    »Heliane! Ich bin so froh, dich zu hören!« rief er, und sie hatte das Gefühl, daß es ihm wirklich aus dem Herzen kam.
    »Was gibt’s, Michael?« fragte sie kühl. »Ich habe nicht allzuviel Zeit. Ich will mit den Jungen nach Romanshorn zu einer Seerundfahrt. Unser Dampfer geht in fünfzehn Minuten.«
    »Schlag zu, Heliane, ich halte still — eine rechts, eine links — , ich habe es redlich verdient!«
    »Darum geht es mir nicht, Michael. Es geht mir um den Dampferanschluß. Die Jungen zappeln schon vor Ungeduld. Und Jean, der uns nach Romanshorn fahren soll, auch. Der alte Daimler ist kein Rennwagen.«
    »Marcel wird es schon schaffen...«
    »Es ist nicht Marcel, der uns nach Romanshorn fährt, sondern Jean, der Hausmeister von Madame Etienne. Marcel ist gestern für ein paar Tage nach Basel gefahren. Es

Weitere Kostenlose Bücher