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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Empörung. »Ich muß allerdings gestehen, daß ich im ersten Augenblick alles andere als entzückt war, als Michael den völlig verlausten und verdreckten Poldi in Sachrang ablud. Er hatte wahrhaftig mehr Flöhe als Haare! Und ich erklärte, daß dieser Hund nie in mein Haus käme.«
    »Es zwingt Sie ja auch niemand dazu, ein Tier aufzunehmen, das Ihnen nicht gefällt. Aber wenn man es dann aufgenommen hat...«
    »...dann jagt man es doch nicht wieder hinaus !Sehen Sie, das hat mich bis ins Herz getroffen, und Manfred noch viel tiefer als mich. Damit werde ich einfach nicht fertig. Und noch weniger weiß ich, wie der Junge damit fertig werden soll.«
    Die alte Dame hatte den Korb geleert und die letzten Bohnen abgezogen und kleingeschnitten. Sie fegte die Fäden in ihrer Schürze zusammen und schüttete sie in den leeren Korb aus.
    »Herzlosigkeit«, sagte sie abwägend, »das wäre schlimm. Das wäre sehr schlimm. Denn das wäre unheilbar. Aber ich kann mir eigentlich nicht denken, daß ein Mann wie Michael Pforten, der in seinen Filmen so viel liebenswürdige Wärme ausstrahlt, in seinem innersten Wesen wirklich herzlos sein könnte. Ich möchte es für Gedankenlosigkeit halten. Gedankenlosigkeit und Herzensträgheit... Schauen Sie sich doch einmal in der Welt um, mein Kind. An diesen beiden Übeln krankt doch alles. Aber die Entscheidung über ihr zukünftiges Verhältnis zu Ihrem Mann kann ich Ihnen natürlich nicht abnehmen.«

20

    Drei Tage ohne Nachricht von Heliane.
    Vier Tage ohne Nachricht.
    Am fünften Tag hielt Pforten es nicht länger aus und rief in Kronbeuren an. Er mußte eine gute Viertelstunde auf die Verbindung warten, und sie war nicht sehr deutlich, als sie endlich zustande kam. In Kronbeuren meldete sich eine Männerstimme. Der Name klang französisch. Es konnte Jean oder Jacques heißen: »Verzeihung, wie ist Ihr Name, mein Herr?«
    »Pforten!« Michael buchstabierte nach der amtlichen Buchstabiertafel für den internationalen Fernsprechverkehr. P wie Paris, F wie Florida, O wie Oslo...
    »Einen Moment, Herr Pforten, ich übergebe der gnädigen Frau.«
    Frau Claire Etienne stand hinter Jean, als er das Gespräch annahm, und hinter ihr stand Heliane.
    »Ruhe jetzt!« sagte die alte Dame streng. »Kein Wort!« Und sie nahm den Hörer aus Jeans Hand entgegen.
    »Herr Pforten? Hier spricht Frau Etienne, Marcels Mutter. Wie nett, Ihre Stimme einmal privat zu hören. Ich hätte sie sofort erkannt. Ich gehöre nämlich zu Ihren Verehrerinnen.«
    »Reizend, gnädige Frau, Sie sind zu liebenswürdig. Würden Sie die Freundlichkeit haben, meine Frau an den Apparat rufen zu lassen?«
    »Oh, das tut mir aber herzlich leid, Herr Pforten. Marcel ist mit Frau Heliane und Ihren Söhnen gestern bei dem schönen Wetter zu einer Autofahrt nach Liechtenstein aufgebrochen. Von dort aus wollen sie, wenn das gute Wetter anhält, ins Engadin. Es ist möglich, daß sie acht oder zehn Tage wegbleiben. Darauf haben sie sich jedenfalls eingerichtet...« Sie lauschte eine Weile in den Apparat. »Sprechen Sie noch, Herr Pforten?« fragte sie und drehte sich um und zwinkerte Heliane zu.
    »Besten Dank, gnädige Frau — und entschuldigen Sie die frühe Störung.«
    »Aber ich bitte Sie, es war mir ein Vergnügen, Ihre Stimme zu hören. Rufen Sie doch nach acht oder besser noch nach zehn Tagen wieder einmal an. Dann werden Sie Ihre Frau ganz gewiß erreichen. Auf Wiederhören, Herr Pforten!«
    Sie wartete auf das Knacken im Apparat und legte auf.
    »Er wird schon weich!« stellte sie grimmig fest. »Aber er muß noch weicher werden. Er muß schmelzen wie Butter an der Sonne! Aber wie wäre es, mein Kind, hätten Sie nicht wirklich Lust, mit Marcel und den Jungen einen Ausflug nach Liechtenstein zu unternehmen?«
    Natürlich waren Manfred und Thomas von dem Vorschlag begeistert, schon der Briefmarken wegen, die sie sich in Vaduz besorgen wollten. Wenn Tom auch nicht selber sammelte, so wollte er sich doch mit ein paar Sätzen eindecken, denn in Hartenstein konnte man gegen Briefmarken die fabelhaftesten Dinge eintauschen. Taschenmesser, Werkzeug, Kaugummi und ganze Stapel von bunt illustrierten Schmökern mit den Abenteuern des Piloten Donald Douglas, deren Hauptreiz darin bestand, daß sie auf Hartenstein verboten waren.
    Auf Sachrang brauchte Michael Pforten Minuten, um die Nachricht von der Fahrt ins Engadin zu schlucken.
    Etienne!
    Etienne mit Heliane und seinen Söhnen in Vaduz, in den Luxushotels des Malojapasses, in

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