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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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man annehmen durfte, sie habe eine gründliche Ausbildung als Bardame genossen. Ihre Manhattans für die Herren und ihre Side-Cars für die Damen brachten rasch Stimmung in die Bude. Sie führte zum ersten Höhepunkt, als der dicke Clemente im vollen Abenddreß vom Dreimeterturm ins Wasser sprang. Später hielt er sich, in einen Bademantel Pfortens gehüllt, der bei jeder Bewegung in den Nähten krachte, an die Platten und ans Pils, von dem er einen Kasten für sich allein beschlagnahmte.
    Die Abwesenheit seiner Frau erklärte Pforten damit, daß er sie mit seinen Söhnen für vierzehn Tage zur Erholung ins Engadin geschickt habe. Die Damen und Herren nahmen die Nachricht ohne Bedauern zur Kenntnis, schließlich bewegte man sich ohne ihre Gegenwart bedeutend zwangloser. Fräulein Simpson übernahm die Rolle der Dame des Hauses, aber sie hatte dabei nicht viel zu tun, denn Pforten hatte Babette und Margot auf ihre Zimmer geschickt. Die Gäste brauchten keine Bedienung, sie versorgten sich selbst. Und sie taten das auch völlig ungeniert. Die Schüsseln leerten sich genauso rasch wie die Flaschen an der Bar.
    Pforten war aufgekratzt, wie man ihn noch nie erlebt hatte. Im Kreise seiner Kollegen kannte man ihn als einen zurückhaltenden Mann, dessen Zurückhaltung man natürlich als Hochmut auslegte.
    »Was hat er heute bloß?« fragte Clemente erstaunt.
    »Er genießt die Freuden des Strohwitwers«, antwortete Herr Ruhland.
    Sechs oder sieben rasch hinuntergestürzte Cocktails brachten Pforten rasch auf hohe Touren. Er gab zwerchfellerschütternde Sondervorstellungen, parodierte berühmte Schauspieler und Sänger und erntete stürmischen Beifall, als er mit einer Mantilla um die Schultern und Kastagnetten in den Händen den feurigen Fandango einer spanischen Tänzerin aufs Parkett legte. Dazwischen wirbelte er Simone und die anderen Damen herum und führte sie zur Erfrischung an die Bar, wo Väterchen Bugatzki sich damit erheiterte, seiner Rotblonden Eisstückchen in den Rückenausschnitt zu stecken. Von Ruhland in ein Gespräch verwickelt, denn der Ressigeur war von der Tanznummer so angetan, daß er sie unbedingt als Glanzstück in einen zukünftigen Lustspielfilm einbauen wollte, ging Pforten auf die Suche nach Stiebeling. Dieser Bursche sollte sich, zum Teufel, auch mal etwas einfallen lassen! Auch Simone Simpson war von der Bar verschwunden, wo sie vor fünf Minuten noch mit Pforten geflirtet hatte. Er entdeckte Stiebeling und Fräulein Simpson in zärtlicher Umarmung auf der Hollywoodschaukel.
    Pforten hatte nichts dazu getan, die beiden zu überraschen. Es war der Lärm in der Halle oder es waren seine weichen Chromledersohlen, die ihn auf drei Schritte herankommen ließen, ohne daß sie ihn bemerkten.
    »Aber, Bärli«, hörte er Fräulein Simpson sagen, »du hast doch überhaupt keinen Grund zur Eifersucht! Pforten... Das ist doch lächerlich. Er könnte mein Großvater sein. Schau ihn dir doch an, wie ihm die Puste ausgeht. Und daß ich ihn ein bißchen umschmuse — na wenn schon! Man kann sich doch einen Mann mit seinen Beziehungen nicht zum Feind machen...«Das Münzenarmband klimperte an ihrem Handgelenk.
    Pforten kehrte unbemerkt in die Halle zurück.
    »Geben Sie mir einen Wodka, schönes Kind«, sagte er zu der Barfrau.
    »He, Pforten«, warnte Herr Bugatzki, der beobachtete, wie Pforten in kurzer Folge drei Wodkas hinunterkippte, »ich würde an Ihrer Stelle etwas langsamer treten. Die Nacht ist noch lang!«
    »Lassen Sie, Väterchen!« sagte Pforten mit einer Stimme, die nicht mehr sehr deutlich und artikuliert war. »Ich habe was im Halse. Das muß runter!«
    »Wenn es so ist, dann Prosit! Außerdem haben Sie es bis zum Bett ja nicht so weit wie wir.«
    Eine halbe Stunde später war er soweit, wie er sein wollte.
    Herr Ruhland und Herr Bertram, beide selber leicht angeschlagen, brachten Pforten auf sein Zimmer. Soweit sie ihn verstanden, hatte er die Absicht, einige Schlangen umzubringen, die er an seinem Busen genährt hatte. Es schien sich um eine ganze Schlangenfarm zu handeln. Der Lärm, den sie bei dem Transport verursachten, war so groß, daß er Fräulein Babette weckte. Sehr nüchtern und gerade bis zur Grobheit jagte sie die Herren aus Pfortens Schlafzimmer hinaus und brachte ihn selber zu Bett. Das Telefon, das er in sein Zimmer umgesteckt hatte, um in der Halle nicht gestört zu werden, läutete seit einer Viertelstunde oder noch länger ununterbrochen. Babette nahm den Hörer endlich vom

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