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Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Neobooks - Das Leben in meinem Sinn

Titel: Neobooks - Das Leben in meinem Sinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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Prinzessin sein, immer nur die Dienerin.« Empört guckt sie mich an und rümpft dann ihre kleine Nase. »Aber ich hatte ein Kleid an und Allie nur ’ne blaue Hose. So was ziehen Prinzessinnen doch gar nicht an, stimmt’s?«
    Ich nicke und verkneife mir nur mit Mühe ein Schmunzeln.
    Mit diesem Gesichtsausdruck, den winzigen blassen Sommersprossen und den wilden Löckchen sieht Josie tatsächlich wie eine Miniatur-Ausgabe ihrer Mutter aus.
    »Du bist bestimmt nicht dumm, Josie!«, versichere ich ihr und streiche vorsichtig über ihren Wuschelkopf. »Du bist genauso klug wie deine Mom. Und genauso hübsch bist du auch.«
    Josie kniet sich hin und lässt sich in meinen Schoß fallen. »Ich hab dich lieb, Ben«, sagt sie schlicht, schlingt ihre kleinen Arme um meinen Hals und ahnt dabei nicht, wie sehr sie mich ins Schwanken bringt. Dieses unschuldige Geständnis, Josies plötzliche Nähe und das Wissen, dass mein eigenes Kind auf den Monat genauso alt wäre wie sie … all das überfordert mich maßlos. Erst nach etlichen Sekunden lege auch ich meinen Arm um das kleine rosarote Bündel und drücke es an mich. Vermutlich ist es genau dieser Moment, in dem mir klar wird, dass ich mich nicht nur nach Sarah sehne … ich sehne mich nach einer Familie mit ihr. Und nie zuvor wirkte meine Sehnsucht egoistischer und unangebrachter als in diesem Augenblick.
    »Magst du meine Mommy sehr?«, fragt Josie unverhofft, als ich kurz darauf die Bettdecke über ihr ausbreite.
    »Ja, ich mag deine Mommy wirklich sehr«, gestehe ich.
    »Sie dich auch. Sonst dürfte ich bestimmt nicht bei dir schlafen.«
    »Na, dann hab ich ja noch mal Glück gehabt. So, und jetzt schlaf gut, Josie. Alberta kommt nachher zu dir. Sie schläft in dem anderen Bett, damit du nicht so allein bist. Ist das gut?«
    Die Kleine nickt begeistert.
    »Und mach dir keine Sorgen, hörst du? Deiner Mom geht es schon bald wieder besser. Sie war heute bloß sehr müde.«
    Ich stecke den dunklen Teddy zu Josie unter die Decke. Dabei fällt mir auf, wie zerschlissen das heißgeliebte Kuscheltier bereits aussieht. Die beiden Knopfaugen sind zwar ähnlich, aber nicht gleich. An einem der beiden Ohren ist kaum noch Fell erkennbar, die Nase ist durchgewetzt und ein Flicken hält den ausgemergelten Bauch des Bären zusammen.
    »Den Teddy hast du aber sehr lieb, oder?«, frage ich.
    »Ja, der heißt Moe«, erklärt Josie. »Früher hat der schon mal Mommy gehört, aber die hat ihn mir geschenkt, als ich aus ihrem Bauch rausgekommen bin. Und weißt du was? Mommy hat ihn gewonnen.« Josies Augen werden riesengroß, als sie das sagt. »Als sie noch ein kleines Mädchen war. Mommy sagt, dass Moe das Einzige ist, was sie jeeemals gewonnen hat.«
    »Wow! … Also, gute Nacht, Kleines.« Ich zögere noch einen Augenblick, doch dann beuge ich mich herab und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. »Ich lasse das kleine Licht neben der Tür an, ja?«
    Josies Antwort kommt als herzhaftes Gähnen; schon dreht sie sich auf die Seite und schließt bereitwillig die Augen.
    Als ich die Tür hinter mir zugezogen habe und mich umdrehe, steht Alberta, wie aus dem Nichts, direkt vor mir. Sie trägt ein langes Nachthemd und ein breites Haarband, ihr rundliches Gesicht glänzt von der Feuchtigkeitscreme, die sie offensichtlich in Massen aufgetragen hat.
    »Lassene Sie, Senior Todde«, flüstert sie und verbessert sich auf meinen tadelnden Blick hin sofort. »Ah … Ben, si, Ben, meine ische. Mussene misch erst daran gewohne.«
    Nach diesem entscheidenden Morgen fühlt es sich tatsächlich richtiger an, dass mich Alberta mit meinem Vornamen anspricht. Ich fühle mich vertraut mit ihr und … ja, verbunden. »Ische gehe direkt mit Josie ins Bette. Morgen wirde harte Tag werde fure die Kleine. Und fure Sarah auck … povera Sarah!« Sie schüttelt den Kopf. Ich weiß, worauf sie anspielt, denn Sarah hat sich in den Kopf gesetzt, Josie schnellstmöglich aufzuklären. Alberta tätschelt meinen Oberarm. »Buona Notte, Ben. Gotte segne Sie. Sie sind eine gute Mensche.«
    Ich verabschiede mich mit einem verlegenen Murmeln, bevor ich mich umdrehe und in mein Wohnzimmer trotte.
    Es ist eigenartig. Nun sitze ich hier wie an jedem Abend – allein mit Jack vor dem Fernseher, eine Dose Cola in der Hand und eine Schale mit Chips auf meinen Beinen. Und doch ist heute alles vollkommen anders. Denn – obwohl die Wohnung so still ist wie immer – weiß ich, dass
sie
da ist. Meine Gedanken drehen sich um die Frau, die

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