Scherben bringen Glück und Liebe (Bianca) (German Edition)
1. KAPITEL
Wumm!
Lauren Russel zuckte zusammen. Gerade war irgendetwas direkt neben ihr von außen gegen die Hauswand geprallt. So heftig, dass sie vor Schreck gegen die Schreibtischplatte gestoßen war und sich der heiße Tee über den Stapel mit dem frisch ausgedruckten Informationsmaterial aus dem Internet ergossen hatte.
„Verdammt!“ Sie sprang auf, griff nach ihrer Leinenserviette und tupfte damit notdürftig die Pfütze auf. Dann rettete sie noch schnell ihre teure Funkmaus und rannte zum Fenster. Was war da bloß passiert?
Gerade eben bekam sie noch mit, dass ein kleiner Junge einen Baseball aus ihrem Garten aufhob und ihn über die Hecke einem Mädchen auf dem Nachbargrundstück zuwarf. Dann verschwand er wieder nach nebenan.
Aha, die kleinen Monster schon wieder. Das hätte ich mir denken können.
Sofort fühlte Lauren sich schuldig. Eigentlich mochte sie Kinder ja. Wobei die Betonung wohl auf dem Wort „eigentlich“ lag: Die Nachbarskinder trieben sie nämlich langsam in den Wahnsinn.
Sie ging wieder an den Schreibtisch und wischte die restliche Flüssigkeit auf. Die feuchten Ausdrucke nahm sie vorsichtig hoch und trug sie ins Bad, um sie dort mit dem Föhn zu bearbeiten. Am Ende war das Papier zwar wellig und braun, aber die Schrift ließ sich zum Glück noch gut lesen. Schön sahen sie nicht gerade aus, und das gefiel ihr ganz und gar nicht … aber sie hatte jetzt nicht die Zeit, alles noch mal aus dem Internet herauszusuchen und neu auszudrucken.
Schließlich setzte sie sich wieder an ihren Schreibtisch, um weiterzuarbeiten. Gar nicht so leicht, dabei das fröhliche Gekreische von nebenan auszublenden. Es klang, als würden gerade zwei Grundschulklassen durch den Nachbargarten toben. Immer wieder schlug etwas gegen ihre Hauswand – offenbar der Baseball. Und jedes Mal zuckte Lauren zusammen. Wie konnten drei Kinder bloß so einen Krach machen?
Da soll sich noch mal jemand darüber beschweren, dass die Kleinen heutzutage nur im Haus herumhängen und Computerspiele spielen …
Egal, darüber wollte sie sich jetzt keine Gedanken machen. Immerhin musste sie ihren Artikel, für den sie bis eben recherchiert hatte, bis zwölf Uhr mittags abgeschickt haben. Unbedingt. Und jetzt, wo sie wusste, was der ganze Krach zu bedeuten hatte, konnte sie ihn vielleicht umso besser ausblenden und sich auf ihre Arbeit konzentrieren. Obwohl sie die Kinder am liebsten ermahnt hätte, doch bitte etwas leiser zu spielen. Aber sie hatte gestern schon mit den dreien geschimpft, als sie einfach durch ihre perfekt gepflegten Blumenbeete getrampelt waren. Und letzte Woche hatte sie ihnen einen kleinen Vortrag darüber gehalten, dass sich Frisbees nicht gerade optimal mit Tomatenstauden vertrugen.
Auf gar keinen Fall wollte sie wie eine verbitterte alte Hexe wirken, die über jede Kleinigkeit meckerte und spielenden Kindern den ganzen Spaß verdarb. Andererseits befand sich ihr Arbeitszimmer ausgerechnet auf der Seite der Krachmacher-Nachbarn.
Warum waren die Garrisons bloß ausgezogen? So ein nettes und vor allen Dingen ruhiges älteres Ehepaar! Gut, die beiden hatten in der Nähe ihrer ältesten Tochter und deren Familie wohnen wollen, und die lebte nun mal in Arizona, nicht hier in Huntsville, Alabama. Also hatten die Garrisons ihr Haus ausgerechnet an eine Familie mit drei Kindern verkauft. Zumindest hatte Lauren bisher drei Kinder zu Gesicht bekommen: zwei Jungen und ein Mädchen. Bitte mach, dass es nicht noch mehr sind! dachte sie.
Sie starrte auf den Monitor und versuchte, sich voll und ganz auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Das ging natürlich nach hinten los: Jetzt nahm sie jedes Geräusch nur noch deutlicher wahr. Da, ein spitzer Schrei! Jemand machte eine höhnische Bemerkung. Dann Gelächter.
In zwei Stunden musste der Artikel für die Lokalzeitung fertig sein. Und gleich danach warteten schon die Änderungsvorschläge, die ihre Lektorin zu ihrem Buch gemacht hatte. Es war eine Sammlung von Rezepten und Haushaltstipps; die meisten hatte sie schon einmal im Rahmen ihrer wöchentlichen Serie im Lokalblatt veröffentlicht.
In drei Tagen sollte die überarbeitete Fassung beim Verlag sein. Eigentlich hatte sie gehofft, heute damit fertig zu werden, um das überarbeitete Manuskript schon morgen abschicken zu können. Immerhin war es ihr erstes Buch, und sie hoffte, dass noch weitere folgen würde. Wenn sie jetzt den Abgabetermin überzog, machte sie sich bei ihrer Lektorin nicht gerade beliebt.
Außerdem
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