Neobooks - Die Zitadelle der Träume
da’Kandar den Heerführer zu sprechen wünscht«, forderte Gideon mit strenger Miene.
Die Gardisten musterten die staubigen, schlicht gekleideten Männer, grinsten sich an, und einer von ihnen bat mit immer noch freundlicher Stimme: »Kommt, macht keinen Aufstand! Ihr müsst euch nichts ausdenken, um Essen zu bekommen. Mit der Verpflegung sieht es bei uns gut aus.«
»Hol mir sofort diesen Canon«, zischte Rhonan ungeduldig und legte die Hand auf sein Schwert.
Die Freundlichkeit der Gardisten verschwand sofort aus ihren Gesichtern. Sie waren jetzt offensichtlich bereit, die Eindringlinge zu verscheuchen, stellten sich kampfbereit auf und zückten schon ihre Waffen, als die Königin El’Marans persönlich auf das Zelt zukam. »Was ist denn hier los?«
Die Krieger nahmen sofort Haltung an, und einer erklärte: »Verzeiht, meine Königin, aber diese seltsamen Vögel hier wollen unbedingt zum Heerführer. Behaupten, er wäre ein da’Kandar.«
Dabei zeigte er grinsend auf Rhonan. »Wir haben ihnen …«
Morwena sah den jungen, blonden Mann an, blickte in die grünen, blitzenden Augen, sog überrascht und erfreut zugleich die Luft ein und sank auf ein Knie. »Mein König!«
Die Gardisten starrten noch einmal auf die heruntergekommen wirkenden Besucher und sanken dann ebenfalls auf die Knie. Dabei warfen sie sich verwirrte Blicke zu.
Der Prinz sah zunächst verschreckt auf die gesenkten Köpfe um sich herum und dann hilflos Gideon an, der ziemlich erheitert mit einer Hand nach oben winkte.
Er räusperte sich erst einmal, bevor er hervorbrachte: »Erhebt Euch schon!«
Die Königin strahlte ihn an und seufzte glücklich auf. »Den Göttern sei Dank! Unsere Gebete sind erhört worden«, erklärte sie voller Inbrunst. »Endlich seid Ihr an unserer Seite. Kommt, mein König!«
Bei diesen Worten schob sie ihn schon in Canons Zelt und stellte die Männer gegenseitig vor. Rhonan konnte den Heerführer gerade noch davon abhalten, ebenfalls auf ein Knie zu sinken, indem er ihm hastig die Hand entgegenhielt. Dereas Bruder ergriff sie herzlich, aber mit zuckenden Mundwinkeln.
Der Prinz hätte ihn gern sofort nach Caitlin gefragt, konnte aber in der nächsten Zeit keinen Satz mehr zu Ende sprechen, geschweige denn, ein eigenes Anliegen vorbringen. Ihm wurde fast schwindelig, als die Königin von der bevorstehenden Schlacht, ihren Hoffnungen und Wünschen, ihren Ängsten und schließlich sogar von ihrer familiären Bindung zum da’Kandar-Geschlecht erzählte.
Rhonan, der schlicht keine Ahnung davon hatte, was eine Schlacht nach einer Forderung von einer Schlacht ohne Forderung unterschied, der auch nicht wusste, wie groß eine Truppe, ein Verband oder ein Heer waren, dem auch die Namen der Fürsten, die ihm anscheinend sämtlich voller Leidenschaft dienten, nichts sagten und der seinen Onkel Mathew, mit dem Morwena sich fast verbunden hätte, nicht mehr kennengelernt hatte, der also die ganze Zeit nicht einmal ansatzweise wusste, wovon sie überhaupt sprach, sackte immer mehr in sich zusammen, sah ratlos vor sich hin und hörte schließlich kaum noch zu.
Canon drehte einen Becher in seiner Hand und beobachtete schweigend, aber immer belustigter seinen offenbar überforderten Großkönig, und Gideon hörte der Königin fasziniert zu.
Unvermittelt schwieg Morwena, und die einsetzende Stille wirkte schnell erdrückend.
Rhonan fühlte alle Blicke auf sich ruhen und räusperte sich unbehaglich.
Gideon stieß ihn an. »Die Königin möchte wissen, ob du sie in die große Schlacht führen wirst.«
»Wozu sollte das gut sein? Ich kann das doch gar nicht.«
Auf den fassungslosen Blick der Königin hin ergänzte er einlenkend: »Wir wollen ja schon dabei sein und waren deshalb gerade auf dem Weg in die Sümpfe, aber ich hatte gehofft, dass Prinz Canon Nachricht von Hylia hat. Ich weiß nämlich nicht, wo meine Frau gerade ist.«
Der jetzt schon mehr als vergnügte Canon nutzte Morwenas augenblickliche Sprachlosigkeit. »Ich hatte erst vor kurzem eine Verbindung. Die Frauen sind auf dem Weg nach Mar’Elch. Es geht ihnen allen gut.«
Rhonan atmete erst einmal erleichtert durch. »Seid Ihr sicher?«, fragte er dann immer noch etwas argwöhnisch.
»Sie konnten bisher völlig unbelästigt reisen. Von Mar’Elch aus werden sie mit einer Gruppe Gardisten, die Nachschub bringt, zum Feld der Träume gelangen. Ich hatte ihnen geraten, besser in der Stadt zu bleiben, aber die Frauen sind wild entschlossen,
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