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Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Titel: Neobooks - Die Zitadelle der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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verschwiegen, allerdings nur, wenn sie dazu angehalten werden. Da dies nicht geschehen ist, werden sie sich jetzt damit brüsten, den wahren Großkönig gesehen zu haben. Draußen könntet Ihr daher kaum Begeisterung und Neugier unserer Krieger entgehen, aber hier wird Euch niemand belästigen. Ich werde mir ein anderes Quartier suchen.«
    »Ich will Euch nicht aus Eurem Zelt vertreiben.«
    Gideon klopfte seinem Freund auf die Schulter. »Hier sind zwei Lager. Bleib du mit Heerführer Far’Lass hier. Ich such mir schon eine Bleibe.«
    Auf Rhonans abwehrende Geste hin fuhr er fort: »Ich würde mich wirklich gern noch etwas umsehen. Ich sammle mit großer Leidenschaft Erfahrungen, wie du weißt. Sieh mich jetzt nicht so vorwurfsvoll an! Dereas Bruder wird sich gewiss um dich kümmern.«  Mit einem aufmunternden Lächeln schlüpfte er aus dem Zelt.
    Rhonan sah ihm unbehaglich hinterher, und Canon klopfte ihm auf die Schulter. »Es ist zwar schon eine Weile her, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, wie schwer es mir zunächst fiel, die Würde eines Amtes zu verkörpern, das mir viel zu groß erschien. Dabei bin ich nur Prinz von El’Maran. Großkönig möchte ich auch nicht sein müssen. Entspannt Euch, mein König! Derea hat mir so viel von Euch berichtet, dass ich schon glaube, Euch länger zu kennen. Nur vor unserem Zelt müssen wir Führer sein, in unserem Zelt dürfen wir Menschen sein.«
    Der Prinz machte einen verlegenen Eindruck und zuckte die Schultern. »Also … ja, also … es würde schon viel zu meiner Entspannung beitragen, wenn Ihr mich nicht König nennen würdet. Das ist … ich bin …« Hilflos brach er ab.
    »Setz dich, Schwager«, erwiderte Canon sofort entgegenkommend. »Derea nennt dich nur noch so. Ich werde das mit deinem Einverständnis auch tun.«
    Er sah den erleichterten Gesichtsausdruck seines Gastes und fuhr fort: »Ich lass uns jetzt erst einmal etwas zu essen kommen.«
    In der nächsten Zeit aßen und tranken sie und unterhielten sich über die bevorstehende Schlacht. Rhonan stellte fest, dass Canon und Derea gar keine äußerlichen Ähnlichkeiten verbanden, dass aber beide die gleiche Offenheit und Ehrlichkeit auszeichnete, die es einem unmöglich machten, sie nicht zu mögen.
    Morwenas Sohn vermerkte indes schnell, dass die Unsicherheit seines Gegenübers sich lediglich auf königliche Umgangsformen bezog. Überaus dankbar und erleichtert nahm er zur Kenntnis, dass er im Gegensatz dazu alles andere anscheinend besonnen und wohldurchdacht in Angriff nahm. Sein kleiner Bruder hatte ihn wohl richtig beurteilt. Der Großkönig schien kühl und sicher, wenn es um die Einschätzung von Kämpfen oder Gegnern ging, und zurückhaltend und zögerlich lediglich, wenn es um zwischenmenschliche Beziehungen ging.
    In bestem Einvernehmen legten sie sich schließlich schlafen.
     
    Gideon genoss unterdessen die allgemeine Aufmerksamkeit. Als Weggefährte des Großkönigs war er gesuchter Mittelpunkt sämtlicher Gesprächsrunden. Er hätte fast gelacht, als ihm erzählt wurde, wie die Gardisten, die ihnen kurz zuvor noch den Zutritt zu Canons Zelt verweigert hatten, im Nachhinein von der unübersehbaren Größe und Stärke des neuen Königs geschwärmt hatten.
    Gern bestätigte er immer wieder, dass niemand Rhonan jemals würde besiegen können. Gern pries er dessen Heldentaten, und gern erzählte er von Kahandar, der einzigartigen Eisklinge. Er bedauerte ein wenig, dass die Krieger, die in ihre letzte Schlacht zogen, die unglaubliche Ruhe, die seinen jungen Freund in der Regel umgab, nicht miterleben konnten, aber er bezweifelte ernsthaft, dass Rhonan diese Ruhe auch in ihrer Mitte ausgestrahlt hätte. Er nahm eher an, dass der gehetzt um sich geschaut und verlegen gestottert hätte. Insofern war es wohl zur Stärkung der Moral unter den Kriegern besser, wenn sie nur aus seinem Munde von den kämpferischen Vorzügen ihres Großkönigs hörten. Also gab er sein Bestes, und an den leuchtenden Augen seiner Zuhörer sah er, wie allmählich das Vertrauen darauf wuchs, dass sie an der Seite des wahren Königs da’Kandars doch noch siegen konnten.   
    Mitternacht war schon vorbei, als der Gelehrte sich endlich erhob, um sich seiner selbst gestellten Aufgabe zu widmen. Auf dem Weg zum Schmied und zum Zeugmeister hörte er die Krieger immer noch voller Begeisterung von der Eisklinge und deren Führer reden und lächelte vor sich hin.
    Er spürte eine Hand auf der Schulter, fuhr herum und sah

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