Neobooks - Die Zitadelle der Träume
ihre Zauber, zumindest aber ihre Heilerfähigkeiten in die Schlacht mit einzubringen. Dagegen konnte und wollte ich nun wirklich nichts sagen.«
Rhonan schien endlich beruhigt und nickte. Er hatte auch nie damit gerechnet, Caitlin ganz von einem Schlachtfeld fernhalten zu können, auf dem er kämpfte. Dann fiel ihm noch etwas anderes ein. »Und Derea?«, fragte er. »Geht es ihm auch gut?«
»Ich denke mal. Er schweigt zurzeit, aber das tut er hin und wieder, wenn er für eine Verbindung einfach zu erschöpft ist. Diese Hexe setzt ihm wohl ziemlich zu, aber damit wird er ja hoffentlich zurechtkommen. Hylia und Derea haben mir von Eurem Vorhaben erzählt. Glaubt Ihr wirklich, die Kalla werden uns helfen?«
»Ich weiß es nicht, aber ich hoffe es.«
Canon nickte ernst. »Mein Bruder hat wahrhaft Grauenerregendes von den Schattenkriegern berichtet. Er hält sie für nahezu unbesiegbar.«
»Damit hat er nicht übertrieben«, erwiderte Rhonan sofort. »Wenn das Heer auch nur annähernd so groß ist, wie die Hexe sagte – und davon ist nach Camoras ›Einladung‹ wohl auszugehen –, sehe ich ohne die Echsen überhaupt keine Möglichkeit für einen Sieg der Reiche.«
»Uns bleibt nach Camoras Forderung leider kaum eine Wahl. Wollen wir uns nicht ergeben, müssen wir kämpfen. Die Stimmung unter den Kriegern ist nicht die beste, da bereits wilde Gerüchte über das Schattenheer die Runde machen, aber es hat bisher tatsächlich nicht einen einzigen Versuch gegeben, Fersengeld zu geben. Allen ist klar, dass der Ausgang dieser Schlacht über die Zukunft aller entscheiden wird.«
Morwena hatte sich endlich wieder von ihrem Schrecken erholt und erklärte freudestrahlend: »Ich weiß gar nicht, warum ich erst jetzt daran denke, aber ich werde die Männer sofort antreten lassen. Allein das Wissen darum, dass ihr Großkönig bei ihnen ist, wird ihnen Mut machen. Eure Worte werden sie aufrichten.«
»Oh, bitte nicht!« Rhonan brach der Schweiß aus. »Das … das geht jetzt nicht, wir müssen nämlich weiter, weil wir es eilig haben.«
Sie blickte ihn ungläubig an. »Ihr wollt des Nachts reiten?«
Rhonan räusperte sich nur und rieb seine Oberschenkel, und Gideon kam seinem Freund sofort zu Hilfe. »Königin Morwena, wir würden sehr gern eine Nacht in Eurem Lager verbringen, aber, wenn irgend möglich, in aller Stille. Unser Großkönig war ständig auf der Flucht und ist weder mit Menschenmassen noch mit höfischen Gebräuchen vertraut. Gebt ihm Zeit, sich an diese Dinge zu gewöhnen!«
Sie sah den verschreckten jungen Mann an, und ihre mütterlichen Gefühle erwachten sofort. »Das hättest du mir doch einfach sagen können, mein lieber Junge. Mit mir kannst du immer offen reden. Wir werden dir alles beibringen, was du wissen musst. Wende dich immer vertrauensvoll an mich oder auch an Canon oder Derea. Betrachte uns als deine Familie! Schließlich wäre ich deine Tante geworden, wäre dein Onkel nicht kurz vor der Hochzeit gestorben.«
»Danke«, erwiderte er matt.
Offensichtlich von dem Gedanken beseelt, dass der junge Großkönig nichts anderes im Sinn haben könnte, als sofort in seine neue Aufgabe eingewiesen zu werden, erzählte sie von den Führern der Freien Reiche und wie er am besten mit dem jeweiligen Fürsten zurechtkommen würde.
Rhonan begriff gar nichts und brachte ab dem dritten Reichsfürsten alles durcheinander.
Sie jedoch redete und redete, bis Canon sie mit ruhiger Stimme unterbrach: »Mutter, das hat doch alles Zeit. Ich glaube, unsere Gäste sind müde. Sie haben bereits einen weiten Weg hinter sich und noch einen weiten vor sich.«
Morwena sah ihn zunächst ob der unhöflichen Unterbrechung ungehalten an, lachte dann aber hell auf. »Wenn ich dich nicht hätte. Du hast natürlich wie immer recht, mein Lieber.« Sie erhob sich und verabschiedete sich herzlich, aber umgehend.
Rhonan, der sich wie Canon und Gideon erhoben hatte, als sie aufgestanden war, stand stocksteif da, als sie ihn erst an sich drückte und dann seinen Kopf zu sich herunterzog und ihn auf beide Wangen küsste und ihm eine gute Nacht wünschte.
Erleichtert nahm er zur Kenntnis, dass diesmal nichts von ihm erwartet wurde.
Die Königin reichte Gideon freundlich beide Hände, küsste auch Canon auf beide Wangen und verschwand.
Der wandte sich sofort an den Prinzen. »Wenn Ihr Eure Ruhe wollt, bleibt einfach hier. Es dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, dass Ihr im Lager seid. Die Gardisten sind
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