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Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Neobooks - Die Zitadelle der Träume

Titel: Neobooks - Die Zitadelle der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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verschiedenen Führer angeordnet.   
    Rhonan sah sofort, dass endlich kein Loch mehr frei war, und atmete erleichtert durch. Zumindest schienen die Kalla vollzählig zu sein. »Frag sie schon, wie sie sich entschieden haben!«, forderte er ungeduldig.
    »Sie wollen sich erst noch mit dir unterhalten.«
    »Ich hab hier sowieso schon viel zu viel geredet und will mich nicht mehr unterhalten. Was wollen sie denn jetzt noch wissen? Wie ich mir die Stiefel schnüre?«
    Gideon seufzte unglücklich und suchte mit den Augen unwillkürlich den Raum nach Feuerstellen und Brandeisen ab. »Sie wollen wissen, ob du zur Aufnahme in den Verbund der Stammesführer bereit wärst. Es bedürfte dazu einer Mutprobe.«   
    »Nein, verdammt noch mal, das bin ich nicht, das bin ich sogar überhaupt nicht«, erklärte sein Begleiter zur größten Überraschung des Gelehrten zornig. »Sag ihnen, ich hätte nicht vor, einer der ihren zu werden.«
    »Aber Rhonan …«
    »Nein, verflucht! Sag es ihnen!«, unterbrach der unwirsch.
    »Sie wollen wissen, warum sie dich dann begleiten sollen.«
    »Weil der Schatten irgendwann auch den Sumpf erreichen wird. Ihre ganzen Naturgeister sind doch schon zornig. Bei allen Göttern, das habe ich doch schon oft genug erklärt. Ich werde hier noch wahnsinnig.«
    Er fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund, atmete tief durch und fuhr etwas ruhiger fort: »Sag ihnen, dass wir nur gemeinsam das Schwarze Heer besiegen können. Sag ihnen …«
    »Tritt vor, und sage es mir selbst!«
    Gideon fuhr zusammen, und der Prinz sah völlig überrascht in die Runde der Echsenkrieger. »Was ist?«
    Ein geflügelter Kalla winkte ihn heran. »Sprich mit mir!«
    »Du sprichst unsere Sprache?«, fragte Rhonan verblüfft.
    Es klang zwar kehlig, und auch die Betonung war seltsam, aber darüber hinaus war es gut zu verstehen.
    »Es gab einmal eine Zeit, da glaubte ich, ihr Menschen wärt nicht unsere Feinde. Also verließ ich vor vielen, vielen Jahren die Sümpfe, um Heiler für meinen todkranken Vater zu holen. Ein Gelehrter, ein Stammesbruder deines Begleiters, hatte lange vor meiner Geburt einige Zeit bei uns gelebt und dabei auch von den Heilkräften der Priesterinnen berichtet. Mein Vater hatte mir davon erzählt, und als er im Sterben lag, erinnerte ich mich daran. Ich war noch jung, so jung, dass meine Flügel nicht mehr als kleine, knöcherne Auswüchse am Rücken waren. Ich flehte meine erwachsenen Artgenossen an, auf der Nebelinsel um Hilfe zu bitten. Alle weigerten sich. Hilfe von Menschen wollten sie nicht. Sie warnten mich vor deren Überheblichkeit und Missachtung uns gegenüber. Ich wollte ihnen nicht glauben und machte mich zu Fuß auf zu dieser Nebelinsel, kam jedoch nie an. Denn ich wurde eingefangen, in Ketten gelegt und durch die Städte geschleift, wo deinesgleichen dafür bezahlte, Steine auf mich werfen zu dürfen. Und glaube mir, viele Kromtaler wechselten den Besitzer. Ohne meine Panzerung hätte ich nicht lange überlebt.«
    Er hielt seine klauenartigen Hände vor sich. »Man schnitt mir sogar die Krallen ab. Ich bekam nur Abfälle zu essen und wurde gehalten wie ein wildes Tier, obwohl sie doch erkennen mussten, dass ich noch ein Kind war. Reichte ich ihnen doch nicht einmal bis zur Schulter. Ich habe in dieser furchtbaren Zeit eure Sprache gelernt, und ich habe gelernt, dass ihr bösartig und gefühllos seid. Ich war in friedlicher Absicht gekommen, aber ihr habt mich gedemütigt und gequält. Auch du siehst uns doch nur als Tiere an und willst deshalb keiner von uns werden. Du wärst nie einer von uns geworden, und du hättest auch keine Mutprobe bestehen müssen. Es war nur eine Prüfung, um zu sehen, wie du uns siehst. Du hast versagt. Warum sollten wir dir also helfen? Auch unsere Kinder werfen gern mit Steinen auf Feinde. Warum solltest du ein besseres Schicksal haben als ich?«
    Gideon war immer bleicher geworden. Diese unerwartete Wendung konnte nichts Gutes bedeuten.
    Er sah beklommen zu seinem Begleiter, der ohne jede sichtbare Regung der Rede zugehört hatte, und jetzt frostig erwiderte: »Eure Kinder werfen doch nicht nur mit Steinen. Mir wurde erzählt, sie essen ausgesprochen gern Menschenfleisch. Verstehst du so etwas vielleicht unter Gastfreundschaft? Erwartest du Mitgefühl oder eine Entschuldigung von mir? Dann lass dir gesagt sein, darauf kannst du warten, bis dir deine Klauen auch noch abfaulen. Aber nun zu deiner Vermutung: Ich wäre nicht hier, wenn ich euch für Tiere

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