Neobooks - Entbehrlich: Thriller (German Edition)
Gruppe und versuchte, in den Kampf einzugreifen.
Ross dachte: Okay, es geht los. Ich sehe drei, aber wahrscheinlich sind es mehr. Als Erstes brauche ich sichere Ziele. Er trat ins Licht, feuerte aus beiden Pistolen mehrmals auf den Helikopter und sah, wie einige der Geschosse Funken schlugen. Beim Klang der Schüsse brach der Kampf ab. Carmen und die Männer standen eine Sekunde lang wie eingefroren. Dann ließ sie sich zu Boden fallen. Sie hat es nicht vergessen, dachte Ross triumphierend, sie hat es nicht vergessen. Im Schatten unter der Plattform sah er Mündungsfeuer; etwas riss an ihm, und er hörte das harte, echolose Krachen eines Schrotgewehrs. Noch einer, dachte er. Ich bin getroffen. Sein linker Arm und sein halber Brustkorb waren taub. Seine Beine gaben nach. Er lehnte sich an die Wand, rutschte zu Boden und setzte sich ins Wasser. Als er saß, fühlte er sich besser. Mach nicht schlapp, sagte er sich, es ist noch nicht vorüber. Wieder krachte das Gewehr; heiße Finger strichen über sein Gesicht und durch sein Haar, und ein Schauer von Putzteilchen ging auf ihn nieder. Sitz nicht rum und warte auf deinen Tod, sagte er sich. Er streckte den noch funktionierenden Arm und zielte sorgfältig auf den Mann, den er am besten sah. Er hielt tief; zwanzig Meter Entfernung und schlechte Sicht sind keine guten Bedingungen für einen Kopfschuss. Er drückte ab. Der Mann zuckte wie unter einem Schlag und stolperte, aber dann straffte er sich, hob seine Pistole und gab zwei Schüsse in Ross’ Richtung ab. Er trägt eine Weste, dachte Ross. Er sieht mich nicht richtig, er hat das Licht und den Regen im Gesicht. Zum dritten Mal hörte er das Gewehr. Um ihn herum spritzte das Wasser auf, und er fühlte die Treffer wie Hiebe an seinen Beinen. Ross ließ sich zur Seite fallen und machte sich so flach wie möglich. Liegend sah er durch den Wassernebel und den vom Licht versilberten Regen, wie der Mann, auf den er geschossen hatte, näher kam, und mit ihm ein zweiter, ein Gewehr im Anschlag. Ross zielte im Liegen auf den Mann mit dem Gewehr, den gefährlichsten seiner Gegner, aber er schoss nicht sofort, er ließ die beiden herankommen. Er durfte sie nicht verfehlen. Er zielte noch tiefer als zuvor; die handelsüblichen Westen reichen selten über den Gürtel. Er drückte ab, fast schon zu spät. Der Mann ließ das Gewehr fallen, griff sich mit beiden Händen in den Schritt und sank auf die Knie. Zu tief getroffen. Egal. Ross feuerte auf den anderen, dessen Kugeln jetzt um ihn herum einschlugen, vier, fünf Mal, bis er auch diesen getroffen hatte und er zu Boden ging. Ross wartete, aber es kam niemand mehr über den Platz. Wo ist Carmen?, dachte er. Der Helikopter war noch da. Der Rotor drehte sich immer langsamer. Auf. Ross stemmte den gesunden Arm gegen den Boden und schaffte es, sich aufzurichten und sich wieder an die Wand zu lehnen. Blut füllte seinen Mund, Blut färbte sein nasses Hemd und das Regenwasser um ihn herum. Schmerzen und Übelkeit begannen, sich in ihm breitzumachen. Ihn schwindelte; er schloss die Augen und spürte, wie er auf die große Dunkelheit zutrieb. Erschrocken riss er die Augen wieder auf; noch nicht, dachte er, noch nicht. Ich bin noch nicht so weit. Zehn Meter entfernt kniete der Mann, dem er in den Schritt geschossen hatte, die Fäuste zwischen den Schenkeln, und glotzte ihn an. Sein Gesicht war eine Grimasse des Entsetzens: Er hatte die schlimmste aller Verwundungen. Mit einem Mal begann er blökend zu schreien und hörte nicht mehr auf. Er unterbrach sich nur, um Luft zu holen. Ross tastete nach der Beretta; sie lag außer Reichweite. Er hatte sie losgelassen, als er sich aufsetzte. Die andere war ihm schon aus der Hand gefallen, als er das erste Mal getroffen wurde. Jetzt fehlte ihm die Kraft, eine der beiden Pistolen zu erreichen und den Schreienden zu töten. Resigniert ließ er seinen Kopf auf die Brust sinken und ergab sich dem monotonen Geheul. Dann hörte er ein scharfes Klatschen, und der Verstümmelte schwieg. Ross merkte, dass sich jemand über ihn beugte. Jemand packte sein Kinn und hob es an.
»Walter! Oh, mein Gott!«
Sie sah furchtbar aus. Das nasse Haar klebte an ihrem Schädel. Das blasse Auge war dabei, zuzuschwellen, Blut lief aus ihrer deformierten Nase, ihrem zerschlagenen Mund und aus einer Platzwunde auf dem Jochbein. Carmen, dachte Ross, sie haben dein schönes Gesicht zerstört. Eine tiefe, vorher nie gekannte Traurigkeit erfasste ihn. Er wollte die Augen
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